Elisabeth Hudtwalcker
geb. Moller
Künstlerin und Ehefrau


6.7.1752
Hamburg
-
22.11.1804
Hamburg
Hamburg
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22.11.1804
Hamburg
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Ohlsdorfer Friedhof, Grab: W 21, 64-84
"Sie war - es ehre sie diese Träne, die auf diese Blätter fällt, und da uns nun Ihr Leben nicht länger lehrt, so lehr uns denn ihr Tod. Das was ich von ihr entworfen, ist mit zitternder Hand gezeichnet. Möge es mit der Sanftheit dargestellt sein, die dem Urbild entspricht. Es soll keine außerordentliche Frau schildern, aber eine, deren Leben lehren kann, zu welch einem hohen Grad an Tugend und Freude es schon hier erhoben werden könne. Stolz, daß sie mein war, mögen diese Blätter bezeugen, daß ich sie zu würdigen gewußt, und wie ich sie geliebt habe, bezeuge sie", schrieb der Hamburger Kaufmann und spätere Senator Johann Michael Hudtwalcker in seiner Biographie ¹ über seine Frau Elisabeth, die er zärtlich Betchen nannte. Elisabeth wurde dem Hamburger Bürger Vincent Moller und seiner Ehefrau Hedwig geb. Thuun als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Familie lebte auf dem Höxter. Zwei Jahre nach Elisabeths Geburt starb ihr Vater im Alter von 31 Jahren an Schwindsucht.
Hedwig Moller, eine "treffliche und für ihr Zeitalter sehr gebildete Frau", erzog ihre Kinder allein. Elisabeth erhielt Musik- und Malunterricht. In Sprachen wurde sie allerdings nicht unterrichtet. Diese erlernte sie nur, indem sie während des Französisch- und Lateinunterrichtes ihres Bruders in einer Ecke des Unterrichtszimmers saß und strickte.
Elisabeth Moller hatte, wie Johann Michael schreibt, "Genie" und war "in jeder Rücksicht gebildet". Sie war mit seinen Schwestern bekannt, und auf diese Weise lernten sich die beiden kennen. "Sie war - vielleicht nur mir - schön", sinniert Johann Michael Hudtwalcker. Er verliebte sich in Elisabeth und bewies dabei Phantasie. Er ließ einen fingierten Brief in die Zeitung setzen, in dem er ein junges Mädchen Anspielungen machen ließ, die nur Elisabeth Moller verstehen konnte. Elisabeth wusste, was Johann Michael damit ausdrücken wollte - und der Hochzeit stand nichts mehr im Wege.
Johann Michael Hudtwalckers Eltern nahmen Elisabeth freundlich auf, stammte sie doch aus standesgemäßem Hause. Sie waren allerdings ein wenig besorgt wegen Elisabeths Schwächlichkeit, denn Elisabeth litt schon seit Jahren an schweren Zahnschmerzen. Nachdem ein Arzt jedoch einen "günstigen" Untersuchungsbericht abgegeben hatte, konnte die Hochzeit gefeiert werden. Die 22jährige Elisabeth Moller und der 27jährige Johann Michael Hudtwalcker heirateten am 21. Juni 1775 und wohnten im elterlichen Haus in der Katharinenstraße 83.
Verheiratet und noch nicht Mutter, durfte Elisabeth sich in ihren Mußestunden weiter der Malerei widmen. Sie kopierte Gemälde in Kreide und lernte nach der Natur zu zeichnen. Auf Landpartien und Gesellschaften hatte sie immer ein Skizzenbuch dabei. Ihre liebste Tätigkeit aber war das Portraitieren. Eine Sammlung von Portraits der Familie Hudtwalcker, mit weißer Kreide auf blauem Grund gezeichnet, schenkte sie ihrem Schwager, der in Livorno seinen Geschäften nachging. Aber zufrieden mit ihren Zeichenkünsten war sie nie.
Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Elisabeth schwanger. "Nun aber verging ihr der Muth, oder vielmehr sie erhielt Muth zu einem höheren Berufe. Sie fühlte sich davon wie begeistert. Mutter war sie mehr als Künstlerin. Sie gab den Lohn, den man in Erz ihr grübe, für eines Kindes Lächeln hin", so Johann Michael Hudtwalcker über seine verstorbene Frau. Sie selbst bestätigte das. Für sie hatte "die Erfüllung der Mutterpflicht einen höheren Lohn als der Glanz, mit dem sich glänzenden Taten begnügen müssen"¹. Elisabeth Hudtwalcker las Rousseau und Basedow, um sich auf die Kindererziehung vorzubereiten. Am 4. August 1776 wurde ihre erste Tochter, Hedwig Sara Elisabeth, geboren. Ihr zweites Kind, Amalia Thusnelda, kam nach Johann Michael Hudtwalckers Aussage elf Monate später zur Welt. Nach einer später erstellten Stammtafel soll die zweite Tochter jedoch erst 1 ½ Jahre später, am 6. März 1778, geboren worden sein.
Es bedeutete für Elisabeth einen großen Verlust, als ihre zweite Tochter im zarten Alter von zehn Monaten, am 18. Januar 1779, an den Folgen des Zahnens starb. Nach der Geburt des ersten Sohnes, Jakob Hinrich, am 30. Mai 1779 entschlossen sich Elisabeth und Johann Hudtwalcker, ihre Kinder gegen Blattern impfen zu lassen. Doch die Impfung verursachte bei der Tochter Hedwig erhebliche Nebenwirkungen, sie bekam eine Augenkrankheit, die jahrelang andauern sollte. Elisabeth kümmerte sich aufopfernd um die Tochter - wie sie dies bei jedem ihrer Kinder tat. Zwei Jahre nach Jakob Hinrichs Geburt wurde am 28. Mai 1781 ihr Sohn Hermann, im Jahr darauf, am 27. November 1782, Carl geboren. Nun hatte Elisabeth einen großen Haushalt mit vier Kindern zu führen. Sehr sparsam, ordnungsliebend und mit bescheidener Furchtsamkeit ging sie an ihre Aufgaben heran. Aber bald hatte sie den Haushalt so weit organisiert, dass sie "nur" noch das Personal zu beaufsichtigen brauchte. Nun regte sich der alte Wunsch zu malen. Elisabeth nutzte jede Gelegenheit. Doch auch wenn sie ihren Haushalt im Griff hatte, verlangte er ihr soviel Arbeit ab, dass es ihr oft nur durch frühes Aufstehen möglich war, ihrer Malerei nachzugehen. Da sie, um nicht ihre Mutter- und Hausfrauenpflichten zu vernachlässigen, immer mit Unterbrechungen beim Malen rechnen musste, malte Elisabeth kaum noch mit Ölfarben. Sie erhielt Unterricht bei einer Madame Marthes im Malen mit Wasserfarben. Eines ihrer vollendetsten Werke ist eine Zeichnung ihrer sechs Kinder. Aber immer wieder kollidierte ihr Maltätigkeit mit ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter. Ständig befand sie sich in dieser Konfliktsituation. Und so, schreibt ihr Mann, "fing [sie[ bald an einzusehen, dass ihre Lage und höheren Pflichten ihr nicht erlaubten, ihrer Neigung zu folgen. Das Leben einer Frau in Hamburg, die Mutter und Hausmutter ist, und sich von der Gesellschaft, worin zu leben sie auch Beruf hat, weder trennen kann noch darf, kontrahiert zu sehr mit dem eigentlichen Künstlerleben, … daß sie die Staffelei - nicht wegwarf, sondern mit Resignation bei Seite setzte, bis auf ruhigere Zeiten, die ihr aber nicht geworden sind."¹ Ihre häuslichen Pflichten erlaubten es ihr lediglich, zu zeichnen, z.B. mit schwarzer Kreide auf weißem Papier. Zumeist portraitierte sie ihre Freunde, vorzugsweise die Frauen, da sie weibliche Gesichter zu zeichnen schwieriger fand.
