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Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte – entdecken Sie ihr Vermächtnis.

Jüdischer Friedhof Ilandkoppel

    Esther Bejarano

    Verfolgte des NS-Regimes, Musikerin, engagierte Zeitzeugin Mahnerin gegen neofaschistische Umtriebe

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    15.12.1924
    Saarlouis
    -
    10.7.2021
    Hamburg
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    Grablage: D-191

    Esther Bejarano ist am 10.07.2021 im Alter von 96 Jahren gestorben. Sie war so vieles: Künstlerin, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, prominente Mahnerin gegen neofaschistische Umtriebe und unermüdliche Aufklärerin für Schulkinder und Jugendliche.

    Vor allem war sie uns aber eine kritische und zuverlässige Freundin. Wir vermissen sie sehr.
    Immer wieder meldete sie sich zu Wort, wenn Neofaschisten Einwanderer und Flüchtlinge bedrohten, wenn institutioneller Rassismus mehr oder weniger öffentlich an den Menschenrechten kratzte. Einige ihrer Aussprüche sind zu viel zitierten, geflügelten Worten geworden, zuletzt in ihrem Brief an den Bundesfinanzminister: "Das Haus brennt, und Sie sperren die Feuerwehr aus!", als die Finanzbehörden mehrerer Bundesländer der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V.) 2018 die Gemeinnützigkeit entzogen. Ich erinnere mich an Esthers Unterstützung, als wir Mitglieder der damaligen Initiative Bleiberecht für Roma und Cinti 1989 die alljährliche Demonstration anlässlich der Pogromnacht am 9. November dem Protest gegen die polizeiliche Räumung um ihr Bleiberecht hungerstreikender Roma aus
    dem Klinkerwerk in der Gedenkstätte Neuengamme widmen wollten. Esther entgegnete den Einwänden anderer Überlebender der Shoa gegen eine befürchtete Instrumentalisierung des Gedenkens an die Pogromnacht mit einer öffentlichen Erklärung unter dem Titel "Die Lebenden müssen geschützt werden." Das wurde dann später auch unser Titel für die Broschüre über den Kampf der geflüchteten Roma um ihr Bleiberecht in Hamburg.

    Noch am diesjährigen (2021) Holocaust-Gedenktag sendeten die Tagesthemen Esthers eindringliche Video-Botschaft, in der sie sachlich und schonungslos die gegenwärtige Rechtsentwicklung in der Mitte der Gesellschaft einschätzt.

