Abelke Bleken
Einwohnerin Ochsenwerders (Hamburger Landgebiet) als Hexe beschuldigt


18.3.1583
auf dem Scheiterhaufen verbrannt
auf dem Scheiterhaufen verbrannt
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Abelke Bleken bewohnte ein Grundstück am Ochsenwerder Norderdeich. Im Jahre 1577 wurde ihr Hof zusammen mit anderen benachbarten Anwesen dem Hamburger Ratsherrn Johann Huge zugeschrieben. Die Allerheiligflut vom November 1570 hatte schwere Schäden verursacht, so dass Abelke und ihre Nachbarn vermutlich nicht mehr in der Lage waren, ihre Grundstücke selbst zu unterhalten und den Deich zu pflegen. Später pfändete der in Ochsenwerder tätige Landvogt Dirck Gladiator bei einer Deichschau Abelkes Kessel. Ein Kessel war in der Frühen Neuzeit nicht nur ein zentraler Haushaltsgegenstand, sondern unter Umständen ein repräsentatives Erbstück. Der Verlust wog schwer. Abelke sprach bei der Ehefrau des Vogts vor und bat sie um Rückgabe des Kessels. Diese Bitte wurde ihr abgeschlagen.
Von dem Grundstücksverkauf, der Kesselpfändung und dem Gespräch mit der Vögtin erfahren wir aus Abelkes Urgicht, dem Geständnisprotokoll, in dem der Gerichtsschreiber die Aussagen notierte, die Abelke unter der Folter abgerungen wurden.
Hier heißt es, dass sie und ihre Nachbarin Gesche Schwormstedt Rache am Ratsherrn Huge nehmen wollten, und dass sie mit einem Stab in aller Teufel Namen Löcher in den Bode gestochen habe - so viele Löcher wie Ochsen, deren Tod Johann Huge später zu beklagen hatte. Ferner habe Abelke Huges Kälber getötet, indem sie ihnen Rattengift in den Trog gelegt habe. Auch habe sie sich die Kesselpfändung nicht gefallen lassen wollen und zu dem Vogt Gladiator gesagt, "dass er dies auf dem Bett büßen solle". Daraufhin habe sie ihren Wollgürtel genommen, in aller Teufel Namen Knoten in die beiden Ende geschlagen und Haare des Vogts und Fingernägel der Vögtin hineingebunden. Der Gürtel sei von ihr in den Pferdestall gelegt worden, "damit der Vogt in Krankheit bleiben sollte" - bis der Gürtel gefunden und die Knoten gelöst seien.
Der Vögtin habe sie eine Suppe aus Kohl und Warmbier gegeben, versehen mit dem Hirn einer Katze, die sie in des Vogtes Haus in aller Teufel Namen totgeschlagen habe. Die Vögtin sei am dritten Tag krank geworden und bald danach gestorben.
Die soziale Situation, in der Abelke lebte, war geprägt von der Bedrohung ihrer Lebensgrundlage durch die Natur und von den Konflikten mit den Mächtigen im Ort. Die Zaubermittel, die Abelke in ihrer Urgicht nennt, galten in der frühneuzeitlichen Gesellschaft als wirksame Praktiken zur Behebung von Alltagsproblemen.
Ob Abelke tatsächlich versucht hatte, sich mithilfe dieser Künste zu rächen …?
Zur Hexe wurde sie erst unter der Folter: Sie bekannte, dass sie sich in dem Jahr, als die Ochsen starben, dem Satan ergeben und mit diesem Geschlechtsverkehr gehabt habe. Dabei sei ihr Buhle stets kalt gewesen. Auch sei sie mit anderen zum Hexentanz gegangen. Der Satan sei in der Nacht als Pferd zu ihr gekommen, und sie habe sich auf ihn gesetzt …
"Worauf sie also leben und sterben will."
Rede anlässlich der Einweihung von Hamburgs ersten Erinnerungsstein für die in Hamburg als Hexen beschuldigten und verbrannten Frauen
Am 07.06.2015