Gabriele Stock-Schmilinsky

    geb. von Bose

    Malerin

    Ornament Image
    31.8.1903
    Hamburg
    -
    19.7.1984
    Hamburg
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    Gabriele von Bose begann 1922 mit ihrer künstlerischen Ausbildung in der Privatmalschule von Gerda Koppel, besuchte dann von 1930-1933 die Landeskunstschule am Lerchenfeld und absolvierte 1937/38 eine Werklehrerinnenausbildung. Nach ihrer Ausbildung unterrichtete sie an der Kunstschule Gerda Koppel.

    Von 1928 bis 1930 war sie mit dem Kaufmann Edward Schmilinsky verheiratet. Dann starb er und Gabriele Schmilinsky arbeitete nun bis 1938 als freischaffende Malerin.

    Nachdem Gerda Koppel 1939 nach Kopenhagen emigriert war, übernahm Gabriele Schmilinsky Gerda Koppels Kunstschule und heiratete den Schriftsteller Hans Stock.

    In der Zeit des Nationalsozialismus war Gabriele Schmilinsky 1934 Zwangsmitglied der Reichskulturkammer geworden. Sie trat nicht der NSDAP bei, war; ab 1940 war sie Mitglied der NSV. 1) Die NSV war mit „17 Mio. Mitgliedern (1943) nach der Dt. Arbeitsfront die größte (…)NS-Massenorganisation.(…) Ihren Anspruch auf Monopolisierung der gesamten freien und öffentlichen Wohlfahrt konnte die N. zwar nicht realisieren, doch gelang es ihr, die in der freien Wohlfahrtspflege tätigen Verbände zurückzudrängen bzw. gleichzuschalten (…). Angesichts der ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuwendungen) war es ihr n möglich, in alle Bereiche der Wohlfahrt zu expandieren (…). Aufgrund ihrer scheinbaren Ideologieferne war die Arbeit der N. populär und die Mitgliedschaft erschien auch für diejenigen, die dem Regime eher zögernd oder kritisch gegenüberstanden, aber aus Opportunitätsgründen in eine Parteiorganisation eintreten wollten, akzeptabe. Tatsächlich war die Arbeit der N. von rasse- und erbbiologischen Selektionskriterien bestimmt (…).“2)

    1943 wurde der Unterricht in der Kunstschule eingestellt, das Gebäude wurde durch Bomben zerstört. In dieser Zeit gebar Gabriele Stock-Schmilinsky einen Sohn.“3)

    Maike Bruhns schreibt über den weiteren Werdegang von Gabriele Stock-Schmilinsky: „1948 Neubeginn der Kunstschule, zunächst am Krähenberg in Blankenese, 1951-1954 in der Karl-Jacob-Straße in Kl. Flottbek. 1955/56 Dozentin an der HfbK Hamburg in der Klasse Batik und Stoffdruck. Bis 1954 Leiterin der Kunstschule. (…)“[4] Text: Rita Bake

    Quellen: 1) Staatsarchiv Hamburg 221-11, Ed 13128 2) Marie- Luise Recker: NS-Volkswohlfahrt, in: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 2. Aufl., München 1998, S. 619.

    3) Der Neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump (1912). Herausgegeben von Familie Rump, ergänzt, überarbeitet und auf den heutigen Wissensstand gebracht von Maike Bruhns. 2. Aufl. Neumünster 2013, S. 451. [4] Der Neue Rump, a. a. O., S. 452.

