Sonja Bockelmann
94 Jahre, Beamtin im Amt für Arbeitsschutz

23.8.1922
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18.6.2017
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18.6.2017
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Beerdigungsansprache
Liebe Familien Romero, Stempel, Bockelmann, Franke und Höffer, liebe Verwandte, liebe Unterstützende vom Pflegedienst, Freunde und Weggefährten der Verstorbenen, schön, dass Sie heute alle da sind, um Sonja Bockelmann das letzte Geleit zu geben, dass Sie sich Zeit nehmen, um das Leben der Verstorbenen noch einmal zu würdigen und Abschied zu nehmen.
Sie hatte mit ihren fast 95 Jahren - in 14 Tage wäre sie ihr Geburtstag gewesen - ein hohes, ja schon bibliches Alter erreicht.
Sonja Bockelmann war eine bemerkenswerte Frau. Sie schätzte Menschen, die für ihre Überzeugung einstanden, die kein Blatt vor den Mund nahmen, wenn sie Unrecht entdeckten. So mochte sie Victor Jara, der sich für sein Land auf bemerkenswerte Weise gewaltfrei einsetzte, nämlich mit Musik: Er zeigte die einfachen Leute, ihr Leben und die Probleme in einer Gesellschaft mit krassem Sozialgefälle. Seine Texte handeln von der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit oder politischen Skandalen.
Auch Sonja war ein widerständiger Mensch und hat sich für eine gerechtere Welt eingesetzt. Ob sie sich für Frauen in der Gewerkschaft, in der solidarische Kirche oder bei der Friedensbewegung engagiert hat. Sie war in ihrem späteren Leben weit aufgespannt und hatte die verschiedensten Kontakte zu Menschen, die sich politisch und gesellschaftlich engagierten. Wer hätte gedacht, dass sie in ihrem Leben in diese Richtung wachsen würde. Mit ihrem lieber Enkel Max wurde sie, gerade im höheren Alter, wie sie selbst sagte, immer linksradikaler. So wurde zu ihrem 90. Geburtstag die "Internationale" angestimmt.
Sonja wurde 1922 als Einzelkind geboren, hatte aber immer enge Beziehung zu den Cousinen und Tanten. Sie wuchs in einem kritischen Elternhaus auf.
Politik und Engagement hat sie ihr Leben lang begleitet. Die schrecklichen Ereignisse des Nazi-Regime haben ihre Einstellung im Leben geprägt. Die Verhaftung des Vaters, die Gewalt und der Verlust seines Gehörs hat die Familie mit geformt. Und dennoch mußte Sonja ihren Dienst beim BDM und als Flakhelferin tun.
Als junge Frau war Sonja schon an Theater und Oper interessiert, was sie sich ihr ganzes Leben erhielt. Noch bis ins hohe Alter besuchte sie Vorstellungen mit ihrer Cousine Ingrid u.a. im Ernst-Deutsch-Theater.
Auf einer Tanzveranstaltung Mitte der 40iger lernte sie den hübschen Hans Stürzer kennen und verliebt sich in den Österreicher.
Die Hütte im Poppenbüttler Schrebergarten von Sonjas Eltern wurde zu einem Haus ausgebaut. Und mit der Geburt der einzigen Tochter Christel lebten nun drei Generationen unter einem Dach. Sicherlich nicht immer eine leichte Zeit, aber man kam zurecht.
Sonja sprach von ihren Kindheitserinnerungen, das Leben im Kleingarten, als eine glückliche Zeit. Sicherlich wurde da der Grundstein für ihre Liebe zur Natur, zu Blumen und Tieren gelegt. Zur Achtung vor dem, was auf dieser Erde so kreucht und fleucht.
Dieser Liebe blieb sie ein lebenlang treu.
Die Ehe mit Hans Stürzer fand schon nach einigen Jahren ihr Ende - für die damalige Zeit eine Besonderheit: eine alleinerziehende Mutter. Aber Sonja stand in dieser Zeit zu ihrem Leben. Sie setzte sich ein, eine Arbeit zu finden und so zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.
Die kleine Christel ging in den Kindergarten und war danach bei der Großmutter im Haus. Auch sie war eine starke Frau, die viel im Garten arbeitete und eine tolle Näherin war - aus allem konnte sie schöne Sachen nähen.
