Friedhof der Christianskirche Hamburg Ottensen

Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte – entdecken Sie ihr Vermächtnis.

Friedhof der Christianskirche Hamburg Ottensen

    Auguste Baur Auguste Caecilie Baur

    Wohltäterin und Stifterin

    Ornament Image
    14.6.1821
    Hamburg
    -
    20.4.1895
    Hamburg
    Mehr erfahren

    Auguste Baur war das jüngste Kind von elf Kindern des Konferenzrates Georg Friedrich Baur und dessen Ehefrau Marianne, geborene Heise. Sie blieb ledig und übernahm nach dem Tod der Mutter die Haushaltung und Pflege ihres Vaters. Auguste Baur lebte, um andere zu erfreuen. „Immer hatte sie für alle Leute Überraschungen bereit. Aber gleichzeitig war sie dermaßen in Vorurteilen und schiefen Begriffen befangen, wie eine Prinzessin, der niemand die Wahrheit sagt.“ [1] Seit ihrer frühen Kindheit hatte sie eine Verbiegung des Rückens und litt unter Wachstumsstörungen. „Als Kind kränkelte sie stets, als Erwachsene kam sie wegen ihrer Verwachsung niemals auf Bälle und hatte nur Verkehr in der Familie, aber da war sie sehr beliebt und von den Eltern vergöttert. Hier fand sie auch ihren Wirkungskreis. Sie liebte und pflegte ihre Eltern und wurde zum Segen für ihre Geschwister und für deren Kinder. (..)“ Sie „war musikalisch und spielte hübsch (…) sie hatte ständigen Unterricht (…). Ungeachtet dessen, daß sie so wenig unter Menschen kam, hatte sie viele Freier. Unter diesen war jedoch einer, den sie wirklich liebte, aber den durfte sie nicht haben. (…) Es wurde gesagt, daß er sich aus ihr nichts mache, daß es nur eine Finanzspekulation sei (…). Da – gerade als sein Konkurs vor der Tür steht – bringt er seinen Antrag an und wird natürlich von ihrem Vater abgewiesen, zu ihrem großen Kummer. Man suchte ihr begreiflich zu machen, der junge Mann habe deutlich gezeigt, daß er sie nur als Kapital ansehe (…). Sie gab dem ganzen eine andere Deutung: ihrer Meinung nach hatte er mit seinem Antrag gezeigt, daß er das Zutrauen zu ihr habe, sie werde ihm helfen, und das sei nett von ihm. (…) Als Tante Guste etwa vierzig Jahre alt war, hatte sie wieder Herzenskummer: sie gewann einen Mann lieb, dem, (…) auch sie gefiel und der jedenfalls um sie freite. Ihr Vater war damals hoch in den Achtzigern und sehr hinfällig, so daß man beständig mit seinem Ableben rechnete, und die Tochter konnte ihn unmöglich verlassen. Das erklärte sie dem Geliebten und bat ihn zu warten, bis der Vater tot sei, was er auch versprach. (…) Sie bat ihn nur, mit seinen fast wöchentlichen Teebesuchen fortzufahren, und dafür lebte sie und war viele Jahre glücklich – ihr Vater lebte ja noch immer. Plötzlich kam der Liebhaber [ein Witwer mit Kindern, R. B.] immer seltener, zuletzt blieb er ganz weg – sie litt sehr darunter – und eines Tages las sie in der Zeitung, daß er jemand anderes geheiratet hatte. (…) Diese Geschichte hatte Tante Gustes Charakter völlig verändert, machte sie reizbar, launisch und schwierig. Sie war verschlossener denn je. (…) Sie brauchte viele Jahre, um zur Ruhe zu kommen, dann wurde sie ihren Mitmenschen gegenüber wieder zugänglich. Sie war schon immer religiös, nun verstärkte sich dies noch; sie tat viel Gutes. (…) Reiche Leute machen übrigens den Fehler zu glauben, daß die armen Leute von fast gar nichts existieren können (…). Ich weiß, z. B., daß sie bisweilen kleine Aufmerksamkeiten von der Art, wie die Reichen sie sich untereinander machen, verschenkte und das in Fällen, wo große Gaben erwartet wurden. Ihr Unglück war, daß sie niemals andere um Rat fragte, sondern nur nach ihrem eigenen Gutdünken handelte und keine Ahnung davon hatte, wie wenig sie die Welt und die Menschen kannte. Daher kam es oft, daß sie Leute vor den Kopf stieß und es war nicht immer leicht, mit ihr zusammenzuleben.“ [2] Nach dem Tod des Vaters ging der Baur’sche Besitz in Blankenese (heute Baurs Park) an den ältesten Sohn. Auguste sollte eine Art Mitbesitzerin sein. „(…) aber nun, auf den zweiten Platz geschoben zu werden in einem Haus, in dem sie immer die erste Rolle gespielt hatte, das behagte ihr gar nicht. Deshalb zog sie es vor, sich auf dem Grundstück (…) eine eigene Villa zu bauen (…). Als Winterwohnung bezog sie eines der zehn Häuser des Großvaters in der Palmaille. Sie hatte einen großen Troß dienstbarer Geister, Kutscher und Diener, Kammerzofe und natürlich eine Gesellschafterin.“ [3] Auguste Baur gab zum Bau der Blankeneser Kirche eine namhafte Summe, spendete Geld zur Errichtung einer Siechenanstalt, die als Tochteranstalt der Diakonissenanstalt in Altona 1884 eingeweiht und nach ihr „Augustenstift“ benannt wurde. Seit vor 1903 gibt es im Stadtteil Blankenese die Auguste-Baur-Straße.

