Magda Langhans
geb. Kelm
Politikerin, Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, Mitglied (KPD) der Hamburgischen Bürgerschaft


16.7.1903
Hamburg
-
17.1.1987
Hamburg
Hamburg
-
17.1.1987
Hamburg
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Ohlsdorfer Friedhof, Geschwister-Scholl-Stiftung, Grab-Nr.: BN 73, 388
1934 äußerte sich ein Staatsanwalt über Magda Langhans: "Vor uns steht eine große Frau. Sie ist zwar sehr klein, aber dennoch groß." Magda Langhans' Stärke und Größe lag in ihrem politischen Engagement.
Magda Langhans wuchs mit sechs Geschwistern im Hamburger Arbeiterviertel Hammerbrook auf. Ihr Vater war Kutscher, ihre Mutter Putzfrau. Der Vater starb an TBC, als die Kinder noch klein waren. Schon bald nach seinem Tod heiratete die Mutter einen Hafenarbeiter. Magda Langhans besuchte die Volksschule bis zur Selekta und arbeitete danach drei Jahre als Hausangestellte.
Später lernte sie in einer Druckerei den Beruf der Anlegerin. Diese Arbeit übte sie mit längeren Unterbrechungen bis zu ihrer Pensio-nierung aus.
Magda Langhans politische Laufbahn begann als 18jährige bei den freien Gewerkschaften. Durch einen Freund motiviert, trat sie 1927, im Alter von 24 Jahren, der KPD bei. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann, den Dekorationsmaler Hein Langhans, kennen. Die Ehe blieb kinderlos.
1929/30 besuchte Magda Langhans die Parteischule der KPD in Moskau. 1931 wurde sie in die Bezirksleitung der KPD Wasserkante gewählt. Dort arbeitete sie im Bereich "Agitation und Propaganda". Von 1931 bis 1933 war Magda Langhans für die KPD Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Nachdem die NSDAP die Macht übernommen hatte, half Magda Langhans den illegalen Betriebs- und Stadtteilgruppen bei der Herausgabe von Kleinzeitungen und Flugblättern. Außerdem führte sie mit KPD-Funktionären Schulungen in Hamburg und Kopenhagen durch, um anderen Menschen das argumentative Rüstzeug für den politischen Kampf unter dem Hitler-Regime zu vermitteln. Im Mai 1934 wurde sie verhaftet und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie war die erste Frau in Deutschland, gegen die die Nazis einen politischen Prozeß angestrengten. "Vorbereitung zum Hochverrat" lautete die Anklage. Magda Langhans wurde im Gefängnis Lübeck-Lauerhof, wie andere politische Gefangene auch, auf der Station II eingesperrt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als im Februar 1946 die Ernannte Bürgerschaft ihre Tätigkeit aufnahm, wurde Magda Langhans Bürgerschaftsabgeordnete der KPD. Als erste Frau übte sie das Amt der Zweiten Vizepräsidentin des Präsidiums der Hamburgischen Bürgerschaft aus. Die "Welt" vom 15.1. 1949 schrieb über Magda Langhans: "Wegen ihrer geschliffenen Formulierungen und der überzeugenden Art, sie vorzubringen, fiel sie schon vor 1933 im Hamburger Parlament auf. Sie hat heute das Schriftführeramt inne, nachdem sie 1946 auf dem Sessel des Vizepräsidenten gesessen hat."
Während ihrer Amtszeit als Abgeordnete setzte sich Magda Langhans z.B. 1946 dafür ein, daß auch junge Frauen von der Sonderzuteilung für Bohnenkaffee und Süßigkeiten profitieren durften. Magda Langhans verlangte eine gleiche Behandlung der 18-25jährigen Frauen, weil diese in Betrieben und Haushalt nicht weniger Arbeit leisteten als Männer. Wie die Atmosphäre gegenüber Frauen im Parlament war, zeigt die Erwiderung auf Magda Langhans' Forderung. "Besonders gern" stimmte der männliche Redner der SPD dem Antrag von Magda Langhans zu. Es handele sich schließlich um einen Teil der Bevölkerung, der sich gerade bei den Männern einer besonderen Beliebtheit erfreue.