Zu den vier Kindern kamen noch weitere vier auf die Welt: Thusnelda, geb. am 7. August 1784, Ernst, geb. am 1. Februar 1786, Caroline, geb. am 18. Juli 1787. Sie wurde nur achtzehn Tage alt und starb am 4. August 1787. Am 14. Juli 1789 brachte Elisabeth im Alter von 37 Jahren ihr letztes Kind zur Welt - eine Tochter, genannt Ernestine. Sie lebte allerdings nur zehn Monate und starb am 6. Mai 1790 - wie schon die zweite Tochter - am Zahnen.
Krankheiten und Schicksalsschläge begleiteten Elisabeth auch weiterhin. Schon bald nach der Ernennung ihres Mannes zum Senator im Jahre 1788 erkrankte Elisabeth am Inflammationsfieber. Als Genesungsurlaub unternahmen Elisabeth und Johann Michael mit ihren ältesten Kindern eine Reise durch Holstein. Doch bald nach der Reise erkrankten die Kinder an Masern. Eine weitere Reise unternahmen sie, um sich über den schmerzlichen Verlust des letzten Kindes ein wenig hinwegzutrösten. Die Reise ging über Leipzig, Dresden und Freyberg nach Berlin. Die Familie kehrte nach sechs Wochen über Braunschweig und Wolfenbüttel nach Hamburg zurück. Auf der Reise hatten die Hudtwalckers Freunde besucht und Künstler wie Schadow, Zingg, Oeser, Graff und Chodowiecki kennen gelernt, von denen Elisabeth Aufmunterung für Ihre Arbeit erhielt. In jeder Stadt besichtigte Elisabeth die Kunstgalerien. Bis zur völligen Erschöpfung studierte sie in den Bildergalerien Dresdens und Berlins Gemälde, die ihre Erwartungen weit übertrafen. Und doch notierte Elisabeth in ihrem Reisetagebuch: "Was ist Kunst gegen Natur! Erstere geht sogleich nach viel mühsamer Arbeit ihrem Ruin entgegen, die letztere, nur wenig gepflegt, macht sich Tag zu Tag herrlicher, gewährt Gesundheit und Freude mehr und fröhlicher Genuß und nähert uns unserem Schöpfer."¹
Auf der Reise machte Elisabeth ihre schwache Konstitution zunehmend zu schaffen. Sie hatte ihre körperlichen Grenzen sehr schnell erreicht, die Folge waren häufige Ohnmachten. Dennoch wurde für Elisabeth die Fahrt zu einem großen Glück. Ihre größte Freude bestand darin, Menschen zu finden, mit denen sie harmonisierte und Freundschaften aufbauen konnte, und auf dieser Reise hatte sie viele Freunde gefunden.
Elisabeth erkrankte zum dritten Mal am Inflammationsfieber und starb nach siebentätiger Krankheit im Kreise ihrer Familie am 22. November 1804. Die Genesung ihrer ältesten Tochter von deren Augenkrankheit erlebte sie kurz vor ihrem Tode noch mit. Elisabeth Hudtwalckers Portrait, gemalt von Jean Laurent Mosnier, hängt heute in der Hamburger Kunsthalle. An ihrem Grab steht eine Säule mit flacher, kegelförmiger Deckplatte; eine Seite der Säule mit ovalen Schriftplatten, die andere mit vertieften Namensschriften. Unter der Deckplatte steht:
"Formen werden und verwehen
Leben muß Verwesung sehen
und der Strahl zum Urquell gehen."
Text: Anke Schultz
Quellen:
1 Staatsarchiv Hamburg: Fa. Beneke. Zitiert nach: Anne-Charlott Trepp:
"Denn da ist gerade meine Wonne …, daß du mich wie ein kluges,
denkendes Wesen behandelst": Frauen und Männer im Hamburger
Bürgertum zwischen 1770 und 1840 - Fragestellungen und Ergebnisse.