Sonja war zunächst Verwaltungsangestellte bei der Gewerkschaft.
Nachdem sie mit viel Einsatz ihre Inspektor*innenausbildung abgeschlossen hatte, war sie über diese Aufgabe sehr glücklich, denn nun konnte sie sich für Menschen am Arbeitsplatz einsetzen und speziell für Schwangere und Mütter bessere Arbeitsbedingungen schaffen.
Es war eine erfüllende Zeit.
Ihr Chef schätzte die junge Kollegin sehr, verliebte sich in sie und er wurde ihr zweiter Ehemann. Mit der Heirat von Erich Bockelmann bekam sie eine neue Familie und einen Sohn dazu: Jürgen Bockelmann.
Leider war ihr zweiter Mann gesundheitlich nicht so gut aufgestellt, so dass Sonja ihn über viele Jahre versorgt hat, zunächst neben ihrer Arbeit, die sie auf 50% runterfuhr. Mit 60 Jahren war die Doppelbelastung zu groß, dass sie ihren Beruf aufgab, um ganz für den Mann, die Kinder und vor allem dann auch für die Enkel da zu sein.
Und es gab eine Vielzahl davon, nicht nur die familiären, sondern auch die vier angenommenen Enkel.
Frau Romero-Stempel, Sie schreiben, dass Sonja ihre Enkel liebte und dass sie mit ihnen ein "Familienleben nachholen konnte, dass ihr früher versagt geblieben ist".
Sonja unternahm gern und viel mit der Enkelschar. Alle haben mit der begeisterten Schwimmerin das "Seepferdchen" gemacht.
Sie unterstützte die Familie, ihre Enkel und "Leih-Enkel" wo sie nur konnte, und unternahm mit der kleinen Maria sogar Reiterferien.
Ich habe Sonja bei Brot&Rosen als sehr interessierte Frau wahrgenommen, die sich vom Leid anderer Menschen anrühren ließ. Nicht selten stellte sie kritische Fragen zu der Asylgesetzgebung in diesem Land, die so menschenverachtend mit Geflüchteten umging, die doch alles verloren hatten und wegen politischer Verfolgung ihr Land verlassen mussten.
Die Geflüchteten im Haus B&R hatten es aus der Bedrängnis geschafft und wollten sich einfach nur ein neues geregeltes Leben aufbauen - getrennt von ihren Familien.
Und Sonja war empatisch. Sie verstand, was es bedeutete, wenn eine Familie verfolgt wird.
Familie hat ihr immer viel bedeutet - vielleicht konnte sie es nicht immer zeigen, aber es war ein Teil ihres Herzens. Nicht umsonst unterhielt sie zeitlebens Kontakte mit den Ost-Berlinern, mit Tante Hanne, mit der Familie in anderen Stadtteilen, mit Maria nach Israel und vielen anderen ...
Aber auch darüber hinaus waren Begegnungen mit Freunden und Freundinnen für die Verstorbene Zeit aus denen sie Kraft und Anregungen zog: die solidarische Kirche, die Friedensbewegung, die Zeit mit Peter Franke und Donata Höffer, ...
Mit so vielen Menschen stand sie in Kontakt. Menschen und ihre Geschichten waren der Verstorbenen wichtig.
Sie war vielseitig interessiert, ließ sich berühren und unterstützte Vereine und Einrichtungen: Greenpeace, Kinder mit Krebs, die Frau von Viktor Jaras und das Tanzprojekt der traumatisierten Frauen, Brot&Rosen, Mitglied bei VVN...
Sie war eine interessierte Leserin, viele politisch motivierte Bücher stehen in ihrem Bücherregal.
Und im Spielen traf man sich: ob beim Scrabbel, beim Skat oder beim Mensch-ärgere-Dich-nicht, was sie bis zum Schluss noch gern gespielt hatte.
Sonja hatte eine lange Geschichte mit Krankenhäusern: Immer wieder brach sie sich etwas: mal die Hand, dann wurde ein Knie ersetzt, Leistenbruch, Oberschenkelhalsbruch und weitere OP´s. Sie hat sich immer wieder aufrappelt, auch wenn sich die Möglichkeiten weiter einschränkten.
