Friedhof Blankenese

Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte – entdecken Sie ihr Vermächtnis.

Friedhof Blankenese

    Elke Dorothea Acimovic

    geb. Finger

    Photographin

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    11.6.1936
    Harburg-Wilhelmsburg
    -
    10.12.2009
    Hamburg
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    Bestattet auf dem Blankeneser Friedhof in einem Baumgrab WG 11

    Elke Dorothea Acimovic, geb. Finger wurde am 11.6.1936 am Eißendorfer Pferdeweg in Harburg - Wilhelmsburg als Tochter von Helga Finger, geb. Illies und Werner Eduard Finger geboren. Nach der Mittleren Reife absolvierte sie eine Fotografenlehre bei verschiedenen Lehrherren, unter anderem Foto - Schreiber in Wilhelmsburg, die sie mit einer Gesellenprüfung abschloss. Sie arbeitete anschließend für verschiedene Fotografen als Laborantin, unter anderem für Hanno Wohlfahrt. Nach Stationen in Marktredwitz und Frankfurt am Main kehrte sie Mitte der sechziger Jahre nach Hamburg zurück. Hier arbeitete sie zunächst in einer Werbeagentur am Millerntor, bevor sie sich Ende der sechziger Jahre selbstständig machte. Fortan arbeitete sie unter anderem mit einer Berliner Agentur zusammen, wodurch sie wiederholt im Studio der ZDF - Hitparade fotografierte. Unter anderem entstanden in dieser Zeit mehrere Plattencoverfotos bekannter Musikgrößen, etwa für Juliane Werding, Marianne Rosenberg, Bernhard Brink und Severine. Parallel fotografierte sie Sedcards und Bilder für
    Autogrammkarten für Fotomodelle und Schauspieler, wie Gisela Trowe und Sieglinde Flügge, sowie für Agenturen. Wohnhaft war sie in dieser Zeit in der Elbgaustraße 77.
    In den 1980er Jahren erfolgte ein Umzug in den Bockhorst 22a, wo sie ein kleines Studio und eine Dunkelkammer betrieb. Im Zuge der digitalen Revolution zur Jahrtausendwende wurde es beständig schwieriger als Fotografin zu arbeiten. So erwarb sie einen Taxifahrerschein, den sie bis ins hohe Alter nutzte, um die Einnahmen aufzubessern. Auch als sie das Rentenalter erreichte, musste sie nebenher noch fotografieren und Taxe fahren, damit sie über die Runden kam.
    Elke Acimovic blieb kinderlos, eine Ehe, Ende der 1960er Jahre, wurde nach ein paar Jahren wieder geschieden.
    Sie verstarb in der Nacht des 10.12.2009 im Krankenhaus Altona an einem Krebsleiden.
    Text: Minya Backenköhler

    Charitas Bischoff

    geb. Dietrich

    Schriftstellerin

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    7.3.1848
    Siebenlehn / Sachsen
    -
    24.2.1925
    Blankenese
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    Charitas-Bischoff-Treppe, Blankenese, seit 1928