    Esthers außergewöhnlicher Lebensweg begann am 15. Dezember 1924 als jüngstem von fünf Kindern des Kantors Rudolf Loewy und der Lehrerin Margarethe, geb. Heymann in Saarlouis. Schon früh entwickelte sie eine Leidenschaft für Musik, spielte Klavier und sang. Nach einer anfangs sorglosen Kindheit, die nach der Machtübertragung an den Hitlerfaschismus immer öfter von Zwangsmaßnahmen gegen jüdische Deutsche überschattet wurde, besuchte sie ein Vorbereitungslager für die Auswanderung nach Palästina, wurde nach dessen Auflösung in ein Arbeitslager und von dort am 19.04.1943 nach Auschwitz verschleppt, wo ihr die Verpflichtung als Akkordeonistin in das von der Lagerleitung angeordnete Mädchenorchester das Leben rettete. Im September 1943 wurde sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verlegt und musste von dort aus bei Siemens Zwangsarbeit leisten. Im April 1945 zwang die SS die Ravensbrückerinnen auf einen Todesmarsch, aber Esther und einigen Freundinnen gelang die Flucht. Am 3. Mai feierte sie gemeinsam mit Rotarmisten und GIs die Befreiung vom Faschismus: man brachte ihr ein Akkordeon, Esther spielte und alle lagen sich in den Armen und tanzten.
    Wesentlich später erfuhr Esther, dass ihre Eltern 1941 in Kowno ermordet worden waren und ihre Schwester Ruth 1942 in Auschwitz. Ihre beiden ältesten Geschwister konnten rechtzeitig in die USA und nach Palästina ausreisen.
    Ende 1945 gelang ihr die Auswanderung nach Palästina, sie arbeitete, wo immer sie Arbeit fand, begann schließlich ein Gesangsstudium und wurde ständiges Mitglied eines Arbeiterchors, der mehrere Preise erlangte. 1948 wurde sie zum Militär eingezogen. Während des Unabhängigkeitskrieges trat sie in Soldatencamps auf.
    1950 heiratete sie Nissim Bejarano, 1951 kam die Tochter Edna und 1952 der Sohn Joram zur Welt. 1960 siedelten Esther und Nissim Bejarano nach Deutschland um und ließen sich nach kurzem Aufenthalt in Saarlouis und Saarbrücken in Hamburg nieder.
    Ende der 1970er Jahre musste sie erleben, dass vor der Boutique, die sie damals betrieb, eine Nazi-Kundgebung stattfand. Nicht nur wurde die Umgebung mit einer Rede beschallt, in der der Holocaust geleugnet wurde, die Holocaustleugner wurden auch noch von der Polizei vor GegendemonstrantInnen in Schutz genommen.
    Von da an begann Esther ihr Engagement, als Zeitzeugin in Schulklassen aufzutreten, und trat in der Folge der VVN-BdA bei, wo sie Anfang der 1990er Jahre eine der Bundessprecherinnen wurde. Außerdem begründete sie gemeinsam mit Peter Gingold und vielen anderen das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V., deren Vorsitzende sie bis zu ihrem Tod war.
    Auch ihre Musikkarriere nahm wieder Fahrt auf: Sie wurde Mitbegründerin der Gruppe Siebenschön, mit der sie 1987 sogar in Vancouver auftrat. 1988 gründete sie gemeinsam mit Tochter Edna und Sohn Joram und mehreren InstrumentalistInnen die Gruppe Coincidence. In beiden Formationen standen Lieder aus dem Ghetto, aus dem Widerstand und antifaschistische Lieder im Mittelpunkt. 2009 schloss sie sich mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia aus Köln zusammen, mit der sie und Joram bis 2020 einige Hundert Auftritte im In- und Ausland hatten.
    Noch im Jahr 2018 übernahm sie die Rolle der Pianistin im prominent besetzten Musikdrama gegen das Vergessen "Die Kinder der toten Stadt".
    Hier ist Esthers Diskographie:
    1987: S dremlen Feigl ojf di Zwajgn / Vögel träumen auf den Zweigen (Lieder aus dem Widerstand) mit Siebenschön
    1995: Esther und Edna Bejarano & Coincidence: Lider fars Lebn - Lieder für das Leben
    2012: Per la Vita mit Microphone Mafia
    2013: La Vita Continua mit Microphone Mafia
    2018: Rolle der Pianistin in Die Kinder der toten Stadt
    Für ihr Engagement wurde Esther vielfach ausgezeichnet, mit dem Bundesverdienstkreuz in mehreren Stufen und mit diversen Hamburger und internationalen Verdienstmedaillen. Seit 2008 war sie Ehrenpräsidentin der VVN-BdA. Noch am 08. Mai 2021 nahm sie als Passagierin einer Fahrradrikscha an den Feierlichkeiten anlässlich des 76. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus teil. Esther zu begegnen, hat mir überdeutlich gemacht, was dieses irre geleitete Volk seinen Nachgeborenen durch den Hitlerfaschismus geraubt hat. Sie fehlt mir, auch mit 96, in der Art, wie ein Kurt Tucholsky unserer gegenwärtigen Literaturszene fehlt.
    Ihr Vermächtnis an uns ist analog dem Schwur von Buchenwald;
    Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
    Text: Traute Springer

    Eddy Beuth

    geb. Marie Cohn; verh.+verw. Sohm, gesch. Sack und verw. Ar(o)nheim

    Textautorin, Schriftstellerin, Drehbuchautorin
    Jüdischer Friedhof Ilandkoppel
    Stolperstein vor Eppendorfer Landstraße 28

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    7.5.1872
    Breslau (ehem. Schlesien; heute: Wroclaw/Polen)