Als 1946 eine Debatte um die hohe Säuglingssterblichkeit und die gestiegene Anzahl von Fehlgeburten geführt wurde, warf Magda Langhans in diesem Zusammenhang die Frage auf, wie viele dieser "totgeborenen Kinder" wohl in Wirklichkeit abgetrieben waren und das oft mit "Hilfe" von Kurpfuschern. Sie forderte eine Lockerung des Pharagraphen 218 und 219 - letzterer bestrafte das öffentliche Anpreisen von Verhütungsmitteln - und verlangte, daß die Verwaltungen empfängnisverhütende Mittel zur Verfügung stellten.
Ein weiteres heikles Thema, welches wohl lieber verschwiegen worden wäre, brachte Magda Langhans im Parlament zur Sprache: Viele junge Mädchen waren in der Nazizeit als "schwererziehbar" in das Heim Farmsen eingeliefert, dort als "unterwertig" eingestuft und zwangssterilisiert worden. Anlaß ihrer Einweisung war bei vielen von ihnen die Weigerung gewesen, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Magda Langhans forderte eine Überprüfung dieser Fälle und gegebenenfalls Entschädigung. Der KPD-Antrag wurde ohne Diskussion abgelehnt.
Magda Langhans war bis 1953 Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft. Die einzige Kommunistin der Hamburgischen Bürgerschaft setzte sich intensiv für die Frauen ein. Ihre im Parteistil vorgetragenen Äußerungen für Frieden, Freiheit und Demokratie und ihre antifaschistischen Kampfansagen wurden, trotz aller Anerkennung ihrer persönlichen Leistungen, mit Eskalation des Kalten Krieges im Parlament zunehmend reserviert zur Kenntnis genommen.
Magda Langhans beschäftigte sich aber nicht nur im Palament mit sogenannten Frauenfragen, sie arbeitete nach dem Krieg auch in überparteilichen antifaschisti-schen Frauenausschüssen mit. So war sie von 1946 bis 1952 erste Vorsitzen-de des Frauen-Ausschusses Hamburg e.V und wurde 1948 Beisitzerin im Vor-stand des Hamburger Frauenrings.
Außerdem war sie von 1946 bis zum Verbot der Partei im Jahre 1956 Frauensek-retärin der KPD. Auch ihr Mann arbeitete im Parteibüro der KPD. Als Magda Langhans im Alter von 83 Jahren starb, war sie bereits verwitwet. Sie wohnte zuletzt am Lämmersieth 75 im Stadtteil Barmbek-Nord.
Text: Rita Bake
Quellen:
Vgl. auch: Die erste vor dem Tribunal. In: Die Welt vom 15.1.1949.
1934 äußerte sich ein Staatsanwalt über Magda Langhans: "Vor uns steht eine große Frau. Sie ist zwar sehr klein, aber dennoch groß." Magda Langhans' Stärke und Größe lag in ihrem politischen Engagement.
Magda Langhans wuchs mit sechs Geschwistern im Hamburger Arbeiterviertel Hammerbrook auf. Ihr Vater war Kutscher, ihre Mutter Putzfrau. Der Vater starb an TBC, als die Kinder noch klein waren. Schon bald nach seinem Tod heiratete die Mutter einen Hafenarbeiter. Magda Langhans besuchte die Volksschule bis zur Selekta und arbeitete danach drei Jahre als Hausangestellte.
Später lernte sie in einer Druckerei den Beruf der Anlegerin. Diese Arbeit übte sie mit längeren Unterbrechungen bis zu ihrer Pensio-nierung aus.
Magda Langhans politische Laufbahn begann als 18jährige bei den freien Gewerkschaften. Durch einen Freund motiviert, trat sie 1927, im Alter von 24 Jahren, der KPD bei. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann, den Dekorationsmaler Hein Langhans, kennen. Die Ehe blieb kinderlos.
1929/30 besuchte Magda Langhans die Parteischule der KPD in Moskau. 1931 wurde sie in die Bezirksleitung der KPD Wasserkante gewählt. Dort arbeitete sie im Bereich "Agitation und Propaganda". Von 1931 bis 1933 war Magda Langhans für die KPD Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Nachdem die NSDAP die Macht übernommen hatte, half Magda Langhans den illegalen Betriebs- und Stadtteilgruppen bei der Herausgabe von Kleinzeitungen und Flugblättern. Außerdem führte sie mit KPD-Funktionären Schulungen in Hamburg und Kopenhagen durch, um anderen Menschen das argumentative Rüstzeug für den politischen Kampf unter dem Hitler-Regime zu vermitteln. Im Mai 1934 wurde sie verhaftet und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie war die erste Frau in Deutschland, gegen die die Nazis einen politischen Prozeß angestrengten. "Vorbereitung zum Hochverrat" lautete die Anklage. Magda Langhans wurde im Gefängnis Lübeck-Lauerhof, wie andere politische Gefangene auch, auf der Station II eingesperrt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als im Februar 1946 die Ernannte Bürgerschaft ihre Tätigkeit aufnahm, wurde Magda Langhans Bürgerschaftsabgeordnete der KPD. Als erste Frau übte sie das Amt der Zweiten Vizepräsidentin des Präsidiums der Hamburgischen Bürgerschaft aus. Die "Welt" vom 15.1. 1949 schrieb über Magda Langhans: "Wegen ihrer geschliffenen Formulierungen und der überzeugenden Art, sie vorzubringen, fiel sie schon vor 1933 im Hamburger Parlament auf. Sie hat heute das Schriftführeramt inne, nachdem sie 1946 auf dem Sessel des Vizepräsidenten gesessen hat."
Während ihrer Amtszeit als Abgeordnete setzte sich Magda Langhans z.B. 1946 dafür ein, daß auch junge Frauen von der Sonderzuteilung für Bohnenkaffee und Süßigkeiten profitieren durften. Magda Langhans verlangte eine gleiche Behandlung der 18-25jährigen Frauen, weil diese in Betrieben und Haushalt nicht weniger Arbeit leisteten als Männer. Wie die Atmosphäre gegenüber Frauen im Parlament war, zeigt die Erwiderung auf Magda Langhans' Forderung. "Besonders gern" stimmte der männliche Redner der SPD dem Antrag von Magda Langhans zu. Es handele sich schließlich um einen Teil der Bevölkerung, der sich gerade bei den Männern einer besonderen Beliebtheit erfreue.
Als 1946 eine Debatte um die hohe Säuglingssterblichkeit und die gestiegene Anzahl von Fehlgeburten geführt wurde, warf Magda Langhans in diesem Zusammenhang die Frage auf, wie viele dieser "totgeborenen Kinder" wohl in Wirklichkeit abgetrieben waren und das oft mit "Hilfe" von Kurpfuschern. Sie forderte eine Lockerung des Pharagraphen 218 und 219 - letzterer bestrafte das öffentliche Anpreisen von Verhütungsmitteln - und verlangte, daß die Verwaltungen empfängnisverhütende Mittel zur Verfügung stellten.
Ein weiteres heikles Thema, welches wohl lieber verschwiegen worden wäre, brachte Magda Langhans im Parlament zur Sprache: Viele junge Mädchen waren in der Nazizeit als "schwererziehbar" in das Heim Farmsen eingeliefert, dort als "unterwertig" eingestuft und zwangssterilisiert worden. Anlaß ihrer Einweisung war bei vielen von ihnen die Weigerung gewesen, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Magda Langhans forderte eine Überprüfung dieser Fälle und gegebenenfalls Entschädigung. Der KPD-Antrag wurde ohne Diskussion abgelehnt.
Magda Langhans war bis 1953 Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft. Die einzige Kommunistin der Hamburgischen Bürgerschaft setzte sich intensiv für die Frauen ein. Ihre im Parteistil vorgetragenen Äußerungen für Frieden, Freiheit und Demokratie und ihre antifaschistischen Kampfansagen wurden, trotz aller Anerkennung ihrer persönlichen Leistungen, mit Eskalation des Kalten Krieges im Parlament zunehmend reserviert zur Kenntnis genommen.
Magda Langhans beschäftigte sich aber nicht nur im Palament mit sogenannten Frauenfragen, sie arbeitete nach dem Krieg auch in überparteilichen antifaschisti-schen Frauenausschüssen mit. So war sie von 1946 bis 1952 erste Vorsitzen-de des Frauen-Ausschusses Hamburg e.V und wurde 1948 Beisitzerin im Vor-stand des Hamburger Frauenrings.
Außerdem war sie von 1946 bis zum Verbot der Partei im Jahre 1956 Frauensek-retärin der KPD. Auch ihr Mann arbeitete im Parteibüro der KPD. Als Magda Langhans im Alter von 83 Jahren starb, war sie bereits verwitwet. Sie wohnte zuletzt am Lämmersieth 75 im Stadtteil Barmbek-Nord.
Text: Rita Bake
Quellen:
Vgl. auch: Die erste vor dem Tribunal. In: Die Welt vom 15.1.1949.