    Charitas Bischoff war die Tochter der Botanikerin und Forschungsreisenden Amalie Dietrich. Sie erlebte in ihrer Kindheit viel Strenge. Während ihre Eltern auf Forschungsreisen gingen, blieb Charitas bei Verwandten oder auch Fremden und litt unsäglich unter der Trennung von ihrer Mutter, der die häufigen Trennungen ebenso schwerfielen. Kehrten die Eltern nach Hause zurück, musste Charitas beim Präparieren von Pflanzen und Insekten helfen. Dazu schreibt Charitas Bischoff in ihren Lebenserinnerungen: "Wenn ich mein Leben mit dem Leben anderer Kinder verglich, so sah ich schon früh,
    daß ich andere Pflichten, aber auch andere Freuden und Genüsse hatte als meine Gefährtinnen. Äußerlich und innerlich war ein großer Unterschied. Fast alle waren besser gekleidet als ich. Wenn die anderen die Schule und die Schularbeiten hinter sich hatten, so waren sie frei (…) und konnten nach Herzenslust herumspielen. Sie brauchten nicht wie ich zu anderen Leuten, sie durften Kinder mit in ihr Heim bringen, sie bekamen gelegentlich kleine Geldgeschenke, die sie in Lakritzen oder Süßholz anlegten. Bei mir kam das nicht vor. Kinder durfte ich nur mit nach Hause bringen, wenn wir alle Gefäße voller Pflanzen hatten und viele Hände brauchten, die das Gesammelte in Papier legten. Zu dieser eigentümlichen Art ‚Kindergesellschaft" drängten sich meine Gefährtinnen, obgleich sie still sitzen und stundenlang unter der strengen Aufsicht des Vaters arbeiten mußten. Die Bewirtung fiel nur mager aus, denn sie bekamen nach der Arbeit eine Sirupsbemme von der Mutter. Was lockte sie? Vielleicht das Außergewöhnliche, was ihnen durch die Eltern und die ganze Umgebung geboten wurde, vielleicht aber auch mehr das Erzähltalent des Vaters. Um die Kinder willig zu machen, erzählte der Vater an solchen Tagen Märchen aus dem Tier- und Pflanzenleben, und er erzählte so spannend, so lebendig, daß wir jede Störung wie einen häßlichen Mißton empfanden, und doch musste dann und wann neues Arbeitsmaterial und Anweisungen gegeben werden. Wie gern hörte ich es, und wie stolz war ich, wenn die Kinder beim Nachhausegehen zu mir sagten: ‚O du, aber die Vater kann scheen derzählen!""
    1) Der Vater stellte höchste Ansprüche an das Können seiner Tochter und wenn sie ihm nicht gut genug arbeitete, wurde er zornig. "Wie lange saß ich da oft an einer einzigen Pflanze. Ich beschwerte die einzelnen Zweige mit rechteckigen Eisenstücken, bis ich der ganzen Pflanze die Form gab, die sie im frischen Zustand hatte. Wenn sie am nächsten Tage aus der ersten Presse kamen und sie trugen Spuren oberflächlichen Einlegens, so nahm der Vater die betreffende Pflanze, riß sie mitten durch und warf sie mir zornig vor die Füße. ‚Untersteh dich und bring mir solche schlampige Arbeit unter die Augen", rief er entrüstet. O, wie ich unter seinen Worten zitterte, was für Angst ich hatte, wie ich mich nach solchem Zornausbruch bemühte, die Pflanzen gut einzulegen! Diese Strenge ließ keine Vertraulichkeit meinerseits aufkommen. Ich konnte ihn bewundern, ich konnte stolz auf ihn sein, aber ich konnte mich nicht unbefangen hingeben. Meine kindlichen Angelegenheiten waren seiner Beachtung nicht wichtig genug, ich wagte mich ihm gegenüber gar nicht damit hervor."
    2) Mit ihrer Mutter Amalie Dietrich ging Charitas oft zum Pflanzensammeln und Insektenfangen in die Natur. "Den wohltuendsten Gegensatz zu den Stunden stiller Arbeit bildeten die botanischen Wanderungen mit der Mutter. Meine Ausrüstung war ebenso vollständig wie die ihrige. Ich hatte eine Botanikerkapsel, ein Schmetterlingsnetz, ein Käferglas mit Spiritus und eine Schachtel mit durchlöchertem Deckel für Raupen. So ausgerüstet wanderte ich an der Seite der Mutter weit herum im sächsischen Lande. Wie reich und glücklich fühlte ich mich an solchen Tagen! Mir war zumute, als würde mir durch die Mutter die ganze Welt mit ihren Schätzen und Freuden erschlossen. Daß auch sie herb und streng sein konnte, das vergaß ich an solchen Tagen, da entfaltete sie eine Fülle reichen, sonnigen Innenlebens. Sie ging auf alles ein, was mich beschäftigte, sie ermunterte mich zum Singen, sie lobte mein tapferes Wandern, sie rezitierte lange Balladen, die sich der Stimmung der Gegend einfügten, sie hatte Bewunderung für Wolkenbildung und den feurigen Sonnenuntergang. Mit wie vielerlei Menschen kamen wir zusammen, und mit allen wußte die Mutter den rechten Ton zu treffen. Mir prägte sie ein, mich von niemand und vor nichts zu fürchten. Wo sich nur Gelegenheit bot, sollte ich hilfreich zufassen."
    3) Als die Mutter einmal sehr lange auf Reisen war, kein Geld schickte und sich auch nicht meldete - sie lag schwer erkrankt in einem holländischen Krankenhaus -, schickte der Vater, der zu Hause geblieben war, seine Tochter zu fremden Menschen und nahm eine Hauslehrerstelle in einem anderen Ort an. Charitas lebte nun bei einem fremden Ehepaar und musste nach der Schule für dieses arbeiten. Da sie nicht gut behandelt wurde, wechselte sie die Stelle. Als ihre Mutter zurückkehrte, fand sie in ihrem Haus fremde Menschen vor. Sie kannte weder den Aufenthaltsort ihrer Tochter noch den des Ehemannes. Nachdem sie ihre Tochter dennoch wiedergefunden hatte, kam Charitas abermals zu fremden Leuten, denn die Mutter musste Geld verdienen. Ihre Arbeit ließ es nicht zu, ihre Tochter bei sich zu haben. Als Amalie Dietrich nach Hamburg fuhr, um dort Geld mit ihren Pflanzen zu verdienen, konnte sie vorerst ihre Tochter nicht mitnehmen. Erst als sie dort einen neuen Arbeitgeber fand - den Kaufmann Cäsar Godeffroy - und der Elfenbeinimporteur/kaufmann Heinrich Adolph Meyer, der Godeffroy Amalie Dietrich empfohlen hatte, sich bereit erklärte, gemeinsam mit seiner Ehefrau Marie die Aufsicht über die damals 15-jährige Charitas zu übernehmen, wenn Amalie Dietrich für zehn Jahre nach Australien ginge, konnte Amalie Dietrich ihre Tochter nach Hamburg nachholen. Nun lebte Charitas bei dem kinderlosen Ehepaar Meyer, das in einem hochherrschaftlichen Haus in der Straße "An der Alster" 24a wohnte. Als Amalie Dietrich ihre Tochter zu den Meyers brachte und ihr mitteilte, dass sie einen Vertrag mit Cäsar Godeffroy hätte, wonach sie sich verpflichtet habe, zehn Jahre lang als Botanikerin nach Australien zu gehen, fragte Charitas ihre Mutter, ob sie mitkönne. Darauf Amalie Dietrich: "Nein, ich nehme dich nicht mit! (…) jede Reise hast du mir durch dein Jammern extra schwer gemacht! Glaubst du etwa, daß nur du leidest? Du bist ja noch zu jung, als daß du einen Begriff haben könntest von Kämpfen, die mir auferlegt sind. Ich konnte ja nicht zu Hause bleiben, und das was mich immer so niederdrückte, das war, daß ich trotz der größten Anstrengung nichts für deine Erziehung tun konnte. Das ist von nun an anders! Ich bin fest angestellt, habe eine bestimmte Einnahme, und das kommt in erster Linie jetzt dir zugute. Du hast immer den Wunsch gehabt, etwas zu lernen, ich biete dir jetzt die Möglichkeit! Leichter wäre es mir, dich mitzunehmen, richtiger ist es auf alle Fälle, daß du hier bleibst."
    4) Charitas, die von Kind an weder eine äußere noch eine innere Heimat hatte, wohnte nun bei den Meyers und verbrachte die Sommer mit ihnen in deren Villa "Haus Forsteck" am Kieler Fördeufer. Später wurde sie von den Meyers zur Ausbildung nach Eisenach und Wolfenbüttel geschickt. In Wolfenbüttel arbeitete Charitas einige Jahre als Lehrerin, ging dann für zwei Jahre nach London und kehrte im Alter von 23 Jahren nach Deutschland zu den Meyers, die in der Zwischenzeit nach Kiel gezogen waren, zurück. Charitas lernte den Kandidaten der Theologie, Christian Bischoff, kennen. Als ihre Mutter aus Australien zurückkehrte, war Charitas bereits verlobt. Die Mutter war sehr enttäuscht darüber, hatte sie sich doch vorgestellt, dass ihre Tochter ihr nun wieder beim Präparieren der Pflanzen und Insekten helfen würde. Doch Charitas heiratete ihren Pastor (Hochzeit 1873), zog mit ihm nach Roagger in Nordschleswig und bekam drei Kinder (1874, 1876, 1886). Aber auch in der Ehe fand Charitas keine Heimat, die ihr das Gefühl gab, sich aufgehoben und zugehörig zu fühlen; Charitas litt an Vereinsamung. Als verheiratete Frau begann Charitas schriftstellerisch zu wirken. Durch ihre 1886 in den Kieler Nachrichten veröffentlichten Skizzen aus Nordschleswig wurde sie so bekannt, dass von nun an selbstständige Veröffentlichungen möglich waren. Charitas Bischoff arbeitete als Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin aus dem Dänischen. 1890 zog das Ehepaar Bischoff mit seinen Kindern nach Rendsburg. Ein Jahr später starb Amalie Dietrich, die ihre Tochter in den letzten Jahren immer mal wieder für längere Zeit besucht hatte. 1884 verunglückte Charitas" Mann tödlich. Charitas Bischoff begab sich wieder auf die Suche nach Heimat und reiste eine Zeitlang mit ihren Kindern durch Sachsen, die Heimat ihrer Kindheit, kehrte aber schließlich in die Großstadt Hamburg zurück, wo sie mit ihrem jüngsten Kind - das Älteste, eine Tochter, hatte geheiratet, die Mittlere hatte eine Stelle in einem Landpastorat angenommen - in einem Etagenhaus lebte. Aber auch dort fühlte sich Charitas Bischoff einsam und verlassen. "Es waren soviel Menschen, daß der eine sich vor dem andern wehrte, daß er sich abschloss. Man legte die eiserne Kette vor die Tür - vielleicht auch ums Herz!"
    5) Charitas Bischoffs bekanntesten Bücher sind ihre Biographie über ihre Mutter "Amalie Dietrich" und ihre Autobiographie "Bilder aus meinem Leben" (1914). Text: Rita Bake Quellen:
    1) Charitas Bischoff: Bilder aus meinem Leben. Berlin 1922, Kapitel 8. http://gutenberg-spiegel.de/buch/bilder-aus-meinem-leben-2298/8
    2) Ebenda.
    3) Ebenda.
    4) Ebenda.
    5) Ebenda.