    16.12.1938
    Hamburg
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    Eddy Beuth, alias Marie Cohn wurde als Tochter des jüdischen Technikers Isidor Cohn (geb. 1841) und seiner Frau Frida (geb. Vogel, verstorben 1920) im damaligen Breslau/Niederschlesien geboren. Für ihre Veröffentlichungen - Liedtexte, Beiträge für Zeitschriften und Bücher - verwendete sie jedoch zeitlebens das Pseudonym Eddy Beuth. Vermutlich wählte sie, wie viele Frauen ihrer Zeit, ein androgyn klingendes Pseudonym in der Hoffnung, auf diese Weise ihren Beruf ohne Vorurteile ausüben zu können und leichter Anerkennung zu finden. Das Chanson begann sich gerade in Deutschland zu etablieren als Eddy Beuth ihre Arbeit als Textautorin mit den bedeutendsten Komponisten des Genres aufnahm. Die Schauspielerin und (Chanson-)Interpretin Evelyn Förster (geb. 1955) hat die Lebensgeschichte Eddy Beuths zu ihrem Buchprojekt "Die Frau im Dunkeln" angeregt 1). Von ihr erfahren wir, dass Eddy Beuth ihre Liebe zur Literatur schon als Backfisch entdeckt habe, wie diese selber schrieb: "Ich dichtete in meinen Mußestunden zu Hause. Die Lieder einer Verlorenen, einer Verlorenen, wie ich sie mir mit 15 Jahren vorstellte; ich glaube, die Mädels in der Friedrichstrasse hätten sich totgelacht, wenn sie ihr Spiegelbild in meinem Gedichtbuch gelesen hätten. In einem Jour, den ausschließlich vornehme, alte Damen besuchten, auch meine Mutter war anwesend, trug Mirjam Horwitz 2), auch ein kleines Mädchen damals, diese überhitzten Verse vor. Wir hatten es uns so schön gedacht, daß die vornehmen alten Damen durch unsern beredten Mund das soziale Elend der Dirnen kennen lernen sollten. ( ... ) Die vornehmen alten Damen zeigten keinerlei Verständnis für diese Abart des ,sozialen Elends', erst rückten und rutschten sie verlegen auf ihren Stühlen, beim zweiten Gedicht schickten sie ihre erwachsenen Töchter 'raus, beim dritten Gedicht gab mir meine Mutter eine schallende Ohrfeige (Eddy Beuth: Cabaret und ich. Cabaret-Tanz-Revue, ohne Jahresangabe, zitiert von Evelyn Förster 2013, S. 57/58). Auf einem Vereinsfest sei sie dem Komponisten Rudolf Nelson mit den Worten "dieses Fräulein dichtet auch", vorgestellt worden, berichtet Evelyn Förster weiter. Sein erster Besuch bei Eddy Beuth habe damit geendet, dass er eines ihrer Gedichte vertonte: Reichst Dein Mäulchen mir zum Kuß, Daß ich nicht mehr grolle, Weißt's daß ich Dich lieben muß, Süsse, kleine Tolle. 1902 wurden "Die Lieder einer Verlorenen" in der Publikation "Liebeslieder Moderner Frauen. Eine Sammlung" von Paul Grabein" im Berliner Verlag von Hermann Costenoble veröffentlicht. Das Chanson begann sich gerade in Deutschland zu etablieren, als 1904 Eddy Beuths Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Komponisten, die sich diesem Genre verschrieben hatten, begann. Dies waren, um einige zu nennen: Rudolf Nelson, Ludwig Friedmann, Martin Knopf, Siegwart Ehrlich oder Erich Ziegler. Bis heute bekannte Diseusen wie Claire Waldoff, Elly Leonard, Käthe Erlholz, Fritzi Massary und Erika (Elli) Glässner interpretierten