Friedhof Wedel

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Vilma (Wilhelmine) Lehrmann-Amschler
(25.7.1910 Vrsac (Werschetz) - 23.12.1989 Wedel)
Bildhauerin
Grablage: WK 3 Nr. 2
"Ihr Vater war auch Bildhauer und hat die Ausbildung seiner Tochter wohl schon im frühen Alter gefördert. Ihre künstlerische Ausbildung begann 1928-30 mit einem Stipendium für ein Studium der Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Graz. Ab 1930 wohnte, studierte und arbeitete Vilma Lehrmann in Berlin."1) Sie belegte an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Berlin die Fächer: angewandte Kunst, Baukunst und Silberschmiedekunst.
Zwischen Winter 1931/1932 bis Sommer 1934 "arbeitete sie in Frankreich an einem Relief mit religiösen Motiven. Also hielt sie sich in der Zeit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nicht kontinuierlich in Berlin auf und hat unter Umständen wenig über die Vehemenz der Machtkämpfe an der Berliner Kunstakademie erfahren.
Vilma Lehrmann wird spätestens 1934 über den Machtwechsel und seine Auswirkungen in ihrer nächsten Umgebung an der Kunstakademie informiert gewesen sein, denn ihre beiden Lehrer Ludwig Gies und Walter Raemisch waren direkt von den nationalsozialistischen Repressionen betroffen.
Vilma Lehrmann zeigte kein eindeutiges Verhalten während ihres Studiums an der Kunstakademie. Trotz der nationalsozialistischen rassistischen Angriffe auf Gies und Raemisch studierte sie weiter bei diesen beiden Professoren.
Aber sie passte sich auch dem neuen monumentalen Herrschaftsstil aktiv an und gestaltete Bauplastik, Skulpturen, Reliefs und Goldschmiedearbeiten im Sinne der NS-Kunstpropaganda. So übernahm sie auch zwei Aufträge für öffentliche Bauten in Potsdam, eine Brunnenanlage für die Jugoslawische Gesandtschaft und ein Tympanon am Veterinärinstitut.
Vilma Lehrmann entwickelte keine eigene künstlerische Handschrift. Dies mag Ausdruck einer Suche nach individuellen Darstellungsformen sein, nach einem eigenen Stil im Rahmen der Ausbildung oder aber Anpassung an die Wünsche und Vorstellungen ihrer Auftraggeber.
‚Es ist meine Auffassung, dass das Figürliche nicht in Vergessenheit geraten darf. Die Gestaltung soll durch die Komposition der heutigen Bauweise vollkommen angepasst sein. Die abstrakten Kompositionen sind für mich eine Aufgabe bei bestimmten, besonderen Bauten, die ich durch Metall, Technik und Komposition so gestalte, dass sie sich harmonisch mit dem Bau verbinden. Dabei arbeite ich je nach Thema und Entwurf in Keramik, Holz, Stein und Metall und lege besonderen Wert auf die Gesamtwirkung der Oberflächenbehandlung.' (Vilma Lehrmann-Amschler, 1982)." 2)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus zog Vilma Lehrmann mit ihrem Lebensgefährten, den Kunstmaler Alfred Amschler (1907-1978), nach Rissen. Das Paar heiratete im Februar 1946 und zog 1948 nach Wedel, wo es ab 1955 ein Wohn- und Atelierhaus An der Aue 1 bewohnte.