    Sabine Boehlich

    Bürgerschaftsabgeordnete (GAL) und Jiddistin

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    28.4.1950
    Hamburg
    -
    8.8.2016
    Hamburg
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    Grablage: C 318 BC

    Sabine Boehlich trat 1985 der GAL (Grüne) ein. Ein Jahr lang, von 1986 bis 1987, fungierte sie als Fraktionsvorsitzende der GAL in der Bezirksversammlung Hamburg-Altona. Von 1991 bis 1993 war sie Mitglied des Landesvorstandes der GAL und von 1992 bis 1993 Landesschatzmeisterin ihrer Partei, sowie von 1991 bis 1994 Mitglied des "Grünen Länderrats" (kleiner Parteitag). 1993 wurde sie als Abgeordnete in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt, der sie sie 1997 angehörte.
    Ihre politischen Schwerpunkte während ihrer Zeit in der Bürgerschaft lagen im Bereich Kultur. So war sie Mitglied des bürgerschaftlichen Kulturausschusses. Als sie Abgeordnete war, lebte sie getrennt von ihrem Mann und ihre beiden Kinder waren damals zwischen fünfzehn und siebzehn Jahre alt. Befragt nach Vereinbarkeit von Privatleben und Bürgerschaftsarbeit antwortete sie, dass Privatleben und Bürgerschaftsarbeit befriedigend unter einen Hut zu bekommen schwierig sei und manchmal sogar fast unmöglich. "Dann muß der eine bzw. andere Bereich einfach durchgezogen werden".
    1) Sabine Boehlich hatte Jüdische Studien, Religions- und Literaturwissenschaften in Potsdam studiert. Ihre Magisterarbeit "Nay-Gayst" : Mystische Traditionen in einer symbolistischen Erzählung des jiddischen Autors " Der Nister" (Pinkhas Kahanovitsh) erschien 2008 im Harrassowitz Verlag. Ihre Urgroßmutter war die Schriftstellerin Sophie Jansen (1862-Freitod 1942), die sich sozial stark engagierte und - wie auch Sabine Boehlich - in Hamburg-Blankenese gelebt hat. In der NS-Zeit wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft drangsaliert. Als sie 1942 den Deportationsbefehl für das KZ Theresienstadt erhielt, nahm sie sich das Leben.
    2) Sabine Boehlich lebte später mit dem ehemaligen GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Martin Schmidt (1933-20011) zusammen. Ihr Onkel, der Literaturkritiker, Herausgeber, Übersetzer und Lektor Walther Boehlich (1921-2006), lebte in seinen letzten Lebensjahren in ihrem Haus.
    3) Quelle:
    1) Inge Grolle, Rita Bake: "Ich habe Jonglieren mit drei Bällen geübt". Frauen in der Hamburgischen Bürgerschaft 1946 bis 1993. Hamburg 1995, S. 324.
    2) Vgl.: Wikipedia: Sabine Boehlich, abgerufen 15.6.2018.
    3) Siehe mehr zu Sophie Jansen unter www.stolpersteine-hamburg.de

    Betty Gosau

    geb. Kiemer

    Verkäuferin, Hausfrau, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (CDU) in der Zeit der Ernannten Bürgerschaft: Februar 1946-Oktober 1946

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    16.2.1909
    Blankenese
    -
    29.12.1999
    Hamburg
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    Betty Gosau war in der Zeit des Nationalsozialismus von Ende 1944 bis Ende April 1945 wegen "Wehrkraftzersetzung" inhaftiert.

    Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus stellte der englische Stadtkommandant Brigadier Armytage sie für die von Februar bis Oktober 1946 amtierende Ernannte Bürgerschaft auf. Betty Gosau vertrat in der Bürgerschaft zunächst als Parteilose, später als CDU-Mitglied, die Interessen der berufstätigen Frauen in den Zeiten des Wiederaufbaus. Betty Gosau war zur Zeit ihrer Bürgerschaftstätigkeit verheiratet und kinderlos.
    Text: Rita Bake

    Emilie Kalbitzer

    Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (SPD) von 1965 bis 1970

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    17.2.1912
    Obernkirchen
    -
    16.12.1999
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    Grablage: Quartier K Nr. 106-107

    "Jeder Erwachsene wisse über die Möglichkeit von Verhütung Bescheid, vielen fehle es nur an Disziplin", ließ in den 1960-er Jahren der damalige Gesundheitssenator Emmi Kalbitzer wissen, die damals Deputierte der Schulbehörde war und sich für die Einrichtung des Sexualkundeunterrichts in den Schulen einsetzte. "Im Jahre 1963 hatte die Frauenzeitschrift ‚Constanze" auf Intitiative von zwei Journalistinnen eine Beratungsstelle für Geburtenregelung gegründet, die der Herausgeber finanzierte. Als ihm nach einiger Zeit zuviel Schwierigkeiten gemacht wurden - z. B. verbot die Gesundheitsbehörde den Ärzten, dort mitzuarbeiten; außerdem wurden die Journalistinnen verdächtigt, die Namen der Patientinnen für sensationelle Berichte zu benutzen -, gab er die Beratungsstelle auf. Daraufhin übernahm das Referat ‚Frau und Familie" in der Jugendbehörde diese Beratungsstelle. Marta Damkowski [bestatte auf dem Ohlsdorfer Friedhof, grabfläche Geschwister-Scholl-Stiftung], die diese Abteilung leitete, setzte sich tatkräftig für die Finanzierung durch die Stadt ein", schrieb Emmi Kalbitzer 1989 in der Grünen Reihe 21 "Lebensbilder von Frauen in Hamburg nach 1945" des Deutschen Frauenrings.
    Tochter eines Glasbläsers und Sozialdemokraten trat auch Emilie Kalbitzer, die mit ihren Eltern und Geschwistern in Bochum lebte, mit achtzehn Jahren der Sozialdemokratie bei und wurde Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (ISK). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ging die Sekretärin in die Illegalität. 1933 folgte sie dem Hamburger Gerd Kumleben nach Paris, der dort als Korrespondent für den "Funken", die Tageszeitung des ISK, tätig war. Sie wollte für ihn arbeiten, doch daraus wurde nichts, denn alle linken Zeitungen wurden in Deutschland verboten. Zurück in Hamburg, half sie, die Vegetarische Gaststätte an der Börsenbrücke 4 mitaufzubauen - eine Anlaufstelle für politische Flüchtlinge und konspirativer Treffpunkt des ISK. Zwischen 1938 und 1940 war sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat im Berliner Frauengefängnis inhaftiert, davon ein Jahr in Einzelhaft. 1940 heiratete sie ihren Kameraden Hellmut Kalbitzer und bekam drei Kinder. 1945 trat sie der SPD bei und wurde für die Frauenarbeit im Ortsverein verantwortlich. 1949 avancierte ihr Mann Hellmut zum Bundestagsabgeordneten. Emmi Kalbitzer wurde Mitte der 1960-er Jahre Deputierte der Schulbehörde, gehörte der Hamburgischen Bürgerschaft vom 9.4.1965 bis 1970 an und war im Schulausschuss tätig. In den 1970-er Jahren war sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rissen-Sülldorf.
    Text: Rita Bake

    Annemarie Klutmann

    geb. Heß

    Geigerin, Geigenlehrerin

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    27.1.1898
    Hamburg
    -
    14.12.1993
    Hamburg
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    Grablage: C 457

    Annemarie Heß bekam privaten Geigenunterricht und besuchte das Krüss-Färber-Konservatorium. Auch nahm sie Gesangsunterricht. Daneben absolvierte sie eine Ausbildung als Hilfsschwester in einem Krankenhaus in Blankenese.
    Vor ihrer Heirat 1926 mit dem Schriftsteller Rudolf Klutmann, der auch Libretti für zwei Opern von Arnold Winternitz (siehe: Eintrag Martha Winternitz-Dorda, Erinnerungsstein für sie im Garten der Frauen) geschrieben hatte, hatte Annemarie Heß Geigenstunden gegeben und an der Stormarnschule in Ahrensburg Chorgesang unterrichtet.
    Nach der Heirat unterrichtete sie nicht mehr, weil sie die vier Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes betreuen musste. 1928 gebar sie dann selbst ein Kind.
    Nachdem die Kinder ein wenig größer waren, gab Annemarie Klutmann wieder Geigenunterricht und trat als Geigerin in Musikvereinen und in Kirchen auf.
    "Nach dem Machtantritt der Nazis 1933 wurde sie, obwohl sie väterlicherseits jüdischer Herkunft war, zunächst als Mitglied in die Reichsmusikkammer aufgenommen (…).
    Im Zuge der Massenausschlüsse von Musikern jüdischer Herkunft wurde sie 1935 allerdings wieder ausgeschlossen und verlor aufgrund dieses Berufsverbots jegliche Möglichkeit zu unterrichten und zu konzertieren.
    (…) In den folgenden Jahren erhielten die Klutmanns vermutlich auch von Freunden Unterstützung. Außerdem veranstalteten sie in ihrem Haus in der Mörikestraße Vortragsabende, für die sie auch Eintritt nahmen. (…)
    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es Klutmann nicht, wieder als Geigerin tätig zu werden, und auch ihre Unterrichtstätigkeit konnte sie nur in beschränktem Maße wieder aufnehmen."
    1) Quelle:
    1) Sophie Fetthauer: Annemarie Klutmann, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2012 (https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00004011).
    Abgerufen 3.6.2018