Chansons, deren Texte von Eddy Beuth geschrieben waren (Förster 2013, S.59). Eine intensive, über Jahre dauernde Zusammenarbeit mit Rudolf Nelson begann ebenfalls 1904. Er leitete das Cabaret "Roland von Berlin" in der Potsdamer Straße, sie schreib Couplets für seine Bühnenshows. Ab 1907 schloss sich ihre ständige Mitarbeit im ebenso noblen wie mondänen Berliner Nachtclub "Chat Noir" in der berühmten Passage, der Kaisergalerie, zwischen Unter den Linden und Friedrichstraße an. Dort hatte die Revue "eine besondere Note, die das Verlangen eines Großstadtdurchschnitts nach leichter, halb sentimentaler und halb frivoler Musik traf. Das Talmikavaliertum einer aufsteigenden, smarten Geschäftswelt und ihre kesse, hundeschnäuzige, doch kitschig verbrämte ‚Erotik' fand den rechten Ausdruck" (Max Herrmann Neiße, zitiert in Förster 2013, S. 60f.). 1907 textete Eddy Beuth auch für das in Wien gegründete Kabarett "Die Hölle" unter anderem das Lachchanson "Nach dem Balle". Ihre gepfefferten "erotisch-gewagten oder satirisch überdeutlichen Texte wurden gekonnt graziös, lebendig, ausdrucksvoll, mit soviel mimischen Einfällen in Szene und Musik gesetzt", dass sie zu stürmischem Beifall führten (vgl. Förster 2013, S.60 f.). Von 1906 bis 1931 publizierte sie in Zeitschriften wie Berliner Leben und diversen Verlagen. Zudem war Eddy Beuth ab 1918 als Drehbuchautorin tätig. Ihr Werk kann der expressionistischen Phase des Stummfilms zugeordnet werden. 1920 wurde an der Komischen Oper in Berlin die Operette "Die Frau im Dunkeln" uraufgeführt: "Für die Musik zeichnete der Komponist Siegfried Schulze verantwortlich, die Texte verfassten Erich Urban und Eddy Beuth. In einer Rezension aus dem Jahr 1920 in dem Gesellschaftsblatt "Elegante Welt", wurden jedoch nur die Protagonisten Erich Urban und Siegfried Schulz sowie Trude Hesterberg als Hauptdarstellerin, nicht aber Eddy Beuth erwähnt (Förster 2013, S. 62). Im Laufe ihres Lebens verwendete bzw. trug sie verschiedene Namen und Namensvarianten wie Marie Vogel. Den Geburtsnamen ihrer Mutter hatte sie wohl durch die Adoption nach dem frühen Tode der Mutter durch ihren Onkel Josef Vogel erhalten (vgl. Eddy Beuth, Personendaten in: Lexm.uni-hamburg.de). Auch Doppelnamen während ihrer drei Ehen - wie Beuth-Sohm oder Beuth-Sack - sind in den Adressbüchern zu finden. Darüber hinaus änderten sie und ihr dritter Gatte ihren jüdisch-klingenden Namen Aronheim um in "Arnheim". Eddy Beuth alias Marie Cohn war dreimal verheiratet und ist zweimal verwitwet Anfang des 20. Jahrhunderts heiratete Beuth den Theater-Oberinspektor 3) Fritz Sohm. Nach dessen Tod im Jahre 1909 verband sie sich fünf Jahre später dem Verleger und Schriftsteller Hermann Karl Otto Sack (geb. 1886). Am 27. Mai 1918 wurde diese Ehe geschieden, woraufhin sie am 1. März 1919 den Bankbeamten Fritz Magnus Aronheim (1874-1928) ehelichte. "Eddy Beuth war inzwischen 56 Jahre alt, und als im Jahr 1930 der dritte Mann ihrer Schwester, der Hamburger Industrielle Siegmund Freund (ehemals Geschäftsführer der Ges. f. Eisenbahn-Draisinen) verstorben war, zog sie zu