Lea Manti
Pseudonym von Mart(h)a Mandt
Kunstpfeiferin und Theaterleiterin


13.08.1886
in Elberfeld
–
12.07.1960
in Elberfeld
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12.07.1960
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"… die nicht nur auf weibliche Kleidung, sondern auch auf den kleinen Fingern pfeift" - so wurde Lea Manti auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in der Presse beschrieben. Zur Zeit des deutschen Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der NS-Diktatur war sie als Kunstpfeiferin erfolgreich und weltbekannt.
Die als Mart(h)a Mandt in Elberfeld (heute zu Wuppertal) geborene Künstlerin pfiff auf ihren kleinen Fingern mühelos und völlig ohne Instrumente einprägsame Melodien, sogar anspruchsvolle Opernarien und Konzertstücke. Dabei trat sie spätestens seit 1911 mit zurückgekämmten kurzen Haaren und in einem violetten Frack auf. Die Künstlerin hatte sich der "Internationalen Artisten-Loge" angeschlossen, einem Berufsverband, der für die soziale Absicherung der Kunstschaffenden sorgen sollte.
Über Jahrzehnte wurde Lea Manti für eine beeindruckende Performance gefeiert. Die Hamburger Autorin und Kollegin Lena Düveke (1887-1950) notierte ihr zu Ehren:
Sie hat das "wunderbar weiche, glockenreine Piano in ihrem Pfeifen, und doch kann sie ein volles Militärorchester von 60 Mann übertönen".
Zu hören war Lea Manti in den großen Varietés der Metropolen, in Deutschland, der Schweiz, in Österreich, im damaligen Böhmen, Polen, Belgien, Italien, Norwegen und in den Niederlanden sowie in England. Auch außerhalb Europas war Lea Manti unterwegs: 1913 trat sie Südafrika auf, 1924 in Kentucky/USA.
Zwischen nationalen und internationalen Engagements wurde sie viele Male für Hamburg, Frankfurt am Main und mehrmals auch für Berlin verpflichtet. Mitunter stand sie nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne: Sie leitete für einige Jahre in Frankfurt ihre eigenen "Künstlerspiele" und in Hamburg, wo sie sich ab Herbst 1931 dauerhaft niederließ, "Lea Mantis Künstler-Club". Zudem ging sie weiter auf Tournee. Anfang der 1930er Jahre war sie nicht nur im legendären Berliner Varieté "Scala" gern gesehen, sondern auch in der Berliner Subkultur: Für einige Wochen empfing sie die Gäste der lesbischen Clubgröße Lotte Hahm (1890-1967) und pfiff in deren Lokalen "Monokel-Diele" und "Manuela". Als das Nazi-Regime im Januar 1933 an die Macht kam und die meisten Subkulturorte schloss, trat Lea Manti in den ersten Jahren noch ungehindert im ganzen Reich und im angrenzenden Ausland auf. Zudem war sie 1937/38 maßgeblich an der Gestaltung eines Hamburger Kabaretts beteiligt. Nach dessen Schließung (1938) kam die Künstlerin in existenzielle Bedrängnis und ließ sich von der Reichstheaterkammer mit Hilfe des Fonds "Künstlerdank", den NS-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897-1945) ins Leben gerufen hatte, finanziell unterstützen.
Ihr Erfolg blitzte dann noch einmal auf: Bis 1943 sind Auftritte von Lea Manti in verschiedenen Theatern belegt. Ihren Lebensabend verbrachte die Kunstpfeiferin mit ihrer letzten Lebensgefährtin, der Tänzerin Betti Scheuing (1913-1996), im Norden von Hamburg.
Lea Manti gehörte sicher zu den ersten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, die sich selbst als androgyn inszenierten. Damit dürfte sie für viele inspirierend und wegweisend gewesen sein.
Text: Ingeborg Boxhammer
Die als Mart(h)a Mandt in Elberfeld (heute zu Wuppertal) geborene Künstlerin pfiff auf ihren kleinen Fingern mühelos und völlig ohne Instrumente einprägsame Melodien, sogar anspruchsvolle Opernarien und Konzertstücke. Dabei trat sie spätestens seit 1911 mit zurückgekämmten kurzen Haaren und in einem violetten Frack auf. Die Künstlerin hatte sich der "Internationalen Artisten-Loge" angeschlossen, einem Berufsverband, der für die soziale Absicherung der Kunstschaffenden sorgen sollte.
Über Jahrzehnte wurde Lea Manti für eine beeindruckende Performance gefeiert. Die Hamburger Autorin und Kollegin Lena Düveke (1887-1950) notierte ihr zu Ehren:
Sie hat das "wunderbar weiche, glockenreine Piano in ihrem Pfeifen, und doch kann sie ein volles Militärorchester von 60 Mann übertönen".
Zu hören war Lea Manti in den großen Varietés der Metropolen, in Deutschland, der Schweiz, in Österreich, im damaligen Böhmen, Polen, Belgien, Italien, Norwegen und in den Niederlanden sowie in England. Auch außerhalb Europas war Lea Manti unterwegs: 1913 trat sie Südafrika auf, 1924 in Kentucky/USA.
Zwischen nationalen und internationalen Engagements wurde sie viele Male für Hamburg, Frankfurt am Main und mehrmals auch für Berlin verpflichtet. Mitunter stand sie nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne: Sie leitete für einige Jahre in Frankfurt ihre eigenen "Künstlerspiele" und in Hamburg, wo sie sich ab Herbst 1931 dauerhaft niederließ, "Lea Mantis Künstler-Club". Zudem ging sie weiter auf Tournee. Anfang der 1930er Jahre war sie nicht nur im legendären Berliner Varieté "Scala" gern gesehen, sondern auch in der Berliner Subkultur: Für einige Wochen empfing sie die Gäste der lesbischen Clubgröße Lotte Hahm (1890-1967) und pfiff in deren Lokalen "Monokel-Diele" und "Manuela". Als das Nazi-Regime im Januar 1933 an die Macht kam und die meisten Subkulturorte schloss, trat Lea Manti in den ersten Jahren noch ungehindert im ganzen Reich und im angrenzenden Ausland auf. Zudem war sie 1937/38 maßgeblich an der Gestaltung eines Hamburger Kabaretts beteiligt. Nach dessen Schließung (1938) kam die Künstlerin in existenzielle Bedrängnis und ließ sich von der Reichstheaterkammer mit Hilfe des Fonds "Künstlerdank", den NS-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897-1945) ins Leben gerufen hatte, finanziell unterstützen.
Ihr Erfolg blitzte dann noch einmal auf: Bis 1943 sind Auftritte von Lea Manti in verschiedenen Theatern belegt. Ihren Lebensabend verbrachte die Kunstpfeiferin mit ihrer letzten Lebensgefährtin, der Tänzerin Betti Scheuing (1913-1996), im Norden von Hamburg.
Lea Manti gehörte sicher zu den ersten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, die sich selbst als androgyn inszenierten. Damit dürfte sie für viele inspirierend und wegweisend gewesen sein.
Text: Ingeborg Boxhammer