    Felicitas Kukuck

    geb. Cohnheim, seit 1917 Kestner

    Komponistin, Trägerin der Biermann-Ratjen-Medaille und der Johannes-Brahms-Medaille der Freien und Hansestadt Hamburg

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    2.11.1914
    Hamburg
    -
    4.6.2001
    Hamburg
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    Grablage: A 1, 718

    Namensgeberin für Felicitas-Kuckuck-Straße, benannt 2016 in Altona-Nord Margret Johannsen hat eine Biografie über Felicitas Kukuck verfasst. Sie schreibt: "Als Komponistin eines umfangreichen Werkes geistlicher und weltlicher Musik leistete Felicitas Kukuck in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen wichtigen Beitrag zum hamburgischen Musikleben." [1]
    Felicitas Kukuck stammte, so Magret Johannsen " aus einem Elternhaus namens Cohnheim und wurde im ‚Dritten Reich" als ‚Vierteljüdin" eingestuft, weil ihr Vater trotz seiner drei jüdischen Großeltern Benjamin Cohnheim, Dorothea Cohnheim, geb. Salomon und des zum Protestantismus konvertierten Otto Lewald offiziell als ‚Halbjude" galt - wahrscheinlich auf Betreiben seines Sohnes Theodor Lewald, Gründer des Nationalen Olympischen Komitees und bis 1938 dessen Präsident. 1917 erhielt sie auf Grund einer elterlichen Namensänderung den Nachnamen Kestner Erst nach der ‚Machtergreifung" 1933 erfuhr die Neunzehnjährige von ihrer jüdischen Herkunft. Dass es möglicherweise von lebenswichtiger Bedeutung sein könne, über den dritten jüdischen Vorfahren Otto Lewald Stillschweigen zu bewahren, war ihr wie allen anderen Familienmitgliedern bewusst."
    Ihr Vater war von Beruf Physiologe und ihre Mutter Sängerin. Sie "förderten die künstlerische Entwicklung ihrer Tochter von Kindheit an und ermöglichten ihr den Besuch von Schulen, in deren Curriculum Musik einen hohen Stellenwert hatte, insbesondere der reformpädagogischen Lichtwark-Schule und - nach der ‚Machtergreifung" bzw. der Ersetzung des Schulleiters Heinrich Landahl durch das NSDAP-Mitglied Erwin Zindler im März 1933 - der Schule am Meer auf Juist unter Leitung von Martin Luserke. Zu ihren Lehrern gehörten (…) [auch], Edith Weiß-Mann [ihr Grabstein steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof] (Klavier) (…). Als Mitglied der Kommunistischen Jugend textete und komponierte sie Agit-Prop-Lieder, die sie zusammen mit ihren Genossen und Genossinnen in Hamburg-Eimsbüttel auf einem Lastwagen stehend und in Hamburg-Hoheluft in einem Kino aufführte.
    1935 legte sie ihr Abitur an der Odenwaldschule ab. Ihr Vorhaben, an der Staatlichen Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik in Berlin zu studieren, um Schulmusikerin zu werden, musste sie wegen ihrer ‚nicht-arischen" Herkunft aufgeben. Sie nahm stattdessen das Musikstudium an der Staatlichen Akademischen Hochschule für Musik in Berlin auf. Von Oktober 1935 bis März 1937 studierte sie Klavier bei Carl-Adolf Martienssen, dann bis Juli 1939 Flöte bei Gustav Scheck und Klavier bei Rudolf Schmidt. Bei Paul Hindemith (…) studierte sie Komposition. (…) Im März 1937 bestand sie die Staatliche Privatmusiklehrerprüfung mit der Lehrbefähigung für Klavier, erhielt aber als ‚Nicht-Arierin" keinen Unterrichtserlaubnisschein. Sie gab dennoch Klavierstunden und Blockflötenkurse in der Jutta-Klamt-Schule für Tanz in Berlin. Am 30. Juni 1939 bestand sie an der Musikhochschule die Abschlussprüfung in Klavier bei Rudolf Schmid und erhielt das Zeugnis der Reife. (…)
    Am 3. Juli 1939 heiratete sie ihren Freund Dietrich Kukuck, den sie aus der Lichtwark-Schule kannte und mit dem sie in Berlin seit 1936 zusammenlebte. Sie trat im Herbst 1939 mit einer Sondergenehmigung als Komponistin in die Reichsmusikkammer ein, nachdem das mehrfach befragte Gau-Personalamt der NSDAP keine politischen Bedenken erhoben hatte, ‚sofern sie bei Veranstaltungen der NSDAP sowie deren Organisationen nicht auftritt und auch nicht im schöpferischen Sinne tätig wird." 1940 kam ihr erster Sohn zur Welt. Im Winter 1940/1941 gab sie einen Kompositionsabend, der sehr positive Kritiken erhielt. 1942 wirkte sie als Blockflötistin in der ‚Spielgemeinschaft Emil Seiler" für dessen Radio-Sendung ‚Schatzkästlein" mit und bestritt Hausmusikabende in den Tanzschulen von Jutta Klamt und Ingeborg Pröhl. (…) Während des Krieges bot sie einer untergetauchten Jüdin namens Elisabeth (Jakobus) Feilchenfeld, vormalig Lehrerin an der Hamburger Talmud-Tora-Schule, Zuflucht und Hilfe bei der Lebensmittelbeschaffung.
    (…) Im November 1945 kehrte sie mit einem Flüchtlingstreck nach Hamburg zurück. 1946 kamen ihre Zwillingstöchter und 1948 ihr zweiter Sohn zur Welt. 1947 machte sie die Bekanntschaft von Gottfried Wolters, Lektor des Möseler-Verlages. Unter seinem Einfluss wandte Kukuck sich verstärkt der Vokalmusik zu. (…). Mit seinem Norddeutschen Singkreis führte Wolters eine Reihe ihrer Werke auf, darunter die Motette ‚Mariae Verkündigung" (…).
    Kukuck engagierte sich seit den 1950er Jahren stark in der Laienmusik. Sie machte Schulfunksendungen für Radio Bremen, (…), spielte in einem Fidelquartett und gab beim Möseler-Verlag die Reihe ‚Der Fidelbogen" heraus. Sie führte Musikwochen mit Laien durch und leitete 1960-1965 einen Volkshochschulchor. (…) Einem Ruf an die 1958 gegründete Musische Bildungsstätte in Remscheid (seit 1968 Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung e. V.) für das Referat Musik folgte sie nicht, weil sich dies nicht mit ihrer Rolle als Mutter von vier Kindern vereinbaren ließ.
    1967 wurde ihre Ehe geschieden. Sie gründete im gleichen Jahr den Kammerchor Blankenese, mit dem sie viele ihrer Kompositionen (ur)aufführte. 1971-1981 unterrichtete sie an der Lola-Rogge-Schule [Lola Rogges Grab befindet sich im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof] für Tanz und tänzerische Gymnastik. (…) In den 1980er Jahren war sie in einer Friedensgruppe aktiv. 1982-1991 regte die Zusammenarbeit mit dem Pastor der Kirchengemeinde Blankenese sie zu Kompositionen wie der Kantate ‚Klagelieder Jeremias", dem ‚Worpsweder Hirtenspiel" nach Manfred Hausmann sowie kleiner Stücke für den Gottesdienstgebrauch an. 1983-1997 arbeitete sie mit ihrer Tochter Margret Johannsen zusammen, die für sie Texte schrieb, unter anderem für die Kirchenoper ‚Der Mann Mose" und das Oratorium ‚Ecce Homo", für die Kantaten ‚Und es ward: Hiroshima", (…).
    Felicitas Kukuck war bis zu ihrem Lebensende eine ungewöhnlich produktive Komponistin, deren Œuvre neben Instrumentalstücken zahlreiche Werke geistlicher und weltlicher Vokalmusik enthält, vom Kanon bis zum Oratorium. Sie blieb zeitlebens der Tonalität verpflichtet, aber sie war offen für Erweiterungen des Tonalitätsbegriffs und entwickelte einen als ‚freimodal" bezeichneten Kompositionsstil. Neuere Kompositionstechniken setzte sie stets als Mittel zur Intensivierung der Textaussage ein. Intervallstrukturen schrieb sie eine symbolische Bedeutung zu; zuweilen setzte sie in semantischer Absicht bei der Verwendung von Zwölftonreihen das Verfahren der Zahlensymbolik ein. Oft waren Sprechrhythmus und Sprachmelodie Ausgangspunkt ihrer Kompositionen. Sie berücksichtigte beim Komponieren zudem äußere Bedingungen, vor allem den Zweck der Komposition und das Können der Musizierenden. Für einige ihrer Kompositionen schrieb sie auch die Texte und verfasste überdies einige dramatische Werke. Ihre jüdische Herkunft hinderte sie daran, Schulmusikerin zu werden, was ihr die Chance eröffnete, als Komponistin schöpferisch tätig zu sein. (…) Am 4. Juni 2001 starb Kukuck in Hamburg. Ihr Nachlass wird vom Archiv Frau und Musik in Frankfurt verwaltet. Einige ihrer Werke sind auf Schallplatten erschienen. Nach ihrem Tod erschienen die CD ‚Felicitas Kukuck.Von den Anfängen bis zum Spätwerk" und die CD ‚Gespräche mit Felicitas Kukuck über die Musik" als Privateditionen sowie die Website www.felicitaskukuck.de.." [2] Quellen:
    1 Margret Johannsen: Felicitas Kukuck, in: Hamburgische Biografie: Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 4. Hamburg 2008, S. 203ff.
    2 Margret Johannsen über Felicitas Kukuck unter www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001443