"Ab 1948 übernahm Vilma Lehrmann-Amschler wieder öffentliche Aufträge im Bereich Bauplastik. Allein in den 50er Jahren führte sie mindestens 13 Aufträge zumeist für das ‚Kunst-am-Bau'-Programm in und um Hamburg aus. In der Zeit von 1948-78 erfüllte sie, zum Teil in Zusammenarbeit mit ihrem Mann, 40 öffentliche und kirchliche Aufträge in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Nach dem Tod ihres Mannes Alfred Amschler 1978 nahm Vilma Lehrmann keine Aufträge mehr an. Schwerkrank lebte sie, nach der Amputation beider Beine, im Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in Wedel bis zu ihrem Tod am 23.11.1989." 3)
Sie vermachte der Stadt Wedel das Haus an der Wedeler Aue 1a, ihren künstlerischen Nachlass und 600.000 EURO, damit die Stadt Wedel eine Stiftung zur Kulturförderung damit gründe, was die Stadt Wedel auch tat: Die Stiftung heißt: "Stiftung zur Förderung von Kunst und Kultur - Amschler Stiftung". Aus den Zinserlösen der Erbschaft erhalten Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende Die Aufgabe der Stiftung liegt in der Förderung der Kunst und Kultur in Wedel. "Zu diesem Zweck werden jährlich die Erträge aus dem Stiftungsvermögen und eventuelle Spenden für Förderprojekte im Haushalt bereitgestellt. Der Stiftungsrat berät in seinen Sitzungen über alle eingehenden Anträge und entscheidet, welche Künstler beziehungsweise Künstlerinnen, Objekte oder Vorhaben mit Mitteln der Stiftung gefördert werden." 4)
Laut Eintrag in Wikipedia gibt es folgende Werke im öffentlichen Raum in Hamburg von ihr:
  • Lesender Junge, vor der Grundschule Iserbarg, in Rissen


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  • Kind mit Hund, vor der Polizeiwache 25, Silcherstraße in Hamburg-Bahrenfeld (1963)
  • Fuchs, Eichhörnchen, Marder: jeweils Keramik-Relief (1960) an der Stirnwand der Reihenhäuser Ermlandweg 13, Ermlandweg 21 und Grellkamp 50 in Hamburg Langenhorn
  • Athena Düppelstraße, Hamburg-Altona
  • Drei Frauengestalten, Keramikskulpturen an der Hauswand Düppelstraße 7-11 in Altona (1957)
  • An der Wand Lehnende, Bronze an Giebelwand im Garten, Wigandweg 15 in Hamburg Groß-Borstel (1960)
  • Spielende Kinder, Bronze im Böttcherkamp 103e, in Hamburg-Lurup (1968)


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  • Brunnen (Bronze), Mehlandsredder 20 in Hamburg Großlohe-Nord (1966)
  • Reiher im Schilf, Bronzeprägung im Format 27,5 × 16 cm, im Besitz der SAGA (1968)
  • Reiher im Schilf, Bronze im Heerbrook 2/4 in Hamburg Iserbrook (1963)
  • Liegende mit Vogel, Bronze im Format 16 × 25 cm, im Besitz der SAGA (undatiert)
  • Lesende Frau, Bronze, im Besitz der SAGA (undatiert)." 5)
Quellen:
1-3) https://www.wedel.de/kultur-bildung/kuenstler-und-kunstfoerderer/amschler-stiftung/amschler-kuenstlerportrait.html
4) https://www.wedel.de/kultur-bildung/kuenstler-und-kunstfoerderer/amschler-stiftung.html
5) wikipedia: Vilma Lehrmann-Amschler, abgerufen: 23.12.2017
Friedhof Aumühle
Margot Guilleaume
Photo: Marlis Boldt
12.1.1910 Hamburg - 25.6.2004 Hamburg
Sopranistin, Opernsängerin, Hochschulleherin
Grablage: R 99
Margot Guilleaume entstammte einer alten bretonischen Familie, die im 18. Jhd. nach Hamburg eingewandet war. Ihr Vater war Kaufmann und wollte, dass seine Tochter eine kaufmännische Lehre absolvierte. Nach dem Abschluss der kaufmännischen Lehre arbeitete Margot Guilleaume auch einige Zeit in diesem Beruf, doch ihre Liebe zur Musik war geweckt und sie wollte unbedingt Sängerin werden. So besuchte Margot Guilleaume das Vogt'sche Konservatorium in Hamburg und absolvierte eine zweijährige Chorausbildung, 1931 trat sie als Chorsängerin an der Schilleroper in Hamburg auf. 1933 begann sie am Lübecker Stadttheater als Chorsängerin mit Soloverpflichtung und
wurde 1934 Chrorsängerin der Bayreuther Festspiele, danach erhielt sie einen Vertrag an der Hamburgischen Staatsoper für kleine Solopartien.