Der Rollstuhl war für sie nichts Erschreckendes, denn er bedeutete auch eine neue Freiheit und die Möglichkeit, sich in den benachbarten Schrebergarten fahren zu lassen.
Viele Menschen waren für die da und haben sie mit Besuchen aufgeheitert, ihre Freundin Almuth, die "Bockelmänner" Jürgen, Irmgard, Britta und Ulf, die die Verstorbene sehr oft zu den Oster- und Weihnachtsfesten nach Tangstedt holten.
Und auch Max, der sich rührend um seine Oma gekümmert hat, mit ihr politisch im Einklang schwang und wöchentlich Kontakt mit ihr hielt. Die Urenkel verzauberten die Verstorbene, denn nun wuchs eine neue Generation heran.
Die Tagespflege hatte Sonja als Gewinn erlebt, ein Lebenselexier. Auf die Mitarbeiterin des Pflegedienstes hat sie sich gefreut. Es war eine Abwechslung im Alltag.
Marianne, eine Pflegerin, erzählte, dass sie viel und gern miteinander gelacht haben. So Mitte Mai wurde sie allerings immer weniger und so manches Mal hat sie gesagt, dass sie nicht mehr mag. Sie konnte einfach auch nicht mehr, ihre Lebenskraft war aufgebraucht. Sie wurde immer dünner, und wollte zum Schluss auch nicht mehr in die Tagespflege, auf die sie sich sonst so gefreut hatte. "Heute möchte ich liegen bleiben! Morgen stehe ich wieder auf!" war ein Satz, der in der letzten Zeit immer öfter zu hören war.
Jetzt hat sie sich hingelegt und wird nicht wieder aufstehen. Sie hat ihre Ruhe gefunden.
Wir nehmen Abschied von einer beeindruckenden Frau,
die die Insel Amrum zu genießen verstand,
die bescheiden und genügsam ihren Weg gegangen ist, ohne die großen Sprünge zu vermissen,
die extrovertiert und gesellig war,
die eine starke Persönlichkeit für die Menschen war, die sie geliebt haben.
Nun lassen wir sie gehen.
Und Sie gehen miteinander Ihren Lebensweg weiter. Bis wir alle eines Tages diese Welt verlassen und dorthin gehen, wohin Sonja Bockelmann uns nun vorausgegangen ist.
Amen.
Liebe Familien Romero, Stempel, Bockelmann, Franke und Höffer, liebe Verwandte, liebe Unterstützende vom Pflegedienst, Freunde und Weggefährten der Verstorbenen, schön, dass Sie heute alle da sind, um Sonja Bockelmann das letzte Geleit zu geben, dass Sie sich Zeit nehmen, um das Leben der Verstorbenen noch einmal zu würdigen und Abschied zu nehmen.
Sie hatte mit ihren fast 95 Jahren - in 14 Tage wäre sie ihr Geburtstag gewesen - ein hohes, ja schon bibliches Alter erreicht.
Sonja Bockelmann war eine bemerkenswerte Frau. Sie schätzte Menschen, die für ihre Überzeugung einstanden, die kein Blatt vor den Mund nahmen, wenn sie Unrecht entdeckten. So mochte sie Victor Jara, der sich für sein Land auf bemerkenswerte Weise gewaltfrei einsetzte, nämlich mit Musik: Er zeigte die einfachen Leute, ihr Leben und die Probleme in einer Gesellschaft mit krassem Sozialgefälle. Seine Texte handeln von der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit oder politischen Skandalen.
Auch Sonja war ein widerständiger Mensch und hat sich für eine gerechtere Welt eingesetzt. Ob sie sich für Frauen in der Gewerkschaft, in der solidarische Kirche oder bei der Friedensbewegung engagiert hat. Sie war in ihrem späteren Leben weit aufgespannt und hatte die verschiedensten Kontakte zu Menschen, die sich politisch und gesellschaftlich engagierten. Wer hätte gedacht, dass sie in ihrem Leben in diese Richtung wachsen würde. Mit ihrem lieber Enkel Max wurde sie, gerade im höheren Alter, wie sie selbst sagte, immer linksradikaler. So wurde zu ihrem 90. Geburtstag die "Internationale" angestimmt.
Sonja wurde 1922 als Einzelkind geboren, hatte aber immer enge Beziehung zu den Cousinen und Tanten. Sie wuchs in einem kritischen Elternhaus auf.