    Nanette Lehmann

    Malerin, Bildhauerin, Keramikerin

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    31.12.1920
    Colbitz bei Magdeburg
    -
    27.12.1999
    Hamburg
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    Bestattet auf dem Blankeneser Friedhof, dort anonym beim Jona

    Sigrunweg 18 (Wohnadresse und Atelier)
    Nanette Lehmann begann ihre künstlerische Laufbahn mit einer Töpferlehre bei Otto Beyer in Thüringen. Von 1939 bis 1941 war sie Schülerin der Staatlichen Keramischen Fachschule in Bunzlau. Die Kunsthistorikerin Maike Bruhn schreibt über Nanette Lehmann: "Ursprünglich ausgebildete Keramikerin, die sich mit keram. Arbeiten einen Namen nachte. 1948 Niederlassung in Hamburg. Von 1950 Aufträge für ‚Kunst am Bau'. Ende der 1950er Jahre Bau eines eigenen Hauses in Hamburg-Rissen, Sigrunweg, wo sie seit Anfang der 1960er Jahre mit H. Spangenberg zusammenlebte und -arbeitete."
    1) Herbert Spangenberg (1907-1984) war ebenfalls Maler und in erster Ehe verheiratet gewesen mit Hilmar Wüstfeld, mit der eine Tochter hatte. Die Trennung des Paares erfolgte 1966. Zwei Jahre zuvor war er zu Nanette Lehmann in den Sigrunweg gezogen.
    2) Nanette Lehmann erhielt auch Aufträge für Schulen, so z. B. 1957 für die "Schule Hinter der Lieht": Drachensteigen. 1963 übernahm sie für die Schule Hirtenweg die Wandgestaltung. 1965 schuf sie für das Einkaufszentrum Försterweg einen Rieselbrunnen, 1990 in Ottensen Am Born 17: eine Stele mit Schiffsschrauben und für die Flussschifferkirche das Altarbild. 3) In der Heynemannstraße 5 in Hamburg-Langenhorn steht eine von Nanette Lehmann aus Bronze gefertigte Katze. Für die Cornelius-Kirche in Hamburg Fischbek schuf sie 1964 das einzigartige Taufbecken, ein massiver Kubus aus Acrylglas, in dem die Taufschale kugelförmig eingeschliffen ist.
    Ausstellungen hatte sie z. B. 1989 im Schloss Reinbek, 1957 bei der Internationalen Gartenausstellung.
    3) Im Museum für Kunst und Gewerbe befinden sich ihr Nachlass und Möbel. 4) Ebenso sind Werke von ihr in der Sammlung Thiemann, im Düsseldorfer Hetjen-Museum und in einem Museum in Tokio zu finden.
    1955 erhielt Nanette Lehmann den Förderpreis der Deutschen Keramischen Gesellschaft.
    Über Nanette Lehmanns Werke schreibt Maike Bruhns: "Keramische Werke mit glatter Oberfläche und harmonischen Flächenverläufen (Katze, Kuh u. a.). Werke in Beton, Bronze, Glas. Zeichnerische Bildflächengestaltungen in Schwarz-Weiß, durch die sie zur Monotypie fand (…). Bildwerke eigener Prägung, Entwicklung zur Spezialistin. Motiv und Gestaltung verschmelzen zu untrennbarer Einheit. Malerisch-graph. Reichtum in zahlr. Abstufungen und Strukturen bei Integration expressionistischer, surrealer u. kubistischer Stilelemente. Stilleben, Personen, Tiere, Zirkus, Musik, Literatur, Mythologie der Antike (…)." 5) Zusammengestellt von Rita Bake
    Quelle:
    1) Maike Bruhns: Nanette Lehmann, in: Der Neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump (1912). Hrsg. Von Familie Rump. Ergänzt, überarbeitet und auf den heutigen Wissensstand gebracht von Maike Bruhns. 2. Aufl. Neumünster/Hamburg 2013, S. 263.
    2) Maike Bruhns: Herbert Spangenberg, in: Der Neue Rump, a. a. O., S. 433.
    3) Vgl. Maike Bruhns: Nanette Lehmann, a. a. O., S. 263f.
    4) Vgl. Maike Bruhns, a. a. O., S. 264.
    5) Maike Bruhns, a. a. O. S. 263

    Gisela Litz-Finkemeier

    Kammersängerin

    Ornament Image
    14.12.1922
    Hamburg
    -
    21.7.2023
    Hamburg
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    Grablage M 835
    Elbschlossstraße 1 (Wohnadresse)