In der NS-Zeit trat sie nicht der NSDAP bei. Sie war acht Jahre lang Mitglied der NSF (Staatsarchiv Hamburg 211-11 Misc 14952). Die NS-Frauenschaft wurden am: "1.10.1931 als Zusammenschluß verschiedener Verbände von der NSDAP gegründet. Seit dem 29.3.1935 als offizielle Gliederung der NSDAP in die Partei eingeordnet, kam der N. die Aufgabe zu, Frauenarbeit im Sinne der NS-Ideologie zu leisten. (...) 1936 wurden die Bedingungen für die Aufnahme in die N. verschärft, um den Auswahlcharakter der Organisation zu erhalten. Seitdem wurden nur noch Frauen aufgenommen, die sich bereits im Sinne der Partei verdient gemacht hatten. Politisch blieb die N. ohne Bedeutung (...) und übte nur geringen Einfliß auf die NSDAP aus. Sie beschränkte sich vielmehr auf eine gezielte ideologische und praktische Schulung von Frauen innerhalb der ihnen zugeordneten häuslichen und familiären Welt." (Anja von Cysewski: NS-Frauenschaft, in: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 2. Aufl. München 1998, S. 617f.)
Weitere Stationen ihres Schaffens waren an den Theatern in Göttingen, Wilhelmshaven, Oldenburg. Von 1946 bis 1949 war sie wieder an der Hamburgischen Staatsoper tätig und trat in Rundfunksendungen von Radio Hamburg (dem späteren NDR) auf. dadurch wurde sie über die Landesgrenzen Hamburgs bekannt. Auch machte sie Schallplattenaufnahmen. Ihren Vertrag an der Hamburgischen Staatsoper beendete sie wegen der vielen Verpflichtungen als Barock- und Oratoriensängerin. Nun trat sie als Liedersängerin in vielen Konzerten auf, die sie auch nach Frankreich und in andere Länder führten.
Von 1950 bis 1978 war Margot Guilleaume als Gesangslehrerin an der Hamburger Musikhochschule tätig. 1962 wurde sie dort zur Professorin ernannt.
1951 zog sie mit der Organistin Marie-Luise Bechert (siehe dazu unter Friedhof Nienstedten) in eine gemeinsame Wohnung in der Parkstraße 69 in Hamburg Othmarschen. Nachdem Marie Luise Bechert 1953 an Krebs verstorben war, übernahm Margot Guilleaume die Verantwortung für die zwei Kinder (geboren 1939 und 1940) der Verstorbenen.

Text: Rita Bake
Quelle:
http://www.margot-guilleaume.com/
Friedhof Rellingen

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Prof. Tuula Wegner-Nienstedt, geb. Nienstedt
1.7.1941 in Turku/Finnland - 8.2.2013 Hamburg
1979-2012 Nebenberufliche Professur für Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg; Dozentin am Hamburger Konservatorium; Wieder-Entdeckerin und Interpretin von Komponistinnen wie Fanny Hensel und Clara Schumann.
Grablage: Baumpark-Taschentuchbaum 20-04-022
Am 14.02.2013 meldete der Newsletter der Hochschule für Musik und Theater: "Nach schwerem Krebsleiden verstarb am Freitag letzter Woche Prof. Tuula Nienstedt-Wegner, die an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg von 1979 bis 2012 eine nebenberufliche Professur für Gesang inne hatte und außerdem am Hamburger Konservatorium eine Gesangsklasse leitete.
Tuula Wegner-Nienstedt stammte aus Finnland (1941 in Turku geboren). Sie studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki und setzte ihre Studien mit einem Stipendium des DAAD an der Musikhochschule Detmold fort. Ihre Ausbildung ergänzte sie u. a. durch private Studien bei Prof. Gisela Litz (Kammersängerin, Lyrischer Mezzosopran) in Hamburg. Sie war eine geschätzte Lied- und Oratoriensängerin, die als Altistin in zahlreichen Konzerten in Skandinavien und Mitteleuropa aufgetreten ist. Einer ihrer Schwerpunkte war die Wiederentdeckung eines unbekannten Repertoires; so hat sie Lieder u.a. von Clara Schumann und Fanny Hensel für eine CD-Produktion eingesungen. An der Hamburger Musikhochschule war Tuula Nienstedt-Wegner insbesondere für die stimmliche Ausbildung künftiger Schul- und Kirchenmusiker zuständig." Die Trauerfeier fand am 19. Februar 2013 in der Rellinger Kirche statt, auf dem dortigen Friedhof wurde Tuula Nienstedt bestattet.
Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
- www.hfmt-hamburg.de/aktuelles/archiv/detailansicht/article/prof-tuula-wegner-nienstedt-verstorben/
- Friedhofsverwaltung Ev-Luth. Kirchengemeinde Rellingen
Friedhof Reinbek
Anna Gertrud (genannt: Ebelin) Bucerius, geschied. Ebel, geb. Müller
(1.10.1911 Mannheim - 9.7.1997 Brione/Schweiz )
Geschäftsführerin der Wochenzeitung DIE ZEIT, Stifterin
Grabstätte: Grabnummer: 15 01 070
In ihrer Trauerrede im Juli 1997 würdigte die Mitherausgeberin der "ZEIT", Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002), den Werdegang der Gattin von Gerd Bucerius folgendermaßen:
"Nun werden wir Ebelin Bucerius neben Gerd Bucerius - dem bisherigen Verleger der ZEIT - begraben. Wir werden sie in Reinbek auf dem Weg zur letzten Ruhe begleiten. Sie ist in der vergangenen Woche in der Schweiz an Herzversagen gestorben.
Ebelins Leben zerfällt in zwei ganz unterschiedliche Perioden. Wer sie gegen Ende des Krieges zum ersten Mal traf, lernte eine couragierte, gescheite, amüsante junge Frau kennen. Typisch für diese Phase: Sie lebte damals, noch unverheiratet, mit Bucerius zusammen, der ständig in Gefahr schwebte, weil er als Rechtsanwalt Juden verteidigte und Oppositionelle. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum der örtliche Parteifunktionär dafür sorgte, daß er einen Gestellungsbefehl bekam. Als der Briefträger ihn brachte, hat Ebelin ihn blitzschnell an sich genommen, ihn - ohne Bucerius etwas davon zu sagen - zerrissen und der Wasserspülung überantwortet. Glücklicherweise hatte die Auflösung der bürokratischen Ordnung zu jener Zeit bereits begonnen, so daß dieser Vorgang unbemerkt blieb.
Als die beiden nach Gründung der Bundesrepublik ihren Schwerpunkt nach Bonn verlegten, weil Bucerius inzwischen Abgeordneter der CDU geworden war, wurde ihr dortiges Haus zu einem besonders beliebten Treffpunkt für Minister, Industrielle, Journalisten. Und zwar aus zwei Gründen: einmal wegen der hohen Intelligenz und der politischen Einfälle von Bucerius, zum anderen wegen Ebelins entwaffnender Direktheit, gepaart mit einer gewissen Naivität und ihrem Sinn für Witz. Als die ZEIT dann wichtiger wurde als die politische Laufbahn, wurde Hamburg wieder zum Mittelpunkt. Damals formierten sich Industrie und Banken neu. Ebelin war Geschäftsführerin geworden, und mit nicht zu überbietendem Eifer knüpfte sie die Beziehungen zu jenen Institutionen.
Stiller verlief ihr Leben während der letzten zwanzig Jahre, das durch ständig wechselnde Krankheiten belastet wurde. Das Hamburger Klima trieb sie in die Schweiz, wo sie in einem schönen, von Richard Neutra erbauten Haus in einer herrlichen Landschaft lebte - aber Krankheit und Einsamkeit ließen keine Freude an diesem Dasein aufkommen.
Nun findet sie die Ruhe und den Frieden, die sie sich gewünscht hat" (Zitat: Marion Gräfin Dönhoff zum Tode von Ebelin Bucerius. Couragiert und tatkräftig. Von Marion Gräfin Dönhoff . 18. Juli 1997. Quelle: (c) DIE ZEIT 1997, online: www.zeit.de/1997/30/ebelin.txt.19970718.xml, abgerufen 8.2.2016).
In der Biografie des Verlegers "Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit" warf der Soziologe, Politiker und Publizist Ralf Dahrendorf Streiflichter auf die "Bonner Republik" und die "Hamburger Verlegerszene" der bundesdeutschen Nachkriegsära. Zu den Lebensgefährtinnen von Gerd Bucerius teilte er mit: "Am 11. Oktober 1932 heiratete Gerd Bucerius Detta (Gretel) Goldschmidt (1910-1970), eine Jüdin. Diese emigrierte im Dezember 1938 nach England. Am 19. Dezember 1945 wurde die Ehe geschieden. Am 12. April 1947 heiratete er Gertrud Ebel (1911-1997), genannt Ebelin, geb. Müller, später gesch. Ebel, ihr früherer Gatte war der Kölner Friseur Heinrich Ebel". Die beiden, Gertrud und Gerd, lernten sich 1944 im besetzten Frankreich kennen. (Dahrendorf 2000: 50 sowie "Lebenslauf Gerd Bucerius" 2006, S. 20).
Ebelin, als Rufname der weiblichen Form, gebildet aus ihrem früheren Ehenamen "Ebel" (genannt auch Evelyn) bzw. Gertrud, ließ sich von Bucerius zeitlebens nicht scheiden. Täglich habe er mit ihr telefonisch in Kontakt gestanden: "die tiefe Bindung, die in den Jahren 1944/45 und bis zum Anfang der 50er Jahre zwischen beiden geknüpft worden war, erwies sich als ungebrochen und unzerbrechlich, was immer sonst im Leben der beiden geschah. (...) Ebelin war Bucerius' Frau und Ansprechpartnerin, der er seine Schwächen anvertraute, ohne doch mit ihr leben zu können; Hilde von Lang war seine Lebensgefährtin" (Dahrendorf 2000, S. 275).
Eine persönliche Einschätzung des Archivars der ZEIT-Stiftung, Axel Schuster, rückte die Bedeutung der Persönlichkeit Ebelin Bucerius (E.B.) so ins Bild: "1951 wird E.B. zur Geschäftsführerin im Zeit-Verlag berufen, 1962 darin bestätigt. Ihr Hauptverdienst liegt in der Akquise der Anzeigenkunden für die ZEIT (und den Stern), anfangs mit Gerd Bucerius zusammen, später allein über Jahre fortgeführt. Die 50er Jahre waren durchgängig finanziell schwierig für die ZEIT, sie überlebte durch die Einnahmen aus dem Stern und durch die unermüdliche organisatorische Arbeit zweier Beteiligter, Ebelin Bucerius und Gerd Bucerius. Die beiden führten zwei Haushalte: einen in Bonn während der Bundestagsabgeordnetenzeit (1949-1962), einen in Hamburg in den 50er Jahren im Mittelweg , in den 60er Jahren in der Warburgstraße. Dann war G.B. noch fünf Jahre Bundesbeauftragter für Berlin. Wie war das alles zu schaffen? Ich denke, durch Ebelin." (E-Mail von Axel Schuster an die Autorin dieser KurzBio v. 10.7.2015).
Ebelin ist mit Gerd Bucerius (1906-1995) auf dem Friedhof Reinbek bestattet. Daneben liegt das Grab von Hilde von Lang (verstorben 2011).
Diese Kurzbio wurde von Dr. Cornelia Göksu zusammengestellt, autorisiert von der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Februar 2016
Quellen:
- Marion Gräfin Dönhoff zum Tode von Ebelin Bucerius. Couragiert und tatkräftig. Von Marion Gräfin Dönhoff . 18. Juli 1997 Quelle: (c) DIE ZEIT 1997, online: www.zeit.de/1997/30/ebelin.txt.19970718.xml, abgerufen 82.2016
- Ralf Dahrendorf (1929-2009): Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit. C.H. Beck, München 2000; zitiert als Dahrendorf 2000
- ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (Hg.): Gerd Bucerius zum 100. Geburtstag. Im Blick anderer. Hamburg 2006

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Prof. Dr. Margot Kruse
(2.3.1928 Hamburg - 10.12.2013 Reinbek )
Professorin für Romanische Philologie an der Universität Hamburg
Grabstätte: Grabnummer: 0300 = Tiefenbacher Friedhof auf dem Reinbeker Friedhof
Margot Kruse promovierte 1955 bei Hellmut Petriconi über "Das Pascal-Bild in der französischen Literatur" an der Universität Hamburg. 1959 habilitierte sie sich mit Studien zum Werk La Rochefoucaulds und seiner Nachfolger (Hamburg 1960). 1961 wurde sie in Hamburg zunächst außerordentliche und - nach einem abgelehnten Ruf auf ein Ordinariat in Bonn - 1963 zur ordentlichen Professorin für Romanische Philologie ernannt. Ihr hauptsächliches Forschungsinteresse galt den französischen Moralisten. 1993 wurde sie emeritiert.
Margot Kruse war seit 1963 Mitherausgeberin der Fachzeitschrift "Romanistisches Jahrbuch". Sie war seit 1996 Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften. 2003 erhielt sie die Joachim-Jungius-Medaille der gleichnamigen
Gesellschaft, heute Hamburger Akademie der Wissenschaften In ihrer Dankesrede zitierte sie den Moralisten Le Rochefoucault mit dem Satz: Wer Lob zurückweist, will zweimal gelobt werden (vgl. de. Wiki-Artikel "Margot Kruse"). Akademie-Präsident Prof. Edwin Kreuzer schrieb in seinem Nachruf: "(...) Sie gehörte der Akademie der Wissenschaften in Hamburg seit deren Gründung an, die mit ihr eine wichtige Gesprächspartnerin verliert und ihre große Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit in bleibender Erinnerung behalten wird (Zitat aus: Traueranzeige im Hamburger Abendblatt, 14./15. 12.2013, S. 13).
Margot Kruse ist auf dem Reinbeker Friedhof bestattet.
Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
- Traueranzeige der Akademie der Wissenschaften Hamburg sowie Familienanzeige in: Hamburger Abendblatt, 14./15.12.2013, S. 13
- "Margot Kruse" in: wikipedia.org/wiki/Margot_Kruse; dort auch Publikationsliste
Hilde von Lang, geb. Daniels
(12.10.1925 Hamburg - 3.4.2011 Hamburg )
Mit-Herausgeberin und Verlegerin der Wochenzeitung DIE ZEIT, Aufsichtsrätin
Grabstätte: Grabnummer: 15 01 070
Ihr Jurastudium brach sie nach dem fünften Semester ab, weil sie ein Kind bekam. Mit 42 stieg sie auf zur Mitgestalterin des Erfolges der Wochenzeitung "DIE ZEIT". Mit 62 wurde sie Verlegerin: Hilde von Lang war von 1969 bis 1999 eine der wenigen Frauen mit Einfluss in Spitzenpositionen der Wirtschaft.
Ein Interviewporträt schilderte 1987 ihren Werdegang so: "Hilde von Lang ist eine Frau im zweiten Leben. Im ersten wurde sie Hausfrau, es dauerte 42 Jahre, endete mit Scheidung." Ihr Leben Nr. 2 startete sie mit Spanischkursen; fünf Jahre lang schrieb sie Adels-Klatschreportagen für die "Neue Post" des Heinrich-Bauer-Verlags: "Als sie ihre ersten Artikel ablieferte, sagte der damalige Chefredakteur. "Viel mehr Adjektive benutzen, viel emotionaler schreiben!" (Mopo 1987, S.18).
In seinem Nachruf vom 8. April 2011 resümierte Altbundeskanzler Helmut Schmidt: "Erst in der Mitte ihres Lebens stieß Hilde von Lang 1969 zur ZEIT. Etwas präziser gesagt: Nachdem sie bis dahin Journalistin gewesen war, trat sie gegen ein sehr geringes Gehalt in das Verlagsgeschäft ein. In der damaligen Männergesellschaft der ZEIT muss sie eine Ausnahmeerscheinung gewesen sein. Aber ihr gelang alsbald der Aufbau eines formidablen Stellenanzeigen-Geschäftes, das sich vor allem durch eine Fülle von akademischen Annoncen auszeichnete. Sie erkämpfte sich ihr eigenes Recht in der Kundenwerbung, in der Kundenpflege, und sie erwies sich als eine erfolgreiche Kauffrau.
Sie wurde Prokuristin, Generalbevollmächtigte und schließlich von 1985 bis 1999 Geschäftsführerin und Verlegerin. Im Laufe dieser drei Jahrzehnte hat sich unter ihrer umsichtigen Leitung die Auflage der ZEIT von einigen 300.000 auf über eine halbe Million vermehrt. (...) Vier Jahre lang (ab 1985) haben Hilde von Lang und ich als gleichberechtigte Geschäftsführer den Verlag geleitet" (Schmidt: 2011).
Über ihre Begegnung mit Gerd Bucerius schrieb der Soziologe, Politiker und Publizist Ralf Dahrendorf (1929-2009) in seiner Biografie über Gerd Bucerius und seine Zeit: Im Juli 1968, nach "heißen Drinks" auf einer Promiparty mit Präsentation des ersten und einzigen Films "Mattanza" seiner Frau Ebelin auf der Insel Sylt litt Bucerius "an einer verschleppten Bronchitis, und seine Ratgeber - an denen er keinen Mangel hatte - empfahlen ihm eine Kur im sonnensicheren Süden. Die Wahl fiel auf Gran Canaria, und um sicherzugehen, dass dort das richtige Plätzchen gefunden würde, fuhr die ortskundige Frau eines "Stern"-Redakteurs, Hilde von Lang, als Vorauskommando auf die Insel. Wenn nötig, so lauteten ihre Instruktionen, sollte sie die Gäste eines Hotels "auskaufen"; es war nicht nötig. Das Ehepaar Bucerius erschien in einer Privatmaschine, die Ebelins zahlreiche Koffer kaum halten konnte. Dennoch hatte Frau Bucerius nach vier Tagen genug von dem damals noch einsamen Flecken und reiste ab. Bucerius blieb; er und Hilde von Lang kamen sich bald nahe. Sie, die Tochter der angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie Daniels, ist nicht nur eine blendende Erscheinung, sondern auch das, was man früher eine "patente Frau" nannte. Intelligent, vielseitig interessiert, ist sie zugleich lebenstüchtig und steht mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Was Brot kostet, wie man mit der U-Bahn fährt und andere Realien des Lebens erfuhr Bucerius zum ersten Mal durch Hilde von Lang. Sie wurde seine ganz und gar unentbehrliche Partnerin für das verbleibende Vierteljahrhundert seines Lebens" (Dahrendorf, S.185f.).