Politik und Engagement hat sie ihr Leben lang begleitet. Die schrecklichen Ereignisse des Nazi-Regime haben ihre Einstellung im Leben geprägt. Die Verhaftung des Vaters, die Gewalt und der Verlust seines Gehörs hat die Familie mit geformt. Und dennoch mußte Sonja ihren Dienst beim BDM und als Flakhelferin tun.
Als junge Frau war Sonja schon an Theater und Oper interessiert, was sie sich ihr ganzes Leben erhielt. Noch bis ins hohe Alter besuchte sie Vorstellungen mit ihrer Cousine Ingrid u.a. im Ernst-Deutsch-Theater.
Auf einer Tanzveranstaltung Mitte der 40iger lernte sie den hübschen Hans Stürzer kennen und verliebt sich in den Österreicher.
Die Hütte im Poppenbüttler Schrebergarten von Sonjas Eltern wurde zu einem Haus ausgebaut. Und mit der Geburt der einzigen Tochter Christel lebten nun drei Generationen unter einem Dach. Sicherlich nicht immer eine leichte Zeit, aber man kam zurecht.
Sonja sprach von ihren Kindheitserinnerungen, das Leben im Kleingarten, als eine glückliche Zeit. Sicherlich wurde da der Grundstein für ihre Liebe zur Natur, zu Blumen und Tieren gelegt. Zur Achtung vor dem, was auf dieser Erde so kreucht und fleucht.
Dieser Liebe blieb sie ein lebenlang treu.
Die Ehe mit Hans Stürzer fand schon nach einigen Jahren ihr Ende - für die damalige Zeit eine Besonderheit: eine alleinerziehende Mutter. Aber Sonja stand in dieser Zeit zu ihrem Leben. Sie setzte sich ein, eine Arbeit zu finden und so zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen.
Die kleine Christel ging in den Kindergarten und war danach bei der Großmutter im Haus. Auch sie war eine starke Frau, die viel im Garten arbeitete und eine tolle Näherin war - aus allem konnte sie schöne Sachen nähen.
Sonja war zunächst Verwaltungsangestellte bei der Gewerkschaft.
Nachdem sie mit viel Einsatz ihre Inspektor*innenausbildung abgeschlossen hatte, war sie über diese Aufgabe sehr glücklich, denn nun konnte sie sich für Menschen am Arbeitsplatz einsetzen und speziell für Schwangere und Mütter bessere Arbeitsbedingungen schaffen.
Es war eine erfüllende Zeit.
Ihr Chef schätzte die junge Kollegin sehr, verliebte sich in sie und er wurde ihr zweiter Ehemann. Mit der Heirat von Erich Bockelmann bekam sie eine neue Familie und einen Sohn dazu: Jürgen Bockelmann.
Leider war ihr zweiter Mann gesundheitlich nicht so gut aufgestellt, so dass Sonja ihn über viele Jahre versorgt hat, zunächst neben ihrer Arbeit, die sie auf 50% runterfuhr. Mit 60 Jahren war die Doppelbelastung zu groß, dass sie ihren Beruf aufgab, um ganz für den Mann, die Kinder und vor allem dann auch für die Enkel da zu sein.
Und es gab eine Vielzahl davon, nicht nur die familiären, sondern auch die vier angenommenen Enkel.
Frau Romero-Stempel, Sie schreiben, dass Sonja ihre Enkel liebte und dass sie mit ihnen ein "Familienleben nachholen konnte, dass ihr früher versagt geblieben ist".
Sonja unternahm gern und viel mit der Enkelschar. Alle haben mit der begeisterten Schwimmerin das "Seepferdchen" gemacht.
Sie unterstützte die Familie, ihre Enkel und "Leih-Enkel" wo sie nur konnte, und unternahm mit der kleinen Maria sogar Reiterferien.
Ich habe Sonja bei Brot&Rosen als sehr interessierte Frau wahrgenommen, die sich vom Leid anderer Menschen anrühren ließ. Nicht selten stellte sie kritische Fragen zu der Asylgesetzgebung in diesem Land, die so menschenverachtend mit Geflüchteten umging, die doch alles verloren hatten und wegen politischer Verfolgung ihr Land verlassen mussten.
