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4. Geburtstag des Garten der Frauen: 14. August 2005 im Garten der Frauen |
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Als der Verein Garten der Frauen vor vier Jahren den Garten der Frauen eröffnete, gab es viele Skeptiker, die die Konzeption des Gartens der Frauen nicht verstanden bzw. nicht verstehen wollten, weil sie ihre Vorurteile zu frauenpolitischen Aktivitäten verstärken wollten. Für sie war der Garten der Frauen ein Projekt ewiggestriger Feministinnen. Da wollten doch tatsächlich Frauen auch noch im Tode unter sich bleiben und die Männer ausschließen.
So mancher Mann fand sich besonders geistreich und witzig, wenn er fragte: "Und, gibt es auch einen Garten der Männer?" Es waren nicht die Unintelligentesten, die so etwas äußerten. So schwer ist ja auch die Konzeption des Gartens der Frauen nicht zu verstehen: Er ist ein Ort der Erinnerung an für uns bedeutende Frauen Hamburgs, deren Grabstätten auf Ohlsdorf bereits aufgelassen sind. Damit diese Frauen nicht in Vergessenheit geraten - und das werden Frauen unweigerlich eher als Männer, selbst wenn Frauen zu ihren Lebzeiten ebenso bzw. sogar oft noch Größeres als Männer geleistet haben. Denn zu Lebzeiten erhalten Frauen in der Öffentlichkeit nach wie vor keine ebenso große Resonanz auf ihre Leistungen wie Männer.
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Damit also diese Frauen in Erinnerung bleiben, werden ihre Gabsteine in den Garten der Frauen verlegt. Und damit das alles finanziert werden kann, können sich Frauen im Garten der Frauen zu Lebzeiten ihr letztes Plätzchen erwerben. Also: ein ganz einfaches logisches Konzept.
Mittlerweile ist die Skepsis überwunden. Die 122 Grabplätze sind bereits vergeben. Es gibt eine kleine Warteliste auf freiwerdende Plätze.
Der Garten der Frauen ist zu einer Hamburger Institution geworden. Andere Städte und andere Organisationen außerhalb Hamburgs versuchen immer mal wieder Ähnliches in ihren Städten und Regionen auf die Beine zu stellen. Doch bisher gibt es europaweit nichts Vergleichbares.
Wie positiv und mit welch großer Resonanz der Garten der Frauen in der Öffentlichkeit aufgenommen wird, zeigt sich auch daran, dass kommerzielle Unternehmen versuchen, unsere Idee nachzuahmen, um daraus Kapital zu schlagen.
Dabei reduzieren sie die Idee des Gartens der Frauen auf eine reine Begräbnisfläche nur für Frauen, bieten Frauen lediglich einen Platz unter Frauen an. Das ist nicht verwunderlich, schließlich sprechen hier ausschließlich die Gesetze der Marktwirtschaft.
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Aber die Reduzierung auf einen schlichten Frauenfriedhof scheint den meisten Frauen nicht zu genügen. Jedenfalls scheint das Ansinnen, Frauenfriedhofe zu gründen, am Desinteresse der Frauen zu scheitern.
Es ist mehr, was wir wollen. Wir wollen erinnern, nicht vergessen. Hinter unserem Anliegen steckt politisches, soziales, frauenhistorisches Engagement. Gleichzeitig die ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema Leben und Tod.
Der Garten der Frauen bietet hierfür eine einzigartige Möglichkiet, sich auf besondere Weise diesem Thema zu widmen - einem Thema, das unser Lebensthema ist, ob wir wollen oder nicht.
Den Garten der Frauen umgibt eine heitere Atmosphäre. Die Gartengestaltung ist so gewählt, dass Besinnung auf die wesentlichen Dinge des Lebens leicht fallen kann. Durch seine historischen Grabsteine und die auf Aluminiumtafeln verewigten Lebensviten der Frauen schlägt der Garten der Frauen eine Brücke zwischen Leben und Tod. Leben und Tod bedingen sich, sind ohne einander nicht möglich. Und das wird hier im Garten der Frauen deutlich.
Unsere Blumen und Sträucher, die Parkbänke, die Rosenbögen mit ihren vergoldeten Spitzen, der Brunnen und, und, und unterstreichen die Selbstverständlichkeit dieser Paarbeziehung. Leben und Tod.
Die durch den Garten der Frauen ausstrahlende Gelassenheit und Ruhe bietet eine tröstliche Grundstimmung, die auch Raum lässt für die ebenso selbstverständliche schmerzvolle, oft auch verzweifelte Trauer beim Verlust eines lieben Menschen.
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Der Garten der Frauen hat Platz für all diese und auch noch andere Gefühle, die die Beschäftigung mit dem Thema Leben und Tod in uns auslösen können. Wir klammern nichts aus. Und deshalb reihen wir uns auch nicht ein in die seit einiger Zeit mit dem Thema Leben und Tod betriebene Eventkultur. Hat man doch erkannt, dass es den Menschen nicht gut getan hat, dass dies Thema seit Jahren immer mehr tabuisiert wurde. Man nutzt nun das Bedürfnis der Menschen, sich dem Thema Leben und Tod wieder intensiver zu widmen, indem man beim Verzehr von z. B. Grillwürstchen und Bier alternative Bestattungsformen, neuartige Särge und Urnen oder auch themenbezogene alternative Grabplätze anbietet. Die Inzenierung schaurig-schöner Stimmungen mittels Krimilesungen an Gräbern sollen potentielle Grabkäufer anlocken. Schmerz und Trauer, diese Stimmungen sind nicht gewünscht bei solchen Events. Nein, lustig und witzig soll es zugehen, wenn man sich denn schon mit dem Thema Leben und Tod beschäftigt. Und vor allem soll das Ganze Spaß machen. Und so wird man eingeladen zu witzigen Austellungen zum Thema Leben und Tod, zu Veranstaltungen zum Thema "Rund ums Begräbnis" auf der uns auf der Einladungskarte versichert wird: Sie werden Spaß haben. Und lustig soll es sowieso bei solchen Veranstaltungen zugehen.
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Lustig, witzig, spaßig. Solche Gefühle in den Vordergrund gestellt bei der Beschäftigung mit dem Thema Leben und Tod, macht nur deutlich, dass weiterhin dieses Thema tabuisiert wird, dass weiterhin die Angst dieses Thema dominiert. Aber auch, dass dieses Thema auf eine Art und Weise kommerzialisiert wird, die unsere Spaßgesellschaft bedient und damit die vielschichtige Gefühlswelt der Menschen ignoriert.
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Der Garten der Frauen ist ein Ort, wo in heiterer Gelassenheit miteinander über bereits Verstorbene geredet, aber auch miteiander über sich selbst und über das eigene Leben und den Tod gesprochen werden kann. Der Garten der Frauen ist auch ein Ort, wo man seinen Gedanken in aller Stille nachspüren kann und wo die Trauer ihren selbstverständlichen Platz hat. Hier kann man Trost finden, denn der Garten der Frauen macht spürbar, was Thornton Wilder einmal geäußert hat: "Zwischen dem Reich der Toten und der Lebenden gibt es eine Brücke - die Liebe."
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen angenehmen, unser Sinne und Gefühle anregenden Nachmittag.
Bevor es weiter geht möchte ich noch auf unsere sonntägliche Tafel der besonderen Art hinweisen. Bis Ende September sind Sie herzlich eingeladen zwischen14 und 17 Uhr am historischen Wasserturm an der Cordesalle den Wasserturm zu besichtigen, in der wir eine kleine Ausstellung zu der Malerin Gretchen Wohlwill präsentieren, deren Grabstein im Garten der Frauen liegt.
Außerdem findet am Freitag, den 2. September um 15.30 Uhr die Einweihung des Erinnerungssteins für Margaretha Rothe und Erna Stahl statt. Beide leisteten Widerstand gegen das NS-Regime. Durchgeführt wird diese Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Alstertal und des Margaretha Rothe Gymnasiums, die zu beiden Frauen geforscht haben und den Bertini Preis hierfür erhalten haben. Einladungen liegen am Info-Tisch aus.
Außerdem bitte vormerken: Am Dienstag, 1. November findet um 11 Uhr im Garten der Frauen die Einweihung des historischen Grabsteins für Erna Hammond-Norden statt.
Am Ende dieses Jahres, in dem an das Kriegsende vor 60 Jahren erinnert wird, soll mit diesem Stein gedacht werden an all die vielen Frauen, die im Krieg zu Kriegerwitwen wurden und die in dieser entbehrungsreichen Zeit ihre Kinder allein erzogen. In diesem Erinnerungsjahr an das Ende des Krieges vor 60 Jahren wurde u.a. den gefallenen Soldaten gedacht - die Kriegerwitwen aber vergessen. Hier schließt sich der Kreis zu dem was ich vorhin erläuterte und was das Anliegen des Gartens der Frauen ist: Die Erinnerung wach halten an für uns bedeutende Frauen. Dazu gehören auch die Kriegerwitwen.
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