In: Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte. Mitteilungen 29.
November 1996.
"Sie war - es ehre sie diese Träne, die auf diese Blätter fällt, und da uns nun Ihr Leben nicht länger lehrt, so lehr uns denn ihr Tod. Das was ich von ihr entworfen, ist mit zitternder Hand gezeichnet. Möge es mit der Sanftheit dargestellt sein, die dem Urbild entspricht. Es soll keine außerordentliche Frau schildern, aber eine, deren Leben lehren kann, zu welch einem hohen Grad an Tugend und Freude es schon hier erhoben werden könne. Stolz, daß sie mein war, mögen diese Blätter bezeugen, daß ich sie zu würdigen gewußt, und wie ich sie geliebt habe, bezeuge sie", schrieb der Hamburger Kaufmann und spätere Senator Johann Michael Hudtwalcker in seiner Biographie ¹ über seine Frau Elisabeth, die er zärtlich Betchen nannte. Elisabeth wurde dem Hamburger Bürger Vincent Moller und seiner Ehefrau Hedwig geb. Thuun als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Familie lebte auf dem Höxter. Zwei Jahre nach Elisabeths Geburt starb ihr Vater im Alter von 31 Jahren an Schwindsucht.
Hedwig Moller, eine "treffliche und für ihr Zeitalter sehr gebildete Frau", erzog ihre Kinder allein. Elisabeth erhielt Musik- und Malunterricht. In Sprachen wurde sie allerdings nicht unterrichtet. Diese erlernte sie nur, indem sie während des Französisch- und Lateinunterrichtes ihres Bruders in einer Ecke des Unterrichtszimmers saß und strickte.
Elisabeth Moller hatte, wie Johann Michael schreibt, "Genie" und war "in jeder Rücksicht gebildet". Sie war mit seinen Schwestern bekannt, und auf diese Weise lernten sich die beiden kennen. "Sie war - vielleicht nur mir - schön", sinniert Johann Michael Hudtwalcker. Er verliebte sich in Elisabeth und bewies dabei Phantasie. Er ließ einen fingierten Brief in die Zeitung setzen, in dem er ein junges Mädchen Anspielungen machen ließ, die nur Elisabeth Moller verstehen konnte. Elisabeth wusste, was Johann Michael damit ausdrücken wollte - und der Hochzeit stand nichts mehr im Wege.
Johann Michael Hudtwalckers Eltern nahmen Elisabeth freundlich auf, stammte sie doch aus standesgemäßem Hause. Sie waren allerdings ein wenig besorgt wegen Elisabeths Schwächlichkeit, denn Elisabeth litt schon seit Jahren an schweren Zahnschmerzen. Nachdem ein Arzt jedoch einen "günstigen" Untersuchungsbericht abgegeben hatte, konnte die Hochzeit gefeiert werden. Die 22jährige Elisabeth Moller und der 27jährige Johann Michael Hudtwalcker heirateten am 21. Juni 1775 und wohnten im elterlichen Haus in der Katharinenstraße 83.
Verheiratet und noch nicht Mutter, durfte Elisabeth sich in ihren Mußestunden weiter der Malerei widmen. Sie kopierte Gemälde in Kreide und lernte nach der Natur zu zeichnen. Auf Landpartien und Gesellschaften hatte sie immer ein Skizzenbuch dabei. Ihre liebste Tätigkeit aber war das Portraitieren. Eine Sammlung von Portraits der Familie Hudtwalcker, mit weißer Kreide auf blauem Grund gezeichnet, schenkte sie ihrem Schwager, der in Livorno seinen Geschäften nachging. Aber zufrieden mit ihren Zeichenkünsten war sie nie.