Die Geflüchteten im Haus B&R hatten es aus der Bedrängnis geschafft und wollten sich einfach nur ein neues geregeltes Leben aufbauen - getrennt von ihren Familien.
Und Sonja war empatisch. Sie verstand, was es bedeutete, wenn eine Familie verfolgt wird.
Familie hat ihr immer viel bedeutet - vielleicht konnte sie es nicht immer zeigen, aber es war ein Teil ihres Herzens. Nicht umsonst unterhielt sie zeitlebens Kontakte mit den Ost-Berlinern, mit Tante Hanne, mit der Familie in anderen Stadtteilen, mit Maria nach Israel und vielen anderen ...
Aber auch darüber hinaus waren Begegnungen mit Freunden und Freundinnen für die Verstorbene Zeit aus denen sie Kraft und Anregungen zog: die solidarische Kirche, die Friedensbewegung, die Zeit mit Peter Franke und Donata Höffer, ...
Mit so vielen Menschen stand sie in Kontakt. Menschen und ihre Geschichten waren der Verstorbenen wichtig.
Sie war vielseitig interessiert, ließ sich berühren und unterstützte Vereine und Einrichtungen: Greenpeace, Kinder mit Krebs, die Frau von Viktor Jaras und das Tanzprojekt der traumatisierten Frauen, Brot&Rosen, Mitglied bei VVN...
Sie war eine interessierte Leserin, viele politisch motivierte Bücher stehen in ihrem Bücherregal.
Und im Spielen traf man sich: ob beim Scrabbel, beim Skat oder beim Mensch-ärgere-Dich-nicht, was sie bis zum Schluss noch gern gespielt hatte.
Sonja hatte eine lange Geschichte mit Krankenhäusern: Immer wieder brach sie sich etwas: mal die Hand, dann wurde ein Knie ersetzt, Leistenbruch, Oberschenkelhalsbruch und weitere OP´s. Sie hat sich immer wieder aufrappelt, auch wenn sich die Möglichkeiten weiter einschränkten.
Der Rollstuhl war für sie nichts Erschreckendes, denn er bedeutete auch eine neue Freiheit und die Möglichkeit, sich in den benachbarten Schrebergarten fahren zu lassen.
Viele Menschen waren für die da und haben sie mit Besuchen aufgeheitert, ihre Freundin Almuth, die "Bockelmänner" Jürgen, Irmgard, Britta und Ulf, die die Verstorbene sehr oft zu den Oster- und Weihnachtsfesten nach Tangstedt holten.
Und auch Max, der sich rührend um seine Oma gekümmert hat, mit ihr politisch im Einklang schwang und wöchentlich Kontakt mit ihr hielt. Die Urenkel verzauberten die Verstorbene, denn nun wuchs eine neue Generation heran.
Die Tagespflege hatte Sonja als Gewinn erlebt, ein Lebenselexier. Auf die Mitarbeiterin des Pflegedienstes hat sie sich gefreut. Es war eine Abwechslung im Alltag.
Marianne, eine Pflegerin, erzählte, dass sie viel und gern miteinander gelacht haben. So Mitte Mai wurde sie allerings immer weniger und so manches Mal hat sie gesagt, dass sie nicht mehr mag. Sie konnte einfach auch nicht mehr, ihre Lebenskraft war aufgebraucht. Sie wurde immer dünner, und wollte zum Schluss auch nicht mehr in die Tagespflege, auf die sie sich sonst so gefreut hatte. "Heute möchte ich liegen bleiben! Morgen stehe ich wieder auf!" war ein Satz, der in der letzten Zeit immer öfter zu hören war.
Jetzt hat sie sich hingelegt und wird nicht wieder aufstehen. Sie hat ihre Ruhe gefunden.
Wir nehmen Abschied von einer beeindruckenden Frau,
die die Insel Amrum zu genießen verstand,
die bescheiden und genügsam ihren Weg gegangen ist, ohne die großen Sprünge zu vermissen,
die extrovertiert und gesellig war,
die eine starke Persönlichkeit für die Menschen war, die sie geliebt haben.
Nun lassen wir sie gehen.
Und Sie gehen miteinander Ihren Lebensweg weiter. Bis wir alle eines Tages diese Welt verlassen und dorthin gehen, wohin Sonja Bockelmann uns nun vorausgegangen ist.
Amen.