ihrer Schwester nach Hamburg, wo sie bis zu ihrem gemeinsamen Tod zusammenlebten. Das Geschwisterverhältnis muss, ähnlich dem in ihrem Roman "Sehnsucht nach Glück" beschriebenen, sehr intensiv gewesen sein. Immer wieder kreuzten sich die Biographien (...). Es gibt ein Chanson über schwesterliche Seelenverwandtschaft; beide waren dreimal verheiratet und beide hatten keine Kinder. Der letzte Lebensabschnitt war für die jüdischen Schwestern überschattet von den zunehmenden antisemitischen Repressalien. Die Gesetze der Nationalsozialisten führten auch für Eddy Beuth 1938 zum endgültigen Berufsverbot als Schriftstellerin. In der Pogromnacht im November 1938 fanden die Angriffe gegen Juden auch in Hamburg einen neuen Höhepunkt. Eine Synagoge wurde angezündet und der jüdische Friedhof geschändet, es wurden Scheiben eingeschlagen und Juden willkürlich verhaftet. Viele ältere Juden sahen nur noch in der Selbsttötung einen Ausweg. In einem ihrer der letzten Briefe schrieb Lisbeth Margot Freund: "Gebe Gott Dir die Stärke, die uns fehlt, um all das zu überstehen, was über uns verhängt ist". Als sie das schrieb, hatten sich die Schwestern bereits Gift besorgt. Am 16. Dezember 1938 wurden ihre Leichen aufgefunden. Der kurze Abschiedsbrief war datiert auf den 14. Dezember: "Hiermit erklären wir, dass wir unserem Leben freiwillig ein Ende gemacht haben. Frau Lisbeth Freund. Frau Marie Aronheim." Der Nachlass wurde entsprechend dem Wunsch der Toten an Freunde und Verwandte verteilt, ein Rest wurde versteigert. Eine Kiste mit Manuskripten von Eddy Beuth wird nur in einem Protokoll erwähnt und taucht dann nicht mehr auf. Der Verbleib ist ungeklärt. Einige Fotos wurden vererbt, die neue Besitzerin deportierten die Nationalsozialisten 1942 nach Theresienstadt, wo sie 1943 ums Leben kam. So wie sie wurden viele Freunde und Verwandte von Eddy Beuth ermordet. Das Grab von Marie Aronheim alias Eddy Beuth und ihrer Schwester Lisbeth Margot Freund befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg" (Recherchen von Jörg Engelhardt, zitiert aus Förster 2013, S. 65 - 67). Am 29 Oktober 2014 sind vor dem Haus in der Eppendorfer Landstraße 28, in dem die Schwestern zuletzt lebten, Stolpersteine gelegt worden (stolpersteine-hamburg.de). Die Initiative hierzu kam von der Berliner Sängerin und Schauspielerin Evelin Förster und dem Museologen Jörg Engelhardt. Text: Cornelia Göksu Quellen: 1) Evelin Förster: Die Frau im Dunkeln. Autorinnen und Komponistinnen des Kabaretts und der Unterhaltung von 1901 bis 1935. Eine Kulturgeschichte. Mit Textbeiträgen von Anja Köhler und Jörd Engelhardt. Berlin 2013; mit einem umfangreichen, sorgfältig recherchierten Werkverzeichnis und Abbildungen von S. a206-217 = Förster 2013 2) Mirjam Horwitz (1882-1967) leitete zusammen mit ihrem Ehemann Erich Ziegel (1876-1950) bis 1926 die Hamburger Kammerspiele am Besenbinderhof, zur damaligen Zeit eine der wichtigsten deutschsprachigen Bühnen außerhalb von Berlin. 3) Verantwortlicher Koordinator von Bühnen- und Lichttechnik sowie allen Abläufen rund um die Theatervorstellung.