Ein Jahr nach der Hochzeit wurde Elisabeth schwanger. "Nun aber verging ihr der Muth, oder vielmehr sie erhielt Muth zu einem höheren Berufe. Sie fühlte sich davon wie begeistert. Mutter war sie mehr als Künstlerin. Sie gab den Lohn, den man in Erz ihr grübe, für eines Kindes Lächeln hin", so Johann Michael Hudtwalcker über seine verstorbene Frau. Sie selbst bestätigte das. Für sie hatte "die Erfüllung der Mutterpflicht einen höheren Lohn als der Glanz, mit dem sich glänzenden Taten begnügen müssen"¹. Elisabeth Hudtwalcker las Rousseau und Basedow, um sich auf die Kindererziehung vorzubereiten. Am 4. August 1776 wurde ihre erste Tochter, Hedwig Sara Elisabeth, geboren. Ihr zweites Kind, Amalia Thusnelda, kam nach Johann Michael Hudtwalckers Aussage elf Monate später zur Welt. Nach einer später erstellten Stammtafel soll die zweite Tochter jedoch erst 1 ½ Jahre später, am 6. März 1778, geboren worden sein.
Es bedeutete für Elisabeth einen großen Verlust, als ihre zweite Tochter im zarten Alter von zehn Monaten, am 18. Januar 1779, an den Folgen des Zahnens starb. Nach der Geburt des ersten Sohnes, Jakob Hinrich, am 30. Mai 1779 entschlossen sich Elisabeth und Johann Hudtwalcker, ihre Kinder gegen Blattern impfen zu lassen. Doch die Impfung verursachte bei der Tochter Hedwig erhebliche Nebenwirkungen, sie bekam eine Augenkrankheit, die jahrelang andauern sollte. Elisabeth kümmerte sich aufopfernd um die Tochter - wie sie dies bei jedem ihrer Kinder tat. Zwei Jahre nach Jakob Hinrichs Geburt wurde am 28. Mai 1781 ihr Sohn Hermann, im Jahr darauf, am 27. November 1782, Carl geboren. Nun hatte Elisabeth einen großen Haushalt mit vier Kindern zu führen. Sehr sparsam, ordnungsliebend und mit bescheidener Furchtsamkeit ging sie an ihre Aufgaben heran. Aber bald hatte sie den Haushalt so weit organisiert, dass sie "nur" noch das Personal zu beaufsichtigen brauchte. Nun regte sich der alte Wunsch zu malen. Elisabeth nutzte jede Gelegenheit. Doch auch wenn sie ihren Haushalt im Griff hatte, verlangte er ihr soviel Arbeit ab, dass es ihr oft nur durch frühes Aufstehen möglich war, ihrer Malerei nachzugehen. Da sie, um nicht ihre Mutter- und Hausfrauenpflichten zu vernachlässigen, immer mit Unterbrechungen beim Malen rechnen musste, malte Elisabeth kaum noch mit Ölfarben. Sie erhielt Unterricht bei einer Madame Marthes im Malen mit Wasserfarben. Eines ihrer vollendetsten Werke ist eine Zeichnung ihrer sechs Kinder. Aber immer wieder kollidierte ihr Maltätigkeit mit ihrer Arbeit als Hausfrau und Mutter. Ständig befand sie sich in dieser Konfliktsituation. Und so, schreibt ihr Mann, "fing [sie[ bald an einzusehen, dass ihre Lage und höheren Pflichten ihr nicht erlaubten, ihrer Neigung zu folgen. Das Leben einer Frau in Hamburg, die Mutter und Hausmutter ist, und sich von der Gesellschaft, worin zu leben sie auch Beruf hat, weder trennen kann noch darf, kontrahiert zu sehr mit dem eigentlichen Künstlerleben, … daß sie die Staffelei - nicht wegwarf, sondern mit Resignation bei Seite setzte, bis auf ruhigere Zeiten, die ihr aber nicht geworden sind."¹ Ihre häuslichen Pflichten erlaubten es ihr lediglich, zu zeichnen, z.B. mit schwarzer Kreide auf weißem Papier. Zumeist portraitierte sie ihre Freunde, vorzugsweise die Frauen, da sie weibliche Gesichter zu zeichnen schwieriger fand.
