Prof. Dr. Agathe Lasch

    Erste Lehrstuhlinhaberin an der Universität Hamburg, als Jüdin von den Nazis deportiert und in den Tod getrieben

    Ornament Image
    4.7.1879
    Berlin

    am
    15.8.1942
    deportiert nach Riga
    am
    18.8.1942
    ermordet
    Mehr erfahren
    Agathe Lasch erhielt ihre Ausbildung auf dem damals für Mädchen allein üblichen Weg der höheren Mädchenschule und des Lehrerinnenseminars. Frauen waren damals noch vom Abitur und akademischer Bildung ausgeschlossen. Während sie als Lehrerin arbeitete, machte sie 1906 ihr Abitur. Als 1908 in Preußen Frauen zum Studium zugelassen wurden, lehnte der Berliner Germanist Roethe die Zulassung von Agathe Lasch ab. Sie konnte erst ab ihrem 30. Lebensjahr Germanistik studieren. Nach all den Jahren der Entbehrungen und Demütigungen bekam sie endlich ein einjähriges Stipendium an der Heidelberger Universität. 1909 schrieb sie ihre Doktorarbeit über die "Berliner Schriftsprache". Aussichten auf eine wissenschaftliche Karriere bestanden im deutschen Kaiserreich für Agathe Lasch als Frau und Jüdin jedoch nicht. Sie ging deshalb 1910 an das führende amerikanische Frauencollege Bryn Mawn und unterrichtete dort deutsche Philologie. Deutschfeindliche Stimmungen nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bewogen sie 1916 zur Rückkehr nach Deutschland. Ab 1917 war Agathe Lasch wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Deutschen Seminar des Kolonialinstituts und des Allgemeinen Vorlesungswesens in Hamburg. Als sie diese Stelle antrat, hatte sie bereits einen überragenden Ruf in der Germanistik, den sie sich 1914 mit ihrem Buch über die Mittelniederdeutsche Grammatik erworben hatte. Sie erhielt Arbeit am Hamburgischen (niederdeutschen) Wörterbuch und überarbeitete das Mittelniederdeutsche Wörterbuch. Nach Eröffnung der Universität Hamburg im Jahre 1919 war Agathe Lasch die erste Frau, die an der Universität habilitierte und 1923 zur Professorin ernannt wurde. Mit ihrer Berufung auf das Extraordinariat für Niederdeutsche Philologie im Dezember 1926 war sie die erste weibliche Inhaberin eines Lehrstuhls der Hamburger Universität. Als die Nationalsozialisten im Sommer 1933 Agathe Lasch entlassen wollten, reichten 30 Studierende und 14 schwedische Hochschullehrer eine Petition für die Verlängerung der Lehrbefugnis ein. So blieb Agathe Lasch zunächst an der Universität, doch im Juni 1934 wurde sie dann endgültig zwangsweise in den "Ruhestand" versetzt. Sie bekam Publikationsverbot. 1937 zog sie zu ihren Schwestern nach Berlin. Agathe Lasch wurde die Pension entzogen, sie durfte keine Bibliothek mehr betreten und ihre persönliche Bibliothek wurde beschlagnahmt. Am 13. August 1942 wurde Agathe Lasch mit ihren Schwestern von der Polizei abgeholt und am 15. August nach Riga deportiert. Nach ihrer Ankunft in Riga-Škirotava am 18. August 1942 wurden sie in den dortigen Wäldern ermordet