Friedhof Holstenkamp in Hamburg-Bahrenfeld

Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte – entdecken Sie ihr Vermächtnis.

Friedhof Holstenkamp in Hamburg-Bahrenfeld

    Louise Schroeder

    Bürgermeisterin von Berlin, Präsidentin des Deutschen Städtetages, Stadtverordnete in Altona

    Ornament Image
    2.4.1887
    Altona
    -
    4.6.1957
    Berlin
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    Grablage: F 10-31/32

    Namensgeberin für: Louise-Schroeder-Straße, benannt 1960 in Altona
    1910 trat Louise Schroeder der SPD bei und wurde schon bald als glänzende Diskussions- und Versammlungsrednerin geschätzt. 1916 erhilet sie einen Sitz im Vorstand der Altonaer SPD. Von 1919 bis 1933 fungierte sie als Stadtverordnete in Altona. Zwischen 1919 und 1920 war sie Mitglied der Deutschen Nationalversammlung in Weimar. 1919 wurde sie Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt. Von 1920 bis 1933 war sie Mitglied des Deutschen Reichstags, von 1946 bis 1951 Bürgermeisterin und Stellvertreterin des Oberbürgermeisters von Berlin, von 1947 bis 1948 amtierende Oberbürgermeisterin von Berlin, von 1951 bis 1952 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und von 1949 bis zu ihrem Tod im Jahre 1957 Mitglied des Deutschen Bundestages.
    Louise Schroeder entstammte einer Proletarierfamilie - der Vater war Bauarbeiter und Funktionär in der Sozialdemokratischen Partei. Louise Schroeder besuchte bis zu ihrem 14. Lebensjahr die Mittelschule in Altona, ging dann anderthalb Jahre zur Gewerbeschule für Mädchen in Hamburg. Sie wurde Büroangestellte, später war sie 16 Jahre lang Privatsekretärin einer großen Versicherungsfirma. 1919 gehörte sie in Weimar zu den ersten 41 weiblichen Abgeordneten der Verfassung gebenden Nationalversammlung. Ihr Arbeitsgebiet war die Sozialpolitik. Ehrenamtlich engagierte sie
    sich bis März 1925 als Vorsteherin des Pflegeamtes Altona. Am 23. März 1933 verweigerte sie ihre Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz. Die Folgen waren: Verbot des politischen Wirkens, unter Polizeiaufsicht gestellt, tägliche Meldepflicht auf dem Revier, keine Arbeitslosenunterstützung.
    Louise Schroeder zog daraufhin von Altona nach Hamburg, versuchte, sich dort eine bescheidene Existenz mit einem Bäckerladen aufzubauen. Aber auch dort war sie Schikanen, Verhören und Verhaftungen ausgesetzt. 1938 suchte sie in Berlin Zuflucht. Hier mietete sie sich eine Hinterhofwohnung, wurde arbeitslos, arbeitete später als Sekretärin und dann als Sozialbetreuerin in einem Bauunternehmen. Gleich nach Kriegsende wurde sie wieder politisch für die SPD aktiv und sogleich in den Vorstand der Berliner SPD und 1946 in die Stadtverordnetenversammlung von Berlin gewählt. Im Dezember 1946 wurde sie Bürgermeisterin und 3. Stellvertreterin des Oberbürgermeisters von Berlin, Dr. Ostrowski. Nachdem dieser im Mai 1947 zurückgetreten war, wurde Louise Schroeder stellvertretende Oberbürgermeisterin. Als im Juni 1947 die Stadtverordnetenversammlung den SPD-Politiker Ernst Reuter zum Oberbürgermeister wählte, versagten die Sowjets dieser Wahl ihre Zustimmung. Louise Schroeder blieb also weiterhin Regierungsoberhaupt. "In dieser Stellung ist sie dann im Jahre 1948 in den Tagen der internationalen Hochspannung im Zeichen der ,Blockade Berlins" weltbekannt geworden, als ihr infolge der Mitte August 1948 auf russisches Verlangen erfolgten Ablehnung des zum Oberbürgermeister gewählten Prof. Ernst Reuter durch die Alliierten die alleinige Verantwortung zufiel. Nach der abermaligen Wahl Reuters zum Oberbürgermeister Anfang Dezember 1948 fungierte sie als amtierende Oberbürgermeisterin weiter, legte dann aber ihre Berliner Ämter Mitte September 1949 nieder, nachdem sie als Vertreterin Berlins in den Deutschen Bundestag gewählt worden war. Ihm gehörte sie bis zu ihrem Tod an. Der Stadtrat von Paris verlieh Louise Schroeder Mitte Juni 1949 die Plakette der Stadt Paris. Sie gehörte auch im gleichen Jahr der deutschen Delegation des Vorbereitenden Europarates in Brüssel an und war bis Januar 1957 im Europarat in Straßburg als deutsches Mitglied tätig." (Ruth Schüler zum 10. Todestag Louise Schroeders. In: Die Jarrestadt, Kommunales Mitteilungsblatt der SPD, Juni 1967.) Louise Schroeder erhielt das Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband und als erste Frau in der Geschichte Berlins deren Ehrenbürgerwürde. Ihr Engagement galt besonders den Frauen. Sie stritt für eine Liberalisierung des Pharagraphen 218, für die soziale Besserstellung lediger Mütter, Landfrauen etc. und war Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holsteins.
    Text: Rita Bake