    Emilie Bieber

    Photographin

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    26.10.1810
    Hamburg
    -
    5.5.1884
    Hamburg
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    Grablage: Grab: A 12-29

    Nach alten Stadtplänen befand sich das Haus mit der Hausnummer 26 an der Ecke Große Bäckerstraße/ Börsenbrücke. Anfang Februar 1853 gaben Emilie Bieber und Adelgunde Köttgen die Eröffnung ihres Daguerreotyp-Ateliers (photographisches Atelier) in der Großen Bäckerstraße 26 in Anzeigen der "Hamburger Nachrichten" bekannt
    1) Das Atelier befand sich hoch oben unter dem Dach des Hauses. ihrer Zeit. Doch ihre Geschäfte gingen schlecht. Deshalb suchte sie Rat bei einer Wahrsagerin, die ihr eine rosige Zukunft vorhersagte. Emilie Bieber überwand die geschäftliche Durststrecke und avancierte in den folgenden Jahren zu einer erfolgreichen Photographin, deren Spezialität handkolorierte Portraits waren. Am 31. Oktober 1872 ernannte Friedrich Karl, Prinz von Preußen sie zu seiner Hofphotographin.Bereits ein Jahr zuvor hatte sie Ende 1871 ihr Atelier in der Großen Bäckerstraße aufgegeben und verlegte ihr Atelier in ein repräsentatives fünfstöckiges Haus am Neuen Jungfernstieg 20, welches sie bereits 1868 gekauft und hatte umbauen lassen.
    2) Als ihren Nachfolger bestimmte sie ihren Neffen Professor Leonard Berlin (1841-1931). Er führte das Atelier ab 1885 zu Weltruhm und eröffnete 1890 eine Filiale in Berlin. Emilie Bieber war auch in der bürgerlichen Frauenbewegung Hamburgs aktiv, die damals maßgeblich von Emilie Wüstenfeld und Bertha Traun getragen wurde. So war sie Mitglied des von Emilie Wüstenfeld und Bertha Traun ins Leben gerufenen Vereins von Frauen und Jungfrauen zur Unterstützung der Deutschkatholiken und des Frauenvereins zur Unterstützung der Armenpflege. Die damalige Frauenbewegung setzte sich auch für qualifizierte Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen ein. Eine Möglichkeit der Erwerbsarbeit wurde in der Ausbildung von Frauen als Kindergärtnerinnen gesehen. Dabei favorisierte die bürgerliche Frauenbewegung die Fröbelsche Kindergartenpädagogik.Auch Emilie Bieber scheint sich hier engagiert zu haben, denn in einer Anzeige der Hamburger Nachrichten vom 24. Januar 1851, die Vorlesungen über die Bedeutung des Kindergartens bewirbt, wird Emilie Bieber als Ansprechpartnerin, um sich für die Vorlesung anzumelden, genannt.
    3) Ihr Engagement in der bürgerlichen Frauenbewegung brachte Emilie Bieber wohl auch den Auftrag ein, Kronprinzessin Victoria zu photographieren. Diese hatte während eines Erholungsurlaubs auf Föhr Emilie Wüstenfeld kennengelernt, die ihr über die Arbeit ihrer Frauenvereine in Hamburg berichtete. Daraufhin besuchte Kronprinzessin Victoria inkognito auf ihrer Rückreise Hamburg, um das Paulsenstift und die Gewerbeschule für Mädchen von Emilie Wüstenfeld zu besuchen. Dabei erfüllte sie die Bitte von Emilie Wüstenfeld,, sich von Emilie Bieber in deren Hamburger Atelier ablichten zu lassen, "als Anerkennung für den großen Fleiß und die Energie, womit sie [Emilie Bieber] als alleinstehende Frau ihr Atelier aus bescheidensten Anfängen - so bescheiden, daß ihr Kompagnon, der Maler Köttgen, die Flinte ins Korn warf und sie im Stiche ließ - aus eigener Kraft zu dem ersten damals in Hamburg gemacht hatte und das Haus am Neuen Jungfernstieg hatte erwerben können", schreibt Marie Kortmann in ihrer Abhandlung über ihre Tante Emilie Wüstenfeld.
    4) Allerdings irrt sie an einer Stelle: Nicht der Portraitmaler Gustav Adolf Koettgen, sondern seine Ehefrau Frau Adelgunde, geb. Lyra (1823 Osnabrück - 1909 Düsseldorf) hatte mit Emilie Bieber das Photoatelier gegründet. Sie war politisch aktiv und hatte, nachdem sie 1846/47 mit ihrem Mann, der als Kommunist galt, nach Bremen gezogen war, den Demokratischen Frauenverein von 1849 gegründet. Bald musste das Ehepaar aber auch Bremen verlassen, weil Koettgen bei einer Volksversammlung verhaftet worden war. Sie gingen nach Hamburg und wohnten in einer Wohnung am Pferdemarkt, in der Koettgen auch sein Atelier hatte. Da die Familie von den Einkünften aus dem Verkauf der Bilder nicht überleben konnte, eröffnete Emilie Bieber, die damals ebenfalls am Pferdemarkt wohnte, gemeinsam mit Adelgunde Koettgen ein Photoatelier. 1854 kehrte Adelgunde mit ihrem Mann und ihren Kindern ins Rheinland zurück.
    5) Text: Dr. Rita Bake
    Quelle:
    1) Hamburger Nachrichten vom 5.2.1853. (freundlicher Hinweis von Kai Deecke)
    2) freundlicher Hinweis von Kai Deecke.
    3) freundlicher Hinweis von Kai Deecke.
    4)Marie Kortmann: Emilie Wüstenfeld. Eine Hamburger Bürgerin. Hamburg 1927, S. 123.
    5) Vgl.: Hannelore Cyrus: Adelgunde Koettgens, in: bremer-frauenmuseum, unter: web.archive.org/web/20141103164148/http://www.bremer-frauenmuseum.de/frauenhandbuch/koettgen.html

    Dr. med. Adele Bornstein

    Ärztin Nach ihr und ihrem Mann 2016 benannt: Bornsteinplatz in Steinwerder

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    7.7.1881
    Odessa
    -
    24.1.1912
    Hamburg
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    Grablage: M 3 - 113