Als frisch gebackene Verlegerin erinnerte sich Hildegard von Lang 1987 zurück an ihre härteste Früh-Zeit bei Gerd Bucerius: "Ich habe ihn gefragt, ob ich bei ihm nicht irgend etwas Redaktionelles machen kann. Nein, das wollte er nicht. (...) Bucerius wollte im Blatt einen Teil mit Stellenanzeigen aufbauen. Ich bekam die undankbare Aufgabe, gegen Honorar einen Stellenteil zu konzipieren und auf Reisen zu gehen. In die großen Firmen und zu sagen: "Bitte geben Sie uns Stellenanzeigen, wir haben zwar noch keine, aber wir werden welche haben". Das war sehr schwierig. Ich musste an den Sekretärinnen vorbeikommen, was nicht immer einfach ist" (Mopo 1987, S. 17). "Sie reiste herum, übernachtete in billigen, kleinen Hotels. "Ich habe mir damals meist eine Tafel Schokolade gekauft und mich ins Bett gelegt, weil ich nicht allein essen gehen wollte." Heute, sagt sie, kann sie sich das nicht mehr vorstellen; aber die Härte der Chefin stammt auch aus dieser Zeit. Bucerius hat sie gefördert, aber nicht verhätschelt. Dann aber wusste er, dass sie unentbehrlich für ihn geworden war, und das nicht nur als Verlagsleiterin, sondern als Gesprächsfreundin, ja als verlässliche Partnerin in allen Dingen. Beide fuhren nicht nur gemeinsam in die Ferien, sondern lebten auch am Leinpfad zusammen. Sie sprachen über vieles, wobei die Tätigkeiten des Tages sich immer wieder vordrängten" (Dahrendorf, S. 275).
Nicht nur Helmut Schmidt beschäftigte sich rückblickend mit der schwierigen Durchsetzungsrolle von Hilde von Lang. Auch Bucerius-Biograf Ralf Dahrendorf schrieb darüber: "Hilde von Lang hatte es lange Zeit nicht leicht, sich in einer Welt von Klatsch und Männerchauvinismus durchzusetzen. In einem 'Report' über 'Sex und Karriere' in dem illustrierten Magazin 'Tempo' bemühte sich die Autorin vergebens, Hilde von Lang die 'Sex-und-Karriere-Nummer' anzudichten, berichtete jedoch korrekt, dass Bucerius ihr den Anzeigenteil der ZEIT zugedacht hatte. Sie arbeitete überaus fleißig. Er schätzt ihre Nähe. Bald gilt sie als seine 'Begleiterin'" (Dahrendorf, S. 275). Sie selbst urteilte: "Bucerius hat mich sehr gefördert. Wie er auch Gräfin Dönhoff, von Anfang an, eine Chance gegeben hat. Aber je höher Sie kommen, desto schwieriger wird es mit Männern. Da müssen Sie immer einen Tick mehr können. Sachlich und vom Einsatz" (Mopo 1987, S. 17).
1977 setzte sie Gerd Bucerius als Geschäftsführerin ein. Ab 1989 war sie allein zeichnungsberechtigt. Bis zu ihrem Tod fungierte Hilde von Lang als Mitglied im Aufsichtsrat. Von 1977 bis 1989 war sie zudem Beisitzerin im Vorstand des Zeitungsverlegerverbandes Hamburg und bis 1999 Stellvertretende Vorsitzende der Landesorganisation. Daneben vertrat sie den Zeitungsverlegerverband als Delegierte beim Bundesverband deutscher Zeitschriftenverleger BDZV. Als Mit-Herausgeberin der ZEIT gehörte sie von 1997 bis 2011 dem Kuratorium der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius an.