    Quellen: [1] Julie Grüner geb. Raeder: Erinnerungen an das Haus meiner Grosseltern Baur im Dänischen Altona. Hamburg 1965, S. 62f. [2] a. a. O.; S. 132ff. [3] a. a. O., S. 134f.

    Therese Halle

    geb. Heine

    Kunstsammlerin und Stifterin

    Ornament Image
    17.12.1807
    Hamburg
    -
    22.4.1880
    Baden-Baden
    Mehr erfahren
    Bestattet auf dem Friedhof der Christianskirche, nördlich hinter der Kirche in Hamburg Ottensen

    Gegenüber dem Museum für Hamburgische Geschichte steht das Heine'sche Wohnstift, dem Bruchsaler Schloss nachempfunden. So ist denn auch der Vorgarten wie ein kleiner Schlossgarten des 18. Jahrhunderts angelegt, in den man durch ein großes Gittertor gelangt. Vor dem Haus braust der Verkehr ohne Unterlass, und so haftet dieser Idylle etwas leicht Unwirkliches an.
    1866 richtete Therese Halle, Tochter des Bankiers Salomon Heine und seiner Frau Betti, Cousine des Dichters Heinrich Heine, zum Gedenken an ihre verstorbenen Eltern im ehemaligen elterlichen Wohnhaus am Jungfernstieg 34 das Heine'sche Asyl ein. Es war ein Wohnstift mit Freiwohnungen für 45 hilfsbedürftige ältere Frauen, die von "einwandfreiem Ruf" sein mussten. Verheiratet war Therese Halle, die der Bankiersfamilie Heine entstammte und in die auch ihr Cousin, der Dichter Heinrich Heine, verliebt gewesen war, mit dem Juristen und Präsidenten des Hamburger Handelsgerichts Adolph Halle (1798-1866) Er war wohl auch der Wunschkandidat ihres Vaters Salomon Heine - und nicht der "missratene" Neffe Heinrich Heine. Das Ehepaar blieb kinderlos.
    Über Therese Haller hat die Historikerin Sylvia Steckmest einen beachtenswerten Aufsatz verfasst, der auf einen Vortrag
    basiert, den sie 2016 zum 20jährigen Bestehen der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie hielt. 1). Sylvia Steckmest schreibt über die Hochzeit: "Therese ließ sich im März 1828 in der Nicolaikirche taufen, nachdem der Bräutigam sich bereits im Alter von 18 Jahren hatte taufen lassen. Inzwischen war er 30 Jahre alt. Die Hochzeit fand am 15. Mai 1828 in der Petrikirche statt. Als Hochzeitsgeschenk erhielt das Paar vom Onkel des Bräutigams, Hartwig Hesse, dem Kunstsammler, ein Haus in der ABC-Straße, (…). Auf dem großen Grundstück am Elbhang in Ottensen ließ Salomon für seine Tochter und ihren Gatten bald nach der Hochzeit eine neue Villa bauen, dicht neben der eigenen. Dieses Gebäude wurde vermutlich von Joseph Ramée entworfen und steht mit der schmalen Front zur Elbe. Inzwischen renoviert, wird es zu Luxus-Appartements umgebaut, (…)." 2). Als Salomon Heine starb, erbte Therese neben einer großen Summe Bargelds auch das Haus am Jungfernstieg 34, (an seinen Standort erinnert heute die Aufschrift "Heine Haus" am sich dort befindenden Haus). Es war beim Großen Brand auf Hamburg zerstört und kurz danach wiederaufgebaut worden. Thereses Halle, die mit ihrem Mann nach Dresden gezogen war, wo ihr Mann, der an einer psychischen Erkrankung litt, 1866 starb, ließ nach dem Tod ihres Mannes das bereits oben beschriebene Heine'sche Asyl "für ‚unbescholtene alleinstehende und mittellose Witwen und Jungfrauen ab 50 Jahren (…) gründen. (…) Außer einer Freiwohnung erhielt jede Dame eine Geldunterstützung von 120 Courant Mark jährlich, dazu Heizmaterial, Beleuchtung und ärztliche Versorgung sowie freie Medikamente (…). Im Herbst wurde den Bewohnerinnen Obst aus dem Garten an der Elbe zum Jungfernstieg gebracht. Therese übernahm die Auszahlungen an ihre Asylbewohnerinnen selbst, um sich nach dem Befinden ihrer Schützlinge zu erkundigen. Sehr Bedürftige, besonders solche Bewohnerinnen, die früher in Diensten der Stifterin gestanden hatten, erhielten von ihr zusätzlich eine wöchentliche Unterstützung. Es lebten dort überwiegend christliche Frauen, aber auch einige Jüdinnen."3) In dem Stift wohnte auch Louise Fröbel, die Witwe von Friedrich Fröbel. 4)
    1901 wurde das Haus abgerissen und als "Heine'sches Wohnstift" für ca. 100 ältere Frauen am Holstenwall 18 neu errichtet. Im Eingangsbereich ist der Stifterin mit dem 1872 gefertigten Marmorrelief des Bildhauers Heinrich Möller ein Denkmal gesetzt worden. Dort ist sie in der Mitte als junges Mädchen zu betrachten, wie sie den armen und alten Frauen hilft. Küchen- und Stubenmädchen rechts und links von ihr am Bildrand sind mit ihren Arbeiten beschäftigt.
    Im Treppenhaus hängt auch eine restaurierte Marmortafel, auf der an die Gründung des Stiftes erinnert wird, das 1939 "arisiert" wurde. Heute ist das modernisierte Stift mit 48 Ein- und Zweizimmerwohnungen für ältere Damen, Herren und Ehepaare ausgestattet.
    Therese Halle vermachte der Hamburger Kunsthalle 48 Gemälde und zwei Skulpturen. Viele von ihnen kaufte sie auf ihren Reisen durch Deutschland und Europa. Trotzdem wurde sie nicht in der Kunsthalle "verewigt", dieses Privileg erhielt nur ihr Mann. 2008 widmete die Kunsthalle dieser Sammlerin schließlich eine Ausstellung. 5)

    Literatur:
    1) Sylvia Steckmest: Drei Stifter für Hamburg. Salomon Heine und das Israelitische Krankenhaus - Carl Heine und die Kunsthalle -Therese Halle geb. Heine und das Wohnstift, in: Liskor - Erinnern. Jahrgang, September 2016, Magazin der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie e.V., S. 14-21.
    2) Sylvia Steckmest, a. a. O., S. 15.
    3) Sylvia Steckmest, a. a. O., S. 18.
    4) vgl ebenda.
    5) Vgl.: Hamburger Kunsthalle: Therese Halle, geb. Heine. Eine Hamburger Sammlerin und Stifterin, unter: www.hamburger-kunsthalle.de/ausstellungen/therese-halle-geb-heine

    Meta (Margareta) Klopstock

    geb. Moller

    Schriftstellerin, Ehefrau des Dichters Gottlieb Klopstock

    Ornament Image
    16.3.1728
    Hamburg
    -
    28.11.1758
    Hamburg
    Mehr erfahren
    Grablage:

    Seit 2001 Namens-Mitgeberin für die 1846 nur nach Friedrich Gottlieb benannte Klopstockstraße in Hamburg-Ottensen Meta Moller war eine Tochter aus "gutem Haus". Ihr Vater, ein Kaufmann, starb, als Meta acht Jahre alt war. Die Mutter heiratete ein zweites Mal. Doch das Verhältnis zu dem Stiefvater war so schlecht, dass Meta zu ihrer Schwester Elisabeth Schmidt zog.
    Meta Moller war "eine sprachenkundige und literarisch interessierte junge Frau, die im Kreise von Hagedorn verkehrte und eine Reihe der Mitarbeiter der "Bremer Beiträge" auch persönlich kannte. Für die 1744 gegründeten "Neuen Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes", die wegen ihres Erscheinungsortes kurz die "Bremer Beiträge" genannt wurden, war Klopstock eine Zentralfigur, zumal seitdem er dort 1748 die ersten drei Gesänge des "Messias" veröffentlicht hatte. Um dieses Zentralgestirn herum kreisten Namen wie Nikolaus Dietrich Giseke, Karl Christian Gärtner oder Johann Andreas Cramer, mit denen Meta Moller in Kontakt war.
    Eben jene ersten drei Gesänge des "Messias" aber sollten der jungen 23jährigen Frau gewissermaßen zum Schicksal werden. Von einer Schwester Metas ist ein Bericht erhalten, der auf eindrückliche Weise die Vorgeschichte ihrer Begegnung mit Klopstock darstellt.
    Elisabeth Schmidt, so der Name der Schwester, hält im Rückblick eine Geschichte fest, die uns auch einen Eindruck in gelegentlich seltsame Zugangswege von Frauen zur Literatur verschaffen kann: "Meta hat den Messias dadurch zuerst kennen lernen, daß sie etwas von den 3 ersten Gesängen, in Papillotten (Haarwickler) zerschnitten auf der Toilette einer ihrer Freundinnen gefunden, welches sie zusammen geklebt, und mit großem Beyfall gelesen; Giseke vielem Feuer gefragt: Ist mehr von diesen (!) göttlichen Gedicht zu haben und wo? Und wer ist der Verfasser. Gisekens Antwort war: Es sind erst 3 Gesänge heraus in den Beyträgen ich will sie mitbringen; und der Verfasser heißt Klopstock - ja wen sie den kennen lernten, so würde ich ganz ausgethan das wäre ganz der Freund für die Mollern (...)." (F. u. H. Tiemann (Hrsg.): Meta Klopstocks Briefwechsel 1980, S. 15.)
    Giseke vermittelte auch die Begegnung, nach der Meta verlangte. Bei seinem nächsten Zusammentreffen mit Klopstock in Braunschweig sagte er: "Höre Klopstock du must in Hamburg: ein Mädchen besuchen die heist Mollern. Ich gehe nicht nach Hamburg: um Mädchen zu sehen, nur Hagedorn will ich sehen; ach Klopstock das Mädchen must du sehen daß ist so ein ganz ander Mädchen als andere, sie ließt den Messias mit Entzücken, sie kent dich schon, sie erwartet dich, nun noch lang und breit Meta beschrieben Klopstock: geräth dabey in tiefes Nachsinnen." (Ebenda, S. 13.) Über ihre erste Begegnung mit Klopstock im April 1751 schrieb Meta: "Nun mache ich die Thür auf, nun sehe ich ihn - Ja hier mußte ich Empfindungen malen können. - Ich hatte schon so viele Fremde gesehen, aber niemals hatte ich einen solchen Schrecken, einen solchen Schauer empfunden. Auch hatte gar nicht die Meynung, daß ein ernsthafter Dichter finster und mürrisch aussehen, schlecht gekleidet seyn und keine Manieren haben müsse aber ich stellte mir doch auch nicht vor daß der Verfasser des Messias so süß aussehe, und so bis zur Vollkommenheit schön wäre (Denn das ist Klopstock in meinen Augen, ich kanns nicht helfen, daß ichs sage)." (Ebenda, S. 9.)
    Nach dieser Begegnung fuhr Klopstock nach Kopenhagen, wohin ihn der dänische König Friedrich V. eingeladen hatte, um dort den "Messias zu vollenden". Dafür erhielt Klopstock eine Pension von 400 Reichstalern.
    Im Sommer 1752 verlobten sich Meta Moller und Klopstock, allerdings gegen den Willen von Metas Familie. Zwei Jahre später fand die Hochzeit statt. Das Paar zog nach Dänemark, wo es in Lyngby bei Kopenhagen lebte.
    Meta unterstützte ihren Mann bei seiner schriftstellerischen Tätigkeit, war seine erste Kritikerin. Da sie mehrere Sprachen sprach, vermittelte sie ihm auch englische Literatur. Selbst war auch sie schriftstellerisch tätig. Ihre Briefe sind später veröffentlicht worden. So schrieb sie z. B. das Drama "Abels Tod". Als Meta, die bereits zwei Fehlgeburten durchlitten hatte, erneut schwanger wurde, zog sie nach Hamburg, um dort zu entbinden. Sie starb 1758 nach der Entbindung ihres ersten Kindes, das tot geboren wurde. Beide wurden auf dem Kirchhof von Ottensen an der Christianskirche beerdigt. Das Grab befindet sich heute noch dort.
    Text: Dr. Rita Bake
    Quellen:
    F. u. H. Tiemann (Hrsg.): Meta Klopstocks Briefwechsel 1980.
    Hamburgische Biografie: Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 1. Hamburg 2001 - hier Autor: Horst Gronemeyer.

    Johanna Elisabeth Klopstock, verwitwete von Winthem

    geb. Dimpfel

    Sängerin, Ehefrau von Friedrich Gottlieb Klopstock

    Ornament Image
    26.7.1747
    Hamburg
    -
    19.1.1821
    Hamburg
    Mehr erfahren
    Grablage: Johanna war die Tochter des Hamburger Kaufmanns Johann Heinrich Dimpfel und der Hamburger Kaufmannstochter Catharina Margaretha Moller und die Nichte von Meta Klopstock, geb. Moller. 1765, im Alter von 18 Jahren heiratete Johanna den neun Jahre älteren Hamburger Kaufmann Johann Martin von Winthem. 24 Jahre später, 1789, wurde Johanna im Alter von 42 Jahren Witwe. Zwei Jahre später, am 30.10.1791 heiratete sie den 23 Jahre älteren Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, der 1758 Witwer geworden war. Der Tod Metas war für Klopstock eine Katastrophe gewesen, an dem er noch Jahre zu tragen hatte. "Das Gefühl für Meta blieb in Klopstock, auch nach ihrem Tod offensichtlich unvermindert lebendig, sie blieb der Maßstab für eine neue Beziehung. Die Überlieferungen geben Auskunft, dass er diese neue Beziehung gesucht hat, sie ihm aber nicht gelungen ist." (Heidi Ritter: Klopstocks (Ver)Bindungen zu Frauen, in: Klopstocks (Ver) Bindungen zu Frauen "... wenn man von liebenswürdigen Leserinnen verehrt wird." Sonderausstellung im Klopstockhaus Quedlinburg vom 14. März 2003 bis 31. Dezember 2003. Hrsg. Städtisches Museum Quedlinburg. Quedlinburg 2003, S. 12. (Bd. VII: Schriftenreihe des Klopstockhauses.) Klopstock kannte Johanna Elisabeth seit ihrer Kindheit im Alter von fünf Jahren. 1770 war er zu ihr und ihrem Mann gezogen. Johanna war damals Mitte zwanzig, Mutter von vier Kindern, und führte einen aufwendigen Lebensstil. Als Johann Winthem 1773 Bankrott machte, fühlte sich Klopstock verpflichtet, seiner Nichte mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Er teilte mit ihr sein Geld und zog auch mit der Familie, die sich nun räumlich verkleinern musste, in die Königstraße (heute Poststraße in der Hamburger Innenstadt). Hier war Klopstock der eigentliche Hausherr (die Ehe der von Winthem"s verlief nicht glücklich). Er empfing viele Besuche, und hier wurde seine legendäre Lesegesellschaft (Klopstock-Büsch"sche Lesegesellschaft) abgehalten, die er kurz nach seiner Ankunft in Hamburg 1770 gegründet hatte. Johanna von Winthem stand an der Spitze dieses schöngeistigen Kreises. Sie und ihre älteste Tochter Meta wurden die Sängerinnen der Klopstock Oden, die die Hamburgerin Luise Reichardt in Musik umgesetzt hatte. Klopstock widmete der damals 23-jährigen Johanna von Winthem das Lied "Ich bin ein deutsches Mädchen". Beide übersetzten es auch ins Plattdeutsche. Johanna besuchte mit Klopstock auch die Hamburger Gesellschaften und übernahm seine Korrespondenz. Nachdem Johannas Mann 1789 gestorben war, wartete Klopstock noch zwei Jahre, bis er 1791 im Alter von 67 Jahren seine "Windeme", wie er Johanna zärtlich nannte, heiratete. Sie und ihre Tochter Meta wurden Klopstocks treueste Pflegerinnen, als er in seinen letzten Lebensjahren zunehmend an Kraft verlor und von Fieberschüben geplagt wurde. Johanna Klopstock überlebte ihren zweiten Mann um achtzehn Jahre. Sie starb am 19. Januar 1821 und wurde neben Klopstock beigesetzt. Auf ihrem Grabstein steht: "Klopstocks zweite Gattin Johanna Elisabeth - Seine geliebte Gefährtin und Trösterin auf dem letzten Lebenswege. Metas Liebling. An Herz und Geist ihr ähnlich." Quellen: - Gisela Jaacks: Gesichter und Persönlichkeiten. Die Hamburger im Bildnis. Katalog, Hamburg 1992. - Klopstock-Arbeitsstelle an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, vgl.: www.sub.uni-hamburg.de/sammlungen/nachlass-und-autographensammlung/klopstock-arbeitsstelle/leben-und-werk/winthem.html - Schönes Porträtgemälde unter: de.wikipedia.org/wiki/Datei:Johanna_Elisabeth_von_Winthem.jpg - Foto des historischen Grabmals, dem sog. Klopstock-Denkmal, an der Christianskirche, Hamburg-Altona, unter: http://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=2526&tomb=290&b=a