     
    Trauerrede, gehalten von Inka Damerau Liebe Ulla, lieber Heinz, liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Trauergemeinschaft, Eine herzliche und kluge, streitbare Sozialdemokratin durch und durch – eine beeindruckende Politikerin - eine politische Freundin. Ursel Preuhs ist tot. Ihr 93-jähriges langes Leben war geprägt von ihrer grundständigen Haltung, dass diese Gesellschaft Freiheit, Demokratie und Frieden braucht. Dafür ist Ursel ihr Leben lang politisch und gesellschaftlich aktiv geblieben. Ihre politische Heimat war die Sozialdemokratie, der sie 1953 beitrat – in dem Jahr, in dem Paul Nevermann als Vorsitzender die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft anführte (nach der verlorenen Wahl gegen den vereinigten Bürgerblock). Ihre Erlebnisse in den Kriegsjahren und die permanente Bedrohung der Familie durch die Nazis (Ihr Vater Paul war ein engagierter Gewerkschafter und Sozialdemokrat) in ihrer Kindheit und Jugend – die Erfahrungen in der Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte sind bestimmt eine lebenslange Prägung für Ursel gewesen und erkennbar die Triebfeder aus der heraus sie ihre  grundsätzliche Haltung immer wieder betont hat,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Frieden und Demokratie als  unabdingbare Voraussetzung für die Gestaltung der Gesellschaft. Dies bis hinunter in kommunale und soziale Fragen. Das war sozusagen ihr Credo – ihr Handlungsleitfaden. Von 1966 bis 1986 war Ursel Bezirksabgeordnete danach bis 1997 Bürgerschaftsabgeordnete. Sie war über viele Jahre hinweg Mitglied des Kreisvorstands Hamburg-Nord. Im Anschluss an ihre Abgeordnetenzeit in der Bürgerschaft 1997 hat sie weitere 20 Jahre als Vorsitzende des Bezirksseniorenbeirates und parallel auch zeitweise als Mitglied im Landesseniorenbeirates die Senior*innenpolitik im Bezirk und in Hamburg geprägt. Und natürlich war sie Gewerkschafterin. Egal wo: Wenn Ursel sich zu Wort meldete und anfing, mit „Ich sag mal …“, dann wussten alle: Das war nicht einfach daher gesagt, sondern in aller Regel ein kluger Gedanke, ein wichtiger Hinweis, eine gute Lösung, … Meine eigenen Begegnungen mit Ursel begannen, als ich 1991 als Juso-Vertreterin in den SPD Kreisvorstand Hamburg Nord gewählt wurde, später als Kreisvorsitzende und schließlich von 2008 bis 2021 als stellv. Landesvorsitzende. Kontakt und Zusammenarbeit mit Ursel war immer auf Augenhöhe, inspirierend, manchmal anstrengend, aber immer motivierend. Für Ursel lagen die politischen Themen, denen sie sich in der Bezirks- und Landespolitik gewidmet hat, auf der Hand: Bis weit in die 1960er Jahre hinein war der Wiederaufbau der zerstörten Stadt nach dem Krieg das zentrale Thema: Wohnungsbau, Schulbau und Schulversorgung, Kinderbetreuung, Schaffung von Jugendeinrichtungen, die Instandsetzung der Verkehrsinfrastruktur, das Gesundheitswesen und natürlich der Aufbau demokratischer Strukturen. Und weil es ja um die konkreten Lebensverhältnisse der Bürger*innen ging, war Ursel umfassend mit nahezu allen Themen beschäftigt. In ihren Funktionen und Mandaten hat Ursel in vielen dieser Fragen die politische Arbeit langfristig geprägt. Heute wissen wir das:  Politik, vor allem in Hamburg Nord war ohne Ursel Preuhs kaum vorstellbar und zeigt bis heute Wirkung. ein Beispiel: Heute wie damals ist der mangelnde Wohnraum – sozusagen als Dauerbrenner unterwegs. Wenn Politikerinnen heute in ihre Planungen gehen, dann können sie auf Standards zurückgreifen, die genau in den 1960 er Jahren und danach erstritten worden sind – dies oftmals auch nach schmerzhaften Lernerfahrungen: So führte der Bau von Großsiedlungen wie Steilshoop, Mümmelmannsberg und Osdorfer Born in der Folge zu sehr streitbaren Auseinandersetzungen innerhalb unserer SPD und in der Stadt: Wie müssen Stadtteile und Quartiere und somit eben auch das Bauen sich entwickeln, damit die Menschen gesund und sozial leben können? – im Kontakt mit anderen? -  damit sich Gemeinschaften entwickeln können. Das waren auch höchst streitbare Diskussionen unter den Bedingungen eines anhaltenden Wohnraummangels, dem mit hochverdichtetem Bauen begegnet werden sollte. Und trotz dieses Mangels, der selbstverständlich auch großen Druck erzeugte, hat es  Ursel und ihre damaligen Mitstreiter*innen nicht davon abgehalten, die notwendigen Auseinandersetzungen über qualitative Fragen des Wohnens und des Städtebaus zu führen. UND weil es Ursel stets um machbare Lösungen - auch im Sinne der Finanzierbarkeit für Menschen mit nicht so dickem Geldbeutel - ging, entstand nach nächtlichen Diskussionen an ihrem Esstisch u. a. die Idee von Kleingenossenschaften. Diese Idee wurde tatsächlich Wirklichkeit und konnte später am Brödermannsweg in Groß Borstel und mit der Wolfgang Borchert Siedlung verwirklicht werden. Viele von Euch wissen, dass an diesem Esstisch auch noch viele andere gute Gedanken ihren Ursprung hatten – nach langen Diskussionen natürlich. Themen, die Ursel während der ganzen Jahrzehnte ihres politischen Einsatzes fest im Blick hatte waren die Sozial-, Gesundheits- und Seniorenpolitik. Ein Bereich, in dem ich selbst beschäftigt war und bin und worüber wir sofort eine nicht aufhörende Verbindung herstellen konnten. Die Situation von Senior*innen, so u.a. die Lage in den Altenheimen, die bis weit in die 1980er Jahre hinein durch Mehrbettzimmer – gekennzeichnet waren, – teilweise bis zu 8 Personen in einem Zimmer – hat Ursel sehr umgetrieben. Das Fehlen jeglicher Privatsphäre für jeden einzelnen Menschen in seiner letzten Lebensphase  - DAS  kann und darf  so nicht sein! Und so begann sie sich für eine Veränderung dieser Situation einzusetzen. Dabei stieß sie auf die gesamte Komplexität, die für diese Veränderung entschlüsselt und geknackt werden musste
    • Wer soll Einzelzimmer bezahlen?
    • Wie müssen Heimstrukturen umgebaut/neu gebaut werden?
    • Wie müssen sich die Arbeitsprozesse in den Heimen verändern UND wer macht das?
    Mehr als 20 Jahre Durchhaltevermögen und Dranbleiben waren erforderlich, bis schließlich der Anspruch auf ein Einzelzimmer auch gesetzlich verankert war. Ein langer, harter und sehr erfolgreicher Kampf, von dem heute so viele pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen profitieren. Wohnen und Pflege - mit diesen zwei Beispielen haben wir Ursel im Auge und im Ohr. Stets ist sie von den Menschen ausgegangen. Oberste Priorität war, die Lebensverhältnis zu verbessern und eben entsprechende Strukturen zu entwickeln.  Dicke Bretter. Als Ursel Preuhs in den 1960-er Jahren ihre parlamentarische Arbeit in der Bezirksversammlung Hamburg Nord begann, war es in der Gesellschaft und auch in der SPD nicht selbstverständlich, dass Frauen sich politisch engagierten oder gar wichtige Ämter übernahmen. Auch hier war Ursel eine Vorreiterin: 1973 wurde sie Vorsitzende der BV in HH Nord – als erste Frau in Hamburg überhaupt in dieser Position. Und 1983 wurde sie ebenfalls als erste Frau Vorsitzende des Personalrates der Landesversicherungsanstalt. Das hat vielen Frauen Mut gemacht, sich selbst zu engagieren – sich etwas zu trauen. Ein großes Herzensanliegen war Ursel der unmittelbare Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, mit ihrer Partei und den Genossinnen und Genossen. So war eine ihrer ersten Amtshandlungen als Präsidentin die Einführung einer aktuellen Stunde bei den Sitzungen der Bezirksversammlung – sehr zur Verärgerung der Verwaltung, denn damals durften Bürger*innen zwar zuhören, aber Fragen zu stellen (auf die es dann auch noch eine Antwort geben sollte), das war nicht üblich. Aber Ursel nahm die Menschen ernst und wollte ihnen Gehör verschaffen. Und noch Jahrzehnte später hat sie bis zum Beginn der Pandemie über viele Jahre hinweg Menschen im SPD-Bürgerbüro des Kurt-Schumacher-Hauses zu ihren vielfältigen Anliegen beraten und ihnen oft helfen können. Darin – im Gespräch mit anderen zu bleiben - war sie unermüdlich. Bis in das hohe Alter hinein hat sie ihre Kraft dazu genutzt, zu motivieren und zu ermutigen, sich zu engagieren, dranzubleiben, nicht nachzulassen, die Gesellschaft im Sinne von Demokratie und Frieden und sozialer Gerechtigkeit weiter voranzutreiben und auch zu verteidigen. Aktuell müssen wir erkennen, wie äußerst fragil und angreifbar unsere Demokratie ist. Das hat Ursel in den letzten vielen Jahren sehr umgetrieben und ihr große Sorge bereitet. Im persönlichen Gespräch mit ihr hat die Formulierung dieser Sorge nie gefehlt. Viele von euch werden sich erinnern, dass ein Gespräch mit Ursel nicht selten mit der sehr konkreten Aufforderung beendet wurde, dranzubleiben, sich einzusetzen. „Wir dürfen nicht nachlassen, es uns nicht bequem machen“ – so erinnere ich Gespräche mit Ursel. Und in etwa so weiter: „Wie wirst Du das jetzt angehen?“ Das hat Ursel Preuhs geschafft – sich selbst ein Leben lang der Verantwortung zu stellen – das politische Anliegen zu ihrem persönlichen zu machen und mit der größtmöglichen Authentizität in den Kampf zu gehen. Für mich und viele andere Frauen und Männer war und ist Ursel ein überzeugendes und ermutigendes Vorbild. Ursel war eine große Sozialdemokratin, eine beispielgebende Politikerin, die sich unermüdlich für das Gelingen unserer Demokratie eingesetzt hat. Nicht leichten Herzens, aber mit großer Dankbarkeit nehmen wir heute Abschied von Ursel Preuhs, von ihrer Herzlichkeit und von ihrer Überzeugungskraft – sie wird uns fehlen. „Wie wirst Du das jetzt angehen?“ Ursel – mit Entschlossenheit Du hast uns gezeigt, wie man das macht Mit Entschlossenheit müssen wir ihre Arbeit fortsetzen! Sie hat uns gezeigt, wie man das macht! Zitate: Literatur: Inge Grolle, Rita Bake: „Ich habe jonglieren mit drei Bällen geübt“. Frauen in der Hamburgischen Bürgerschaft 1946 bis 1993. Hamburg 1995, S. 381. Mit herzlichen Grüßen, für den Vorstand