Zu den vier Kindern kamen noch weitere vier auf die Welt: Thusnelda, geb. am 7. August 1784, Ernst, geb. am 1. Februar 1786, Caroline, geb. am 18. Juli 1787. Sie wurde nur achtzehn Tage alt und starb am 4. August 1787. Am 14. Juli 1789 brachte Elisabeth im Alter von 37 Jahren ihr letztes Kind zur Welt - eine Tochter, genannt Ernestine. Sie lebte allerdings nur zehn Monate und starb am 6. Mai 1790 - wie schon die zweite Tochter - am Zahnen.
Krankheiten und Schicksalsschläge begleiteten Elisabeth auch weiterhin. Schon bald nach der Ernennung ihres Mannes zum Senator im Jahre 1788 erkrankte Elisabeth am Inflammationsfieber. Als Genesungsurlaub unternahmen Elisabeth und Johann Michael mit ihren ältesten Kindern eine Reise durch Holstein. Doch bald nach der Reise erkrankten die Kinder an Masern. Eine weitere Reise unternahmen sie, um sich über den schmerzlichen Verlust des letzten Kindes ein wenig hinwegzutrösten. Die Reise ging über Leipzig, Dresden und Freyberg nach Berlin. Die Familie kehrte nach sechs Wochen über Braunschweig und Wolfenbüttel nach Hamburg zurück. Auf der Reise hatten die Hudtwalckers Freunde besucht und Künstler wie Schadow, Zingg, Oeser, Graff und Chodowiecki kennen gelernt, von denen Elisabeth Aufmunterung für Ihre Arbeit erhielt. In jeder Stadt besichtigte Elisabeth die Kunstgalerien. Bis zur völligen Erschöpfung studierte sie in den Bildergalerien Dresdens und Berlins Gemälde, die ihre Erwartungen weit übertrafen. Und doch notierte Elisabeth in ihrem Reisetagebuch: "Was ist Kunst gegen Natur! Erstere geht sogleich nach viel mühsamer Arbeit ihrem Ruin entgegen, die letztere, nur wenig gepflegt, macht sich Tag zu Tag herrlicher, gewährt Gesundheit und Freude mehr und fröhlicher Genuß und nähert uns unserem Schöpfer."¹
Auf der Reise machte Elisabeth ihre schwache Konstitution zunehmend zu schaffen. Sie hatte ihre körperlichen Grenzen sehr schnell erreicht, die Folge waren häufige Ohnmachten. Dennoch wurde für Elisabeth die Fahrt zu einem großen Glück. Ihre größte Freude bestand darin, Menschen zu finden, mit denen sie harmonisierte und Freundschaften aufbauen konnte, und auf dieser Reise hatte sie viele Freunde gefunden.
Elisabeth erkrankte zum dritten Mal am Inflammationsfieber und starb nach siebentätiger Krankheit im Kreise ihrer Familie am 22. November 1804. Die Genesung ihrer ältesten Tochter von deren Augenkrankheit erlebte sie kurz vor ihrem Tode noch mit. Elisabeth Hudtwalckers Portrait, gemalt von Jean Laurent Mosnier, hängt heute in der Hamburger Kunsthalle. An ihrem Grab steht eine Säule mit flacher, kegelförmiger Deckplatte; eine Seite der Säule mit ovalen Schriftplatten, die andere mit vertieften Namensschriften. Unter der Deckplatte steht:
"Formen werden und verwehen
Leben muß Verwesung sehen
und der Strahl zum Urquell gehen."
Text: Anke Schultz
Quellen:
1 Staatsarchiv Hamburg: Fa. Beneke. Zitiert nach: Anne-Charlott Trepp:
"Denn da ist gerade meine Wonne …, daß du mich wie ein kluges,
denkendes Wesen behandelst": Frauen und Männer im Hamburger
Bürgertum zwischen 1770 und 1840 - Fragestellungen und Ergebnisse.
In: Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte. Mitteilungen 29.
November 1996.