Nach dem Tod von Gerd Bucerius verkaufte Hilde von Lang 1995 als dessen Testamentsvollstreckerin den ZEIT-Verlag an die Verlagsgruppe Holtzbrinck. Der Verkauf war schon zu Bucerius' Lebzeiten vorbereitet und notariell verfügt worden.
Nach langer, schwerer Krankheit starb Hilde von Lang 2011 im Alter von 85 Jahren. "Prinzipalin", "Preussische Haltung", aber auch "Hamburger Deern", so beschrieben die Gäste der Trauerfeier Hilde von Lang, darunter Wilhelm Wieben oder Giovanni di Lorenzo. "Herausgeber Helmut Schmidt ließ ausrichten, er bedauere es unendlich, wegen eines anderen Termins nicht kommen zu können.
Für die Familie sprach ihr Neffe, der Mediziner Dr. Thies Daniels: "Liebe Hilde, Du warst nicht die liebende Sonne, aber mein Orientierungs-Stern, dessen Anerkennung ich mir wünschte". Von seinen ersten Erinnerungen als Zehnjähriger im gemeinsamen Urlaub auf Sylt bis zu seinem letzten Anruf an ihrem Sterbetag berichtete er in seiner Trauerrede. Im Tod habe sie ihn an die Nofretete erinnert. Er beschrieb, wie sie bis zuletzt Haltung, Würde und auch ein wacher Geist auszeichneten: "Anders als die meisten Älteren, warst Du am Hier und Jetzt interessiert". Auch zuletzt habe noch ein aufgeschlagenes Spiegel-Magazin auf ihrem Tisch gelegen. Dr. Theo Sommer, Journalist und einstiger Zeit-Herausgeber, erinnerte an seine Kollegin und ihre Leistung: "Wir sind ein Vierteljahrhundert ein gutes Gespann gewesen"." (vgl. Bergedorfer Zeitung online v. 14.4.2011).
Sie ist neben Gerd Bucerius (verstorben 1995) und dessen Gattin Ebelin (eigentlich Gertrud, geschiedene Ebel, die sich von Bucerius zeitlebens nicht scheiden ließ und täglich mit ihm in Kontakt stand; gestorben 1997), auf dem Friedhof Reinbek begraben.
Text: Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
- Wikipedia Artikel über Hilde von Lang unter de.wikipedia.org/wiki/Hilde_von_Lang
- Helmut Schmidt: Ich bin traurig. Helmut Schmidt zum Tod der ehemaligen ZEIT-Verlegerin Hilde von Lang auf: www.zeit.de/2011/15/Nachruf-Hilde-von-Lang) = zitiert als Schmidt 2011
- Dahrendorf, Ralph: Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit. München 2000 = zitiert als Dahrendorf 2000
- Porträt über Hilde von Lang von Josette Cagli in: Hamburger Morgenpost, Serie "Hamburgs Starke Frauen", 7.12.1987, S. 16 und 17; zitiert als Mopo 1987
- www.bergedorfer-zeitung.de/reinbek/article112587450/Abschied-von-Hilde-von-Lang.html = Bergedorfer Zeitung online v. 14.4.2011
- Freundliche Informationen von Dipl. Arch. Axel Schuster, Archiv und Datenschutz der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Februar 2016.
Gisela Schmitt-Lichtenberger, geb. Hoster
(21.12.1913-24.12.1997)
"Schwester" von Gerd Bucerius
Grabstätte: Grabnummer: 15 01 070
Gisela Schmitt-Lichtenberger kam im Alter von einem Jahr, 1914, zur Familie Bucerius. Sie war "unehelich" in Heidelberg geboren und von der Behörde zur Adoption freigegeben worden. So wuchs sie zusammen mit Gerd Bucerius als "Schwester" auf. Adoptiert wurde sie nicht. Als sie volljährig wurde - damals mit 21 Jahren - klärte Vater Bucerius sie über ihre Herkunft auf.
Gisela Schmitt-LIchtenberger war mehrmals verheiratet. Doch sollen ihre Ehen ihr "wenig Glück" gebracht haben. Gerd Bucerius unterstützte seine "Schwester" finanziell, so dass sie auch über seinen Tod hinaus materiell abgesichert war.