Juliane Louise Prinzessin von Ostfriesland

    Prinzessin von Ostfriesland

    Ornament Image
    16.11.1657
    Aurich
    - in der Nacht zum
    30.10.1715
    Hamburg
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    Ohlsdorfer Friedhof, Grab:Bi 56, 577 am Teich Die älteste Tochter des Fürsten Enno Ludwig zu Ostfriesland, Stedesdorf und Wittmund lebte in einer vor der Öffentlichkeit geheim gehaltenen Ehe mit dem neun Jahre jüngeren Hamburger Pastor Joachim Morgenweck. Die Prinzessin von Ostfriesland war zwei Jahre alt, als ihr Vater am 4. April 1660 bei einem Sturz vom Pferd tödlich verunglückte. In seinem Testament hatte er seine Frau, die Generalstaaten und Herzog Rudolph August von Braunschweig -Lüneburg zu Vormündern seiner Kinder bestellt. Die Regierungsnachfolge übernahm Enno Ludwigs Bruder Georg Christian. Er war es auch, der seiner Schwägerin befahl, mit ihren zwei Töchtern das Schloss in Aurich zu verlassen und sich auf die einsam gelegene Burg Berum zurückzuziehen. Als Julianes Mutter 1677 starb, blieben die Waisen noch ein Jahr lang auf Burg Berum und zogen dann zu ihrem Onkel und Vormund Herzog Rudolph August zu Wolfenbüttel. Die wirtschaftliche Situation der Prinzessinnen war desolat, so bekam z. B. Juliane von Georg Christian die ihr rechtmäßig zustehende Apanage nicht in voller Höhe ausgezahlt. Jahrzehntelange Erbstreitigkeiten, die sich selbst über den Tod des Onkels hinaus erstreckten, waren die Folge. Sie sollen auch ein Grund dafür gewesen sein, dass Julianes Hochzeit mit dem Sohn des Herzogs Heinrich von Sachsen-Weißenfels scheiterte. 1686 zogen die beiden Prinzessinnen auf das Plöner Schloss von Herzog Johann Adolf von Holstein. Durch einen rechtlichen Vergleich gelang es, Julianes finanzielle Zukunft zu sichern. Als Julianes Schwester 1695 in Schlesien den Herzog Christian Ulrich von Württemberg-Oels zu Behrenstadt heiratete, entschloss sich die nun 38jährige Juliane, nach Ottensen, in die Nähe Hamburgs zu ziehen, wo sie bereits einige Jahre zuvor ein Landhaus als Sommersitz gekauft hatte. Dort lebte sie sehr zurückgezogen mit ihrem Hoffräulein Elisabeth von Broberlein und ihrem Patenkind Juliane Luise Jensen, einer holsteinischen Pastorentochter. Und dort begann auch die Liebesgeschichte zwischen Juliane und dem an der kleinen Kirche des Waisenhauses beschäftigte Pastor Morgenweck. Er wurde Julianes Beichtvater, nachdem 1699 ihr alter Beichtvater gestorben war. Juliane und Pastor Morgenweck verliebten sich ineinander und heirateten heimlich. Niemand erfuhr etwas davon, bis Pastor Morgenwecks Vorgesetztem die enge Verbindung der beiden auffiel und er seinen Untergebenen zur Rede stellte. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit gestand Pastor Morgenweck die Heirat. Fast fünfzehn Jahre lebte das Paar in heimlicher Ehe. Dann starb Juliane, vermutlich an der Pest. Zwei Wochen zuvor war bereits ihr Hoffräulein an dieser Krankheit gestorben. Auf ihrem Sterbelager hatte Juliane der Maria-Magdalenen-Kirche 3.000 Mark vermacht und bestimmt, dass die Zinserträge zur Aufrechterhaltung ihrer Grabstätte verwendet werden sollten, die sie schon Jahre zuvor für die gleiche Summe im Grabgewölbe unter dem Kirchenaltar für sich und ihr Hoffräulein gekauft hatte. Außerdem hatte Juliane ihrem Mann die lebenslange Nutzung ihres Hauses in Ottensen vermacht. Nach ihrem Tod hätte nun alles nach Julianes Willen geschehen können. Da sie aber schon zu schwach gewesen war, um ihr Testament zu unterschreiben, fochten erbberechtigte Familienangehörige wie z.B. ihre Nichte und der Hof in Aurich es an. Auch äußerten sei Zweifel an Julianes heimlicher Ehe. Fünfzehn Monate dauerten die Erbstreitigkeiten, was die Zahlung der 3.000 Mark verzögerte und dazu führte, dass die Kirche sich weigerte, das Grabgewölbe freizugeben. Solange stand der vergoldete Kupfersarg der Prinzessin in der Diele ihres Hauses am Jungfernstieg, welches sie 1704 zusätzlich zu ihrem Haus in Ottensen erworben hatte. Ende März 1717 konnte endlich die Beisetzung erfolgen. Neun Monate nach Julianes Tod heiratete Pastor Morgenweck Julianes Haushälterin Juliane Luise Jensen. Da Prinzessin Juliane bestimmt hatte, dass die Gruft nicht geöffnet werden dürfe "solange der Wind wehet und der Hahn krähet", verfügte der letzte Pastor der Maria-Magdalenen-Kirche, Barthold Nicolaus Krohn, in der Grabkammer neben Julianes beigesetzt zu werden und beide Gewölbe mit einem Gitter zu umschließen. Damit wollte er noch nach seinem Tod das Versprechen der Kirche auf Unversehrtheit der Grabkammer gewährleisten. Aber schon 1807 wurde die Kirche abgerissen, der Sarg der Prinzessin und mit ihm der des Pastors Krohn auf den Maria-Magdalenen-Friedhof vor dem Dammtor überführt. 120 Jahre später wurden die sterblichen Reste der drei Toten mit den Grabmalen nach Ohlsdorf umgebettet. Text: Rita Bake Quellen: Vgl.: Helmut Schoenfeld: …solange der Wind wehet und der Hahn krähet". Juliane Louise von Ostfriesland. In: Ostfriesland Magazin 3, 1994.