Marianne Luise Johanna Papke

    95 Jahre, Krankenschwester/Oberin

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    23.08.1927
    in Stettin

    21.06.2023
    in Hamburg
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    Im Mittelpunkt ihres Berufslebens stand die Weiterentwicklung der professionellen Krankenpflege, gegründet in ihrem christlichen Glauben, der die Nächstenliebe in den Mittelpunkt stellt. Ihre Kindheit und Jugend verlebte Marianne Papke in Stettin. Sie überstand den Krieg und die Flucht nach Flensburg. Im Herbst 1945 gelang es ihr, einen Ausbildungsplatz in der Krankenpflege in Hamburg zu finden. Nach dem Examen führte ihr Weg sie über Kliniken in Bad Nauheim und Plettenberg nach Berlin. Dort leistete sie in den Sechzigerjahren Pionierarbeit beim Aufbau der stationären Pflege im neuen Universitätsklinikum Berlin-Steglitz, dem heutigen "Charité Campus Benjamin Franklin". Marianne Papkes Denken und Handeln konzentrierte sich auf die Unterstützung des kranken Menschen sowie die Entwicklung und Förderung des Pflegeberufes. Mit Herzblut engagierte sie sich schon früh für die Entwicklung der palliativen Pflege im Klinikalltag. Um von den Erfahrungen anderer zu lernen, wandte sie sich an die Londoner Klinik von Cicely Saunders, der Begründerin der modernen Hospizbewegung. Damit nahm sie bereits in den Sechzigerjahren voraus, was erst viele Jahre später mit der Gründung von Hospiz-Einrichtungen in Deutschland Eingang ins allgemeine gesellschaftliche Bewusstsein fand. Als gläubige Christin war Marianne Papke die spirituelle Dimension der Pflege sterbender Menschen besonders wichtig. Infolge der Entwicklung neuer Mitbestimmungsmodelle im Zuge der 68er-Bewegung geriet sie immer häufiger in Konflikte mit inkompetenten Entscheidungsgremien in der Klinik. Aus diesem Grund wechselte sie 1974 als Oberin an das Krankenhaus Hagen-Haspe in Westfalen. In den Achtzigerjahren erkrankte sie an Krebs und schied vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Zusammen mit ihrer Freundin Gisela Knopp zog sie nach Hamburg. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit nahm das Interesse am aktuellen politischen Geschehen viel Raum in Marianne Papkes Leben ein. Die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten hatte sie früh gelehrt, wie wichtig ein offener, vorurteilsfreier Meinungsaustausch mit anderen Menschen ist. Nach dem Tod ihrer Freundin wechselte sie 2007 in das Altenheim "Hospital zum Heiligen Geist" in Poppenbüttel. Intensiv pflegte Marianne Papke auch im hohen Alter noch ihre Freundschaften zu Menschen aus verschiedenen Lebensphasen. Zudem liebte sie die Musik, häufig besuchte sie Konzerte, Ballett- und Theateraufführungen. Auch der sonntägliche Gottesdienst und das regelmäßige Gebet gehörten zu ihrem Leben. Mit diesen Worten begrüßte Marianne Papke jeden neuen Tag: Jeder Tag der erste. Jeder Tag ein Leben. Jeden Morgen soll die Schale unseres Lebens hingehalten werden, um aufzunehmen, zu tragen und zurückzugeben. Leer hinhalten, denn was vorher war, soll sich nur spiegeln in ihrer Klarheit, ihrer Form, ihrer Weite. (Dag Hammarskjöld)