    1909 wurde das Ärzteehepaar, das sich mit der Caissonkrankheit beschäftigt hatte, als Druckluftärzte auf die Tunnelbaustelle des St. Pauli Elbtunnels berufen; mit ihren sorgfältigen Untersuchungen und neuen Behandlungsmethoden mit der Druckkammer wurden über 700 Arbeiter behandelt und vor gesundheitlichen Schäden bewahrt; dies Wirken galt als Geburtsstunde der Druckluftmedizin.
    Arthur Bornstein (14.4.1881 Berlin-25.1.1932 Bad Oeynhausen) war der Sohn von Jenny Bornstein, geborene Barth (13.7.1859 Berlin-1951 Herrin/USA), eine der ersten Frauen, die in Marburg ein Staatsexamen in Medizin abgelegt hatte.
    Das war im Jahre 1902. Vier Jahre zuvor hatte sie 1898 in Zürich promoviert. Damals war ihr Sohn Arthur 17 Jahre alt gewesen.
    Jenny Bornstein, die mit dem Kaufmann Philipp Bornstein verheiratet war, wurde 1891 im Alter von 32 Jahren Witwe. Neun Jahre später begann sie 1900 eine Tätigkeit als Vereinsärztin bei der Hilfskasse des "Kaufmännischen und gewerbl. Hilfsverein f. weibl. Angestellte" in Berlin; von 1903 bis 1912 arbeitete sie als niedergelassene Ärztin in der Halleschen Straße 1 in Berlin. "Ihr Name taucht in der Auseinandersetzung um die Zulassung der im Ausland approbierten Ärztinnen zur Kassenpraxis auf. Nach der negativen Entscheidung des Berliner Polizeipräsidenten (1900) scheint die Hilfskasse des ‚Kaufmännischen und gewerblichen Hilfsvereins
    für weibliche Angestellte' das Verbot umgangen zu haben. Im Juli 1900 tauchen zwei der bisherigen Kassenärztinnen, Agnes Hacker und Pauline Ploetz, als ‚Vereinsärztinnen' auf. Jenny Bornstein wird als dritte Ärztin anstelle von Agnes Bluhm genannt. November 1901 wurde sie vom Hilfsverein beurlaubt, wahrscheinlich um sich auf das deutsche Staatsexamen vorzubereiten, das sie 1902 in Marburg ablegte. Danach war sie wieder im Hilfsverein tätig. Am 21.6.1902 hält sie vor dem Neuen Volksschullehrerinnenverein in Berlin einen Vortrag über ‚Erholungsreisen'. (Lt. Auskunft der Urenkelin soll J. B. in Berlin an der Charité und im Krankenhaus Moabit mit Prostituierten gearbeitet haben)."
    1) Sohn Arthur studierte ebenfalls Medizin und bestand ein Jahr vor seiner Mutter das Physikum. Er promovierte an der Universität Kiel, war dann von 1903 bis 1905 am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin tätig, danach Assistent an der Psychiatrischen Klinik Basel, am Physiologischen Institut in Berlin und an der Universität Genf. Von 1907 bis 1909 arbeitete er im Stoffwechsellabor der Psychiatrischen Klinik in Göttingen. Hier habilitierte er sich. "1905 beschloss die Hamburger Bürgerschaft, einen Tunnel unter der Elbe zu bauen. Dieser sollte Arbeitern, die nördlich der Elbe wohnten, einen einfachen und ungefährlichen Weg zu ihren Arbeitsstätten im Hafen ermöglichen. Nach Beginn der Ausschachtung traten bei Druckluftarbeiten innerhalb von drei Monaten mehr als 200 Fälle einer Krankheit [Taucherkrankheit] auf, die therapeutisch nicht beherrschbar war. Scharfe Kritik an den Behörden, gar ein kurzfristiger Streik der Arbeiter waren die Folge. Daher wurde ein Arzt gesucht, der die Baustelle betreuen und gleichzeitig wissenschaftliche Untersuchungen durchführen sollte."
    2) Arthur Bornstein bekam die Stelle und zog Anfang 1909 mit seiner Frau Olga Adele in eine Wohnung in der Nähe der Baustelle des Hamburger Elbtunnels. Ein Jahr später wurde der Sohn Friedrich, genannt Fritz (9.2.1910-1978) geboren, der später ebenfalls Mediziner wurde. Olga Adele Bornstein war die Tochter von Emanuel Brunstein und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Heller. Auch sie studierte Medizin und promovierte zