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5. Geburtstag des Gartens der Frauen: 2. Juli 2006
Fünf Jahre Garten der Frauen. Nach üblichem Denkschema würde man nun Bilanz ziehen und Ausblick geben auf die nächsten fünf Jahre. Doch dieses gängige Denkmuster: Sich beim Erinnern und Gedenken an Jubiläensdaten zu richten, entspricht nicht dem Denken und dem Denkrythmus des Gartens der Frauen. Hätte sich der Garten der Frauen jemals nach diesem allgemein akzeptierten Denkschema ausgerichtet, wäre die Idee zu diesem Garten der Frauen niemals entstanden. Denn wenn man nicht ausschert aus Denkklischees kann kaum Kreatives entstehen, können kaum richtungsweisende vorwärtsstrebende Prozesse in Gang gesetzt werden. Der Garten der Frauen arbeitet weder in fünf Jahresabschnitten noch mit fünf Jahresplänen und erinnert sich auch nicht in fünf, zehn, 25 oder 50 Jahresschritten an Menschen und einschneidende Ereignisse - wie z. B. an Krieg und Verfolgung und an Glückmomente menschlichen Lebens.
Der Garten der Frauen erinnert tagtäglich. Er möchte die Erinnerung, das Gedenken in den Alltag der Menschen platzieren. Deshalb liegt er auch in dieser gestalterischen Form vor Ihnen, im Wechsel der Jahreszeiten stets in ein anderes Blumenkleid gekleidet, aber immer konstant in seinem Erinnern und seinem Gedenken. Der Garten der Frauen braucht keine Jubiläensdaten, um sich zu erinnern und um zu gedenken. Er nimmt vielmehr ständig neues, weiteres Erinnern auf. Das Aufstellen neuer historischer Grabsteine in den Garten der Frauen ist noch lange nicht abgeschlossen. Genausowenig hat die Erinnerungsspirale schon ihre endgültige Form erreicht. Auch hier werden noch neue Erinnerungssteine aneinandergereiht werden. Und falls der Garten der Frauen irgendwann einmal keinen Platz mehr für neue historische Grabsteine und Erinnerungssteine bieten sollte, dann bleibt das tägliche Erinnern an die, die dort ihren Platz gefunden haben.
Der Garten der Frauen breitet einen großen Teppich des Gedenkens aus - einen Teppich, der aus abertausend Erinnerungsfäden gewebt ist und seine Vollendung nie erreichen wird. Denn das Gedenken und die Erinnerung kennen kein endgültiges Ende. So wie der Tod auch nichts Endgültiges hat, solange er begleitet wird von einer Weggefährtin, deren Namen "Erinnerung" heisst.
Den heutigen Geburtstag des Gartens der Frauen nehmen wir zum Anlass, um uns in die Erinnerung an vier Frauen zu vertiefen, deren Grabstein im Garten der Frauen steht. Bisher gedachten wir zwar ihrer, doch ihre Lebenswege waren uns nicht gut bekannt. Heute soll sich dies ändern. Herr Dr. Stefan Heinemann wird uns nachher weitere Fäden der Erinnerung weben.
Blumenmuster der Erinnerung für unseren Erinnerungsteppich kommen am heutigen Tag in Form von Gedichten von der Lyrikerin Michaela Victoria Hoeppner. Wer über die Intention und die Arbeit des Gartens der Frauen mehr erfahren möchte, die möchte ich auf eine einstündige Hörfunksendung hinweisen, die die Journalistin Elke Pressler für den Deutschlandfunk erarbeitet hat.