    Gisela Litz begann nach einer Gesangsausbildung ihre Bühnenkarriere 1946 am Staatstheater
    Wiesbaden. 1952 holte der Intendant Günther Rennert sie an die Staatsoper von Hamburg. Dort wirkte sie mit größtem Erfolg lange Jahre bis 1969. "Sie wirkte hier u.a. am 13.3.1954 in der szenischen Uraufführung der Oper ‚Die Heirat' von B. Martinù mit. Große Erfolge erzielte sie bei Gastspielen in München, Rom, Lissabon, Brüssel und Buenos Aires. 1952 gastierte sie mit dem Hamburger Ensemble bei den Festspielen von Edinburgh in Strawinskys Oper ‚Mavra'.
    "1953-54 wirkte sie bei den Festspielen von Bayreuth als Siegrune und als Floßhilde im Nibelungenring und als einer der Knappen im ‚Parsifal' mit."
    1) 1960 trat Gisela Litz in einigen Rollen an der Wiener Staatsoper auf, so als Octavian in 'Der Rosenkavalier'. Sie gab auch den Hänsel in Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" und war 1962 die Geschwitz in "Lulu".
    Sie trat zum Beispiel an der Scala im Mailand auf, in Kopenhagen, Brüssel, Rom, Triest, Lissabon, Buenos Aires.
    "Bekannt wurde sie auch durch ihr Auftreten in Operetten und in Fernseh-Aufführungen. Sie hatte gleichzeitig eine bedeutende Karriere als Oratorien-, und hier vor allem als Bach-Sängerin. Gisela Litz war mit dem Neurochirurgen Hans Finkemeier (1919-1998) verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hatte. 1999 äußerte sie sich in einem Interview über ihr Privatleben: "Ich wollte immer eine gute Ehefrau und Mutter für meine beiden Kinder Jan und Katrin sein, nicht allein für den Gesang leben."
    2) In diesem Interview berichtete sie auch, wie sich das spätere Ehepaar kennengerlent hatte. Als er sie in der Hamburger Staatsoper als Octavian im "Rosenkavalier" sah, wusste er sofort "Die muss ich heiraten". "Es war für uns beide die große Liebe", sagte sie.
    3) 1969 erhielt die Mezzosopranistin einen Ruf als Professorin an die Musikhochschule von Hamburg.
    "4) Damit beendete sie im Alter von 46 ihre 25jährige Bühnenkarriere. In dem Interview mit Frank Schlatermund äußerte sie dazu: "'Ich denke, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.' Ein Fachwechsel ins Hochdramatische kam für den Mezzosopran nicht in Frage: ‚Meine Stimme war zu lyrisch, und ich wollte ihr nicht noch andere Facetten abgewinnen.' Ihr Abschied war konsequent: Keine Gastverträge mehr, keine Liederabende, Konzerte oder Rundfunksendungen. Sämtliche Angebote wurden abgelehnt.
    " 5) Von nun an unterrichtete sie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Dazu Gisela Litz-Finkemeier: "Unterrichten ist etwas Herrliches"
    6). Sie lehrte 25 Jahre an der Hochschule. Und auch noch als über 80-Jährige gab sie Unterrichtsstunden.
    Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Gisela Litz-Finkemeier mit 80 Jahren in ein zwei Zimmer Appartement in der luxuriösen Elbschlossresidence.
    "Schallplatten: Urania ("Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von K. Weill), Melodram ("Capriccio" von R. Strauss), Electrola (Hänsel in "Hänsel und Gretel", Cherubino in "Figaros Hochzeit", "Der Waffenschmied" und "Die Opernprobe" von Lortzing, "Die lustigen Weiber von Windsor" von Nicolai, "Boccaccio" von F. von Suppé), Ariola-Eurodisc [Lexikon: Litz, Gisela, S. 1. Digitale Bibliothek Band 33: Sängerlexikon, S. 14569 (vgl. Sängerlex. Bd. 3, S. 2097) (c) Verlag K.G. Saur]" 7)
    Quellen:
    1) https://www.tamino-klassikforum.at/index.php?thread/13696-gisela-litz-eine-gro%C3%9Fe-deutsche-altistin/ (abgerufen: 28.8.2023.)
    2) Frank Schlatermund: Mit Rothenberger und Prey unter den Besten, in: Die Welt vom 17.8.1999.
    3) Ebenda.
    4) Ebenda.
    5) Ebenda.
    6) Ebenda.
    7) https://www.tamino-klassikforum.at/index.php?thread/13696-gisela-litz-eine-gro%C3%9Fe-deutsche-altistin/ (abgerufen: 28.8.2023.)
    8) ebenda.

    Vilma Mönckeberg-Kollmar

    geb. Pratl

    Gründerin der W.O.M.A.N., Schauspielerin, Rezitatorin

    Ornament Image
    29.7.1892
    Wien
    -
    4.4.1985
    Hamburg
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    Grabstelle aufgelöst

    Vilma Mönckeberg-Kollmar war die Tochter eines österreichischen Beamten. Ihre schulische Ausbildung erhielt sie in Deutschland, wo sie von 1909 bis 1910 in Berlin die Schauspielschule besuchte. Zwischen 1910 bis 1913 hatte sie Engagements in Lüneburg und am Hamburger Schauspielhaus. Doch ihr wurde kein Talent bescheinigt. So heiratete sie 1913 den Juristen Dr. Dr. Adolf Mönckeberg, den Sohn des Bürgermeisters Johann Georg Mönckeberg, und entdeckte das Märchenerzählen. Wie sie dazu kam, beschrieb sie im Schlusskapitel ihres Buches "Das Märchen und unsere Zeit": "Auch ich hatte keine Beziehung zum Märchen. Aber da erschien im Eugen-Diederichs-Verlag die große Märchensammlung "Märchen der Weltliteratur", und mein Mann, der viel gebildeter als ich war, machte mir klar, daß Märchen nicht Kindergeschichten sondern Menschheitsgeschichte seien, wohl wert, sich dahinein zu vertiefen. Darum schenkte ich ihm zu unserem ersten Weihnachten die ersten beiden Bände der Diederichschen Sammlung. Es war unser erstes und auch letztes Weihnachtsfest, denn dann kam der Krieg, und die Männer fielen - auch mein Mann fiel. Ihm zum Gedenken sammelte ich die Märchen weiter. Ihm zum Gedenken las ich sie - immer wieder. Eines Tages bekam ich Lust, eines der Märchen - es war die ‚Jungfrau Marleen" - laut zu lesen. Das klang wie Musik, und darum las ich es immer wieder laut bis ich das Buch nicht mehr brauchte. Da bekam ich Lust, das Märchen jemandem zu erzählen, aber da war niemand. Ich ging vor einen Spiegel und erzählte es mir selber. Dabei bemerkte ich, daß das Märchen nicht nur die Stimme, sondern auch die Gestik und Mimik des Erzählers brauchte - also die ganze Person. Und noch mehr Personen: die Zuhörer."
    1) Sieben Monate nach dem Tod ihres Ehemannes kam der Sohn Jasper Adolf auf die Welt. Von 1917 bis 1919 studierte Vilma Mönckeberg-Kollmar an den Universitäten Berlin und Hamburg Phonetik, Sprecherziehung und Literatur. 1918 heiratete sie den holsteinischen Kaufmann Kollmar. Ein Jahr später erhielt sie an der Universität Hamburg eine Anstellung als Lektorin für Sprecherziehung und Vortragskunst. Im selben Jahr begannen ihre Vortragsabende mit Volksmärchen der Weltliteratur, die sie in viele europäische Länder führten. Ab 1923 rezitierte sie auch Hölderlin und Rilke und war von 1921 bis 1934 in der Sprechchorarbeit und im Laienspiel tätig. Zwischen 1923 und 1924 arbeitete sie mit Rudolf von Laban in dessen Sprech- und Bewegungschören mit und von 1924 bis 1932 in der Jugendmusikbewegung, führte in dieser Zeit Lehrgänge am Zentral-Institut für Erziehung und Unterricht in Berlin mit Junglehrerinnen und -lehrern und Erzieherinnen durch, war von 1925 bis 1933 für verschiedene Rundfunksender tätig, führte von 1925 bis 1927 die Meisterklasse für Sprechgestaltung an der Schule für Bewegung, Sprache und Musik in Münster, arbeitete von 1924 bis 1932 mit der freideutschen, sozialistischen, christlichen Jugendbewegung, führte von 1929 bis 1932 Lehrgänge am Hamburger Institut für Lehrerfortbildung und von 1930 bis 1933 an der pädagogischen Akademie in Altona durch und war von 1930 bis 1933 Dozentin an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin und Fachberaterin für Sprechbildungsfragen am Berliner Zentralinstitut für Erziehung.
    1927 kam ihre Tochter (1927-1964) auf die Welt.
    1933 wurde ihr an der Hamburger Universität gekündigt. "Ich galt den neuen Herren als radikales Frauenzimmer. Radikal war ich, aber nur beruflich, das wußte die neue Obrigkeit nicht. Doch die Studenten wußten es, und sie setzten sich für mich ein, sowohl die Bürgerlichen wie die Roten (...) - aber auch die Braunen. Die letzteren waren Liebkind bei den neuen Herren, sie setzten es durch, daß meine Kündigung wieder zurückgenommen wurde." Vilma Mönckeberg-Kollmar verlor auch ihre Ämter in Berlin. 1939 erfolgte die entgültige Kündigung. Im selben Jahr zog sie zu ihrem in der Niederlausitz tätigen Mann und widmete sich der Schriftstellerei. Dank des Feuilletonchefs des "gleichgeschalteten" "Hamburger Anzeigers", Hugo Sieker, konnten Vilma Mönckeberg-Kollmar und andere, die bereits auf der Goebbelschen Schwarzen Liste standen, auch während der NS-Zeit für die Zeitung veröffentlichen, denn Hugo Sieker ließ sie unter einem Pseudonym schreiben. Über das mutige Auftreten Vilma Mönckeberg-Kollmars in dieser Zeit äußerte Hugo Sieker: "In dem Netz, das in den ‚zwölf Jahren" immer feinmaschiger von eifrigen Mitläufern, Spitzeln und NS-Sektierern gesponnen wurde, erwies sich manchmal das offene Bekenntnis zu den gefährdeten alten Kulturgütern als sehr nützlich. Oftmals waren es Frauen, die den Mut zum freimütigen Bekenntnis aufbrachten - zu ihnen gehörte besonders Vilma Mönckeberg. Von ihr erhielten gelegentlich auch wir Artikel oder Briefe von einer Unverblümtheit, dass dem Redakteur der Atem stocken konnte."
    2) Vilma Mönckeberg-Kollmars Sohn wurde im Zweiten Weltkrieg als Soldat getötet. 1945 flüchtete sie nach Hamburg zurück. Ihren Besitz musste sie zurücklassen. Sie erhielt 1946 einen Lehrauftrag für Sprecherziehung an der Universität Hamburg, jedoch ohne Vergütung. Zwei Jahre später widmete sie all ihre Kraft dem Aufbau der Deutschen Sektion der W.O.M.A.N. (Weltorganisation der Mütter aller Nationen, Landesverband Hamburg e.V.), deren Bundesvorsitzende sie von 1948 bis 1958 war. Die W.O.M.A.N. hatte ihren Sitz in der ABC-Straße 46/47. Ihr Ziel war, alle Frauen und Mütter für den Friedensgedanken zu motivieren, um einen Dritten Weltkrieg verhindern zu helfen. Auch wollte die W.O.M.A.N. die Frauen zur größeren politischen und sozialen Mitverantwortung erziehen und die Begegnung mit Frauen und Müttern aller Länder unterstützen. Die W.O.M.A.N. initiierte den "Frauen-Dank" (Dank der Mütter für die Hilfstätigkeit des Auslandes) und an der Universität Hamburg den "Appell der Mütter an das Weltgewissen" mit vielen ausländischen Teilnehmerinnen zum Thema "Ehrfurcht vor dem Leben". Unter dem Motto "Frauen helfen Frauen" wurden amerikanische Patenschaften für Kinder deutscher Familien vermittelt, aus Schweden kamen in der unmittelbaren Nachkriegszeit die "begehrten" Hilfspakete.
    Doch bereits einige Jahre nach ihrer Gründung war die W.O.M.A.N. starken Repressalien ausgesetzt. Im Zeichen des Kalten Krieges und des Antikommunismus" der 1950-er Jahre wurde die W.O.M.A.N. als kommunistisch unterwandert diffamiert.
    Nach ihrem Rücktritt als Vorsitzende wurde Vilma Mönckeberg-Kollmar in den internationalen Mütterrat der W.O.M.A.N. gewählt und übernahm 1961 als Bundesvorsitzende erneut die Deutschlandzentrale der W.O.M.A.N. "Dann resignierte ich, denn ich mußte einsehen, daß die Mütter in der Welt durchaus nicht bereit waren, ihre Kräfte für eine friedliche Zukunft voll einzusetzen. Sie überließen wieder alles den Männern, und so kehrte ich reumütig von den Müttern der Welt zu den Märchen der Welt zurück.
    " Insgesamt dürfte sie in den folgenden Jahren in siebzehn Ländern Erwachsene und Kinder mit ihrer außergewöhnlichen Rezitationskunst für das Märchen fasziniert haben. Vilma Mönckeberg-Kollmar veröffentlichte mehrere Bücher, u. a. "Die Märchentruhe I und II"; "Der Klangleib der Dichtung" und "Kunst und Technik: Sprache und Technik". 1972 verlieh ihr der Hamburger Senat den Titel "Professor".
    Text: Dr. Rita Bake
    Zitate:
    1) Vilma Mönckeberg-Kollmar: Das Märchen und unsere Zeit (Manuskript)
    2) Hugo Sieker: Kulturarbeit im Widerstandsgeist, hrsg. von der Lichtwark-Stiftung zu Ehren des siebzigjährigen Hugo Sieker, Hamburg 1973.

    Luise Seitz-Zauleck

    Architektin

    Ornament Image
    14.8.1910
    Weidenau
    -
    11.10.1988
    Hamburg
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    Grablage: C 118

    Luise Zauleck war die Tochter des evangelischen Pfarrers Johannes Zauleck. Über ihre Mutter ist nichts bekannt.
    Zwischen 1931 und 1936 studierte sie Architektur an der TH Berlin. Nach Abschluss ihres Studiums war sie sowohl angestellt als auch selbstständig als Architektin in Berlin tätig. 1937 heiratete sie den Bildhauer Gustav Seitz (11.9.1906 Mannheim - 26.10.1969 Hamburg), dem sie durch ihre Erwerbstätigkeit die Möglichkeit verschaffte, als freier Künstler zu arbeiten. "(...) ab 1938 [war sie] Mitglied der Abteilung Baukunst der Reichskulturkammer. Sie selbst arbeitete zunächst als freie Architektin. 1942 nahm sie jedoch einen Auftrag an, für Otto Rauter landwirtschaftliche Bauten zu planen. Dieser Auftrag kam somit vom Reichskommissar für die Erhaltung deutschen Volkstums im Osten. Während der Kriegszeit war sie mit anderen Architekten befreundet, die ebenfalls keine nationalsozialistische Ideologieverfolgten, jedoch - wie Seitz-Zauleck - opportunistisch Aufträge vom NS-Regime annahmen, beispielsweise Egon Eiermann oder Hans Scharoun."
    1) Der Historiker Joist Grolle berichtet, dass sich Luise Seitz-Zauleck während des Zweiten Weltkrieges einer kommunistischen Widerstandsgruppe anschloss.
    2) . Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Luise Seitz-Zauleck 1945 Dezernentin für Wohnungsplanung in der von Hans Scharoun geleiteten Planungsabteilung des Gesamtberliner Senats. "Die wichtigste Planung im Werk von Luise Seitz-Zauleck war der sogenannte Kollektivplan, der 1945 bis 1946 erstellt wurde. Luise Seitz-Zauleck war Teil der Kerngruppe des Planungskollektivs, welches den Plan erarbeitete und 1946 eine Ausstellung zum Thema Wiederaufbau im Berliner Stadtschloss zusammenstellte. Seitz-Zauleck war für die Fragen des Wohnungsbaus verantwortlich. Obwohl der Kollektivplan selbst keine verbindliche Planungsgrundlage war, wirkte er sich ideell jedoch noch die folgenden Jahrzehnte auf die Berliner Stadtentwicklung aus. Neben Ludmilla Herzenstein war mit Luise Seitz-Zauleck eine zweite Frau im Planungskollektiv vertreten, was zu jenem Zeitpunkt keinesfalls selbstverständlich war."
    3) 1947 wechselte Luise Seitz-Zauleck mit Hans Scharoun an das Ost-Berliner Akademie-Institut für Bauwesen. Sie war damals mit ihrem Mann von West-Berlin nach Ostberlin in die Treskowstraße im Bezirk Pankow gezogen. Luise Seitz-Zauleck, die in die SED eingetreten war, trat aus dieser 1950 aus Protest gegen das Konzept "Stalin-Allee" wieder aus.
    4) 1958 zog sie mit Ihrem Mann nach Hamburg und lebte mit ihm in der Oberstraße 83. Luise Seitz-Zauleck scheint nicht mehr berufstätig gewesen zu sein. 1969 wurde sie Vorsitzende der Heinrich-Tessenow-Gesellschaft in Hamburg zur Rettung und Sammlung von Tessenows Nachlass. Bei dem Architekten und Hochschullehrer Heinrich Tessenow hatte sie Examen zur Diplom-Ingenieurin gemacht. Quellen:
    1) Wikipedia: Luise Seitz-Zauleck, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Seitz-Zauleck (abgerufen: 13.10.2024)
    2) Joist Grolle: Seitz, in: Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 5. Göttingen 2010, S. 336.
    3) Wikipedia: Luise Seitz-Zauleck, a. a. O.
    4) Joist Grolle, a. a. O., S. 337.

    Dora Wenneker-Iven

    Landschaftsmalerin

    Ornament Image
    9.10.1889
    Altona
    -
    5.6.1980
    Hamburg
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    Grablage: O 152 Geboren wude Dora Wenneker-Iven als Tochter der Hamburger Kaufmannsfamilie Iven - Vater: der Tapetenfabrikant Wilhelm Iven. Über ihn heißt es; "daß er ein autoritärer, ein patriarchalischer Mann war, ein Mustertyp des großbürgerlichen Vaters um die Jahrhundertwende. (…) er hatte die Ansichten und Vorurteile seines Standes. Ein wenig Verbitterung und ein wenig Trotz schwingt mit, wenn die alte Dame [gemeint ist Dora Wenneker-Iven] davon spricht, daß ihr Vater ‚todunglücklich gewesen ist, weil ich als Erstgeborene eine Tochter war, und seine Trauer stieg ins Unermeßliche, als nach mir wieder ein Mädchen zur Welt kam. Das konnte er nicht verwinden'" 1) Dora Wenneker-Iven hatte noch weitere 12 Geschwister. Vater Iven beschäftigte in seiner Tapetenfabrik auch Künstler, die Tapetenmuster zeichneten. So engagierte er auch Professor Hans Christiansen aus Darmstadt. "Christiansen, damals in der Hansestadt ein berühmter Mann, dessen Werke noch heute im Altonaer Museum hängen, entdeckte als erster das Talent der kleinen Dora Iven. ‚Sie müssen Ihre Tochter auf die Kunstschule schicken', lautete das Dekret. Und so geschah es. Voraussetzung jedoch für die künstlerische Ausbildung der jungen Dame war - wie wäre es anders zu erwarten gewesen - eine solide Ausbildung zur Hausfrau und Mutter. Diese wurde Dora auf einem Internat in Wiesbaden (…) vermittelt. (…) Erst nach Abschluß dieser praktischen Ausbildung konnte sich Dora Iven der Kunst widmen. Eine Studienreise nach England, wo sie bei einem damals berühmten englischen Maler und Designer, Mr. Davidson, Privatunterricht erhielt und dann die Zeit, die sie bei Professor Christiansen in Darmstadt verbrachte, vollendeten ihre Ausbildung", schreibt Erdmann Wingert in einem Portrait über die Künstlerin. 2) Dora Wenneker-Iven war auch eine hervorragende Tennis- sowie Hockeyspielerin, rodelte, schwamm, segelte und fuhr Motorrad. Im Alter von 43 Jahren machte sie sogar ihr goldenes Sportabzeichen. Als Malerin, die im Blankeneser Baurs Park wohnte, bevorzugte sie die Landschaftsmotive aus dem Niederelberaum, aber auch aus Guatemala, wo ihre zweite Tochter mit ihrer Familie wohnte. Daneben waren die Blumen in ihrem Garten eines ihrer Lieblingsmodelle. Kontakt zu den Malern des Expressionismus, zu Nolde, Pechstein, Schmidt-Rottluff, hatte sie keinen. Erdmann Wingert schreibt über Dora Wenneker-Iven als Malerin: "Dora Wenneker-Iven war von Haus aus weder ein materieller noch ein ästhetischer Zwang auferlegt. Aus dem kindlichen Spiel mit Farben und Formen, die ja gerade in jener Zeit des Jugendstils und der wilhelminischen Verschnörkelungen en vogue waren, musste sich ihr Talent ohne Zwänge von außen und innen rein individuell entfalten. Anerkennung war ihr von vornherein sicher, es genügte, Schönes darzustellen. Der großbürgerliche Rahmen ermöglichte auch den Luxus, Kunst zu produzieren. (…) Ein Luxus, den sich damals kaum ein Künstler erlauben konnte, war auch die Fotografie. Dora Wenneker-Iven gehörte zu den ersten, die sich dieses Mittels bedienten. (…) Das Labor befand sich unter dem Dach ihres Hauses. (…) Doch die Betätigung mit der Fotografie blieb weitgehend eine private, eine familiäre Begleiterscheinung, im Gegensatz zur Malerei, die sie unbeirrt bis ins hohe Alter weiter betrieb. Doch statt die Begegnung mit der Kunst und den Künstlern jener Zeit zu suchen, eröffnete sich für Dora Wenneker-Iven die Möglichkeit zu reisen. Das geschah nicht ohne Grund. Die Tapetenfabrik des Hauses Iven florierte nicht nur auf dem europäischen Kontinent, sondern man exportierte auch nach Übersee. (…) Diesen Expansionsdrang nutzte die vielseitig interessierte und abenteuerlustige Dora, um neue Länder kennenzulernen." 3) Auf einer der Inlandreisen, die sie mit ihrer Mutter und weiteren Schwestern nach Wyk unternahm, lernte sie auf der Kurpromenade den Seeoffizier Franz Wenneker (1881-1952) kennen. Am 10. Juni 1911 heiratete das Paar. Der Seeoffizier Franz Wenneker quittierte seinen Dienst und übernahm Aufgaben in der schwiegerväterlichen Tapetenfabrik. 1913, 1915 und 1918 wurden drei Töchter geboren. 1941 zog Dora Wenneker-Iven mit ihrer jüngsten Tochter in ein reetgedecktes Haus im Blankeneser Baurs Park. Im ersten Stock des Hauses befand sich ihr Atelier. Anlässlich des Todes von Dora Wenneker-Iven schrieb das Hamburger Abendblatt am 3.7.1980: "Dora Wenneker-Iven hat ihr ansehnliches und bedeutendes Werk nur sehr selten ausgestellt, weil sie, wie sie häufig sagte, ‚den vielen Künstlern, die von ihrer Arbeit leben müssen, den Raum nicht nehmen' wollte. Daß sie viele dieser Künstler als Mäzen tatkräftig gefördert hat, ist ihr besonderes Verdienst. Aber auch Tournee-Theater und so außergewöhnliche Vorhaben wie Hamburgs bisher größtes Rock-Festival im Flottbeker Reitstadion fanden die Unterstützung der großen alten Dame der Hamburger Malerei." Text: Rita Bake Quellen: 1) Erdmann Wingert: Dora Wenneker-Iven. Ein Leben am Strom. Hamburg 1976, S. 12. 2) Erdmann Wingert, a. a. O., S. 28ff. 3) Erdmann Wingert, a. a. O., S. 44ff.