Margarete (Gretel) Spatz

    geb. Ast

    82 Jahre, Sparkassenangestellte

    Ornament Image
    08.10.1919
    Reppen/Rzepin

    30.12.2001
    Hamburg
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    Margarete Ast wuchs in einem Familienunternehmen auf, in dem sich alles um Leder drehte: Ledereinkauf und -handel, Schuhherstellung und -verkauf sowie -reparatur.
    Nach dem Volksschulabschluss, dem Besuch einer Haushaltungsschule und einer Höheren Handelsschule arbeitete sie im elterlichen Unternehmen. Das "Pflichtjahr" führte sie 1937/38 in eine großbürgerliche Familie nach Berlin - ein Wendepunkt in ihrem Leben.
    Zurück im Elternhaus verweigerte sie die ihr zugedachte Rolle: Haushalt und Schuhverkauf. Sie begann eine Ausbildung zur Sparkassenangestellten und stieg dort in eine Führungsposition auf. Ihre Mutter verübelte ihr diesen Berufsweg sehr und mied fortan den Kontakt mit ihr.
    1941 lernte sie den späteren Vater ihres Kindes kennen. Er verschwieg zunächst, dass er bereits verheiratet und Vater eines Kindes war. Mit ihm und weiteren Verwandten flüchtete sie im Januar 1945 nach Berlin. Später zog sie mit ihm nach Karlshafen, wo er Arbeit als Müllermeister gefunden hatte. Margarete Ast wurde schwanger und hoffte auf die Scheidung ihres Lebensgefährten von dessen Ehefrau. Doch wenige Wochen vor der Geburt der gemeinsamen Tochter verschwand der angehende Vater.
    Nach der Geburt ihres Kindes wurde Margarete Ast bei einem Arztehepaar einquartiert. "Flüchtlingsfrau und ein uneheliches Kind 'am Bein' - der Makel schlechthin", so Margarete Spatz später. Da Teilzeitarbeit nicht möglich war, konnte sie nicht als Sparkassenangestellte tätig werden. So arbeitete sie als Zimmermädchen und Kellnerin.
    Nebenbei lernte sie den zwanzig Jahre älteren Witwer und Geschäftsmann Herrn Spatz kennen. Nach der Heirat verdiente sie weiterhin eigenes Geld. Sie wollte finanziell nicht von ihrem Ehemann abhängig sein und ihrer Tochter eine gute Schul- und Ausbildung ermöglichen.
    1968 nach Beendigung des Studiums ihrer Tochter hörte Margarete Spatz auf mit der "Schufterei" wie sie sagte. Wenige Jahre später wurde sie Witwe und konnte gut von ihrer Rente leben.
    53 Jahre lebte sie in Karlshafen, beheimatet fühlte sie sich dort nicht. Die letzten drei Lebensjahre verbrachte sie in einem Schenefelder Altenheim. Dort starb sie, aufrecht auf der Bettkante sitzend mit einem Stück Zartbitterschokolade auf der Zunge. Ihre letzten Worte: "Jetzt will ich aufstehen."