Rede zum 18. Geburtstag des Gartens der Frauen 2018 mit der Installation "Verbindungen und Vernetzungen. Bunte Fäden verbinden die Frauen"

Herzlich Willkommen zur 18. Geburtstagsfeier des Gartens der Frauen. Musikalisch begleiten wird uns heute das Duo Way-oud. Das sind Yasar Kan am Tenorsaxephon und Paul Linardatos an der E-Gitarre.
Als wir vor 18 Jahren den Garten der Frauen eröffneten, hatte er gerade mal eine Größe von 500 qm. Heute breitet er sich über eine Fläche von 1600 qm aus. Und es stehen – wie anfangs nicht nur 17 historische Grabsteine im Garten der Frauen, sondern 65. Dazu kommt noch die Erinnerungsspirale mit 53 Namen von Frauen, an die wir erinnern. Aber damit nicht genug, denn der Verein Garten der Frauen platziert, wenn die eigenen Recherchen zu bedeutenden Frauen abgeschlossen sind, laufend neue historische Grabsteine in den Garten der Frauen. Ein Ende ist nicht absehbar. Und das ist auch gut so, denn Frauen hören nie auf, Großartiges zu leisten, was erinnerungswürdig ist. Nur unsere patriarchal geprägte Gesellschaft scheint diese Tatsache noch immer nicht vollends begreifen zu wollen.
Bei den Recherchen zu den Lebensläufen der Frauen, an die wir im Garten der Frauen erinnern, stellte sich zunehmend heraus, dass viele der Frauen zu Lebzeiten miteinander in Verbindung standen. Deshalb gibt es im Garten der Frauen so manchen gedanklichen Faden, der von einer Frau zu einer anderen führt, sei es, weil diese Frauen sich zu Lebzeiten kannten oder weil sie – auch ohne sich gekannt zu haben – von gleicher politischer Verfolgung durch das NS-Regime betroffen waren oder Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten. Unter denen, die sich kannten, gibt es zum Beispiel Frauen, die zeitgleich als Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft politisch auftraten, manche als Mitglieder unterschiedlicher Fraktionen, andere gemeinsam innerhalb einer politischen Fraktion. Auch finden wir Frauen im Garten der Frauen, die zeitgleich sich gemeinsam in Frauenverbänden für die Rechte der Frauen einsetzten, oder die als Malerinnen und Bildhauerinnen zeitgleich in Künstlervereinigungen engagiert waren. Ebenso gibt es Verbindungen zwischen Schauspielerinnen, die zeitgleich an einem Theater engagiert waren und deren historische Grabsteine im Garten der Frauen stehen. So trifft auch für den Garten der Frauen das zu, was in Hamburg zu einem geflügelten Wort wurde: Auf Ohlsdorf – in diesem Fall – im Garten der Frauen – da sehen wir uns wieder“.
Diese Verbindungen und Vernetzungen, die die Frauen zu Lebzeiten miteinander hatten, werden Ihnen heute durch diese Installation mit den verschiedenfarbigen Fäden präsentiert. Herausgekommen ist ein über den gesamten Garten der Frauen gespanntes Netz aus neon-roten, neon-grünen, gelben, blauen und violetten Fäden. Sie sind von „Frau zu Frau“ gespannt. In diesem Fall von Grabstein zu Grabstein bzw. zu den Namen auf den Erinnerungssteinen und auch zu einigen Frauen, die auf den Gemeinschaftsgrabplätzen bestattet sind.
Die unterschiedlichen Farben zeigen die inhaltlichen Verbindungen an:
- Neon-grün steht für Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus,
- violett für weibliche Opfer der NS-Euthanasie,
- blau für weibliche jüdische Opfer des Nationalsozialismus,
- gelb für weibliche Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft,
- neon-rot für Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen, sei es beruflich, ehrenamtlich oder freundschaftlich zu Lebzeiten miteinander verbunden bzw. vernetzt waren.
Diese Verbindungen verdeutlichen uns auch, dass sich so manche Frauen zu Lebzeiten miteinander deshalb vernetzten, um für das Menschenrecht der Frauen auf Gleichberechtigung zu kämpfen. Solche Vernetzungen sind auch heute für den Kampf der Frauen um ihre Rechte und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit von großer Bedeutung. Eine Organisation, die auf diesem Gebiet vorbildlich seit Jahrzehnten wirkt, ist der Landesfrauenrat Hamburg. Er ist die Dachorganisation von 60 Hamburger Frauenverbänden. An diverse Frauen, die direkt im Landesfrauenrat wirkten, so z. B. als Delegierte ihres Frauenverbandes oder in einem Frauenverein, der Mitglied des Landesfrauenrates war bzw. ist, wird im Garten der Frauen erinnert.
Ich begrüße an dieser Stelle Cornelia Creischer, die erste Vorsitzende des Landesfrauenrates Hamburg. Sie wird jetzt an uns einige Worte richten.
Die Installation wird knapp zwei Wochen bis zum nächsten Rasenmähen im Garten der Frauen zu sehen sein. Nun laden wird Sie ein, bei Kaffee und Kuchen sich diese Verbindungen anzusehen. Um nicht in Verwirrung zu geraten bei all diesen vielen, von Frau zu Frau gespannten Fäden, empfehle ich Ihnen, diese Broschüre, die für diese Installation hergestellt wurde. Sie erklärt die Verbindungen der einzelnen Frauen zueinander und zeigt auch bildlich auf, von welcher Frau zu welcher Frau die einzelnen farblich unterschiedlichen Fäden verlaufen.