Inge Stolten

    Schauspielerin, Schriftstellerin, Politikerin

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    23.3.1921
    Hamburg

    4.5.1993
    Hamburg
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    Gemeinsam mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder wuchs Inge Stolten im Hinterhofmilieu der Straße Koppel 50 im Hamburger Stadtteil St. Georg auf. Ihr Vater, der ungelernte Arbeiter Louis Stolten, arbeitete als Packer; die Mutter Frieda Stolten, geb. Clasen, war als Zugehfrau tätig. 1931 nahm sich ihr schwerkranker Vater das Leben. Obwohl die Familie in finanziell armen Verhältnissen lebte, wurde es Inge Stolten ermöglicht, nach dem Abschluss der Volksschule ab 1934 die Aufbauschule in Eimsbüttel zu besuchen, wo sie 1939 das Abitur bestand. Aufgewachsen in einer sozialdemokratisch geprägten Umgebung, widerstand Inge Stolten den Einflüssen des Nationalsozialismus. Da sie als "politisch unzuverlässig" aus dem Reichsarbeitsdienst entlassen wurde, durfte sie kein Studium aufnehmen und entschied sich 1940 für eine Ausbildung an der Schauspielschule des Hamburger Schauspielhauses. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus konnte Inge Stolten wegen ihrer guten Sprachenkenntnisse als Dolmetscherin arbeiten und kam als Sprecherin zum "British Forces Network". In den 1950er Jahren wurde sie beim Nordwestdeutschen Rund-funk (NWDR, später NDR) tätig, wo sie 1954 ihrem zukünftigen Lebensgefährten Axel Eggebrecht begegnete. Ihre Arbeit als Theaterschauspielerin musste sie 1956 aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung aufgeben. Ab den 1960er Jahren profilierte sich Inge Stolten als Rundfunkjournalistin und freie Schriftstellerin. Sie arbeitete mit Eggebrecht als Drehbuchautorin und schrieb für den NDR zahlreiche Beiträge, u.a. zu Arbeit-nehmer- und Frauenrechten. 1979 veröffentlichte sie die Streitschrift "Kinderlos aus Verantwortung". Sie selbst blieb gewollt kinderlos und lehnte lange Zeit eine Ehe ab, weil sie um ihre Eigenständigkeit fürchtete. Erst 1982 heiratete sie Axel Eggebrecht. Im selben Jahr erschien ihre Autobiografie "Das alltägliche Exil", in der sie sich vor allem mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzte. Nach 1989 fürchtete Stolten ein Wiedererstarken nationalistischer Kräfte und trat daher 1990 in die PDS ein, um den Prozess der Wiedervereinigung mitzugestalten. Von 1991 bis 1993 war sie stellvertretende Bundesvorsitzende und 1991 bei der Hamburger Bürgerschaftswahl Spitzenkandidatin der PDS/Linke Liste. Text: Leicht modifizierte Fassung des Artikels von Jana Tereick: Stolten, Inge Louise. In: Hamburgische Biografie. Bd. 6, Göttingen 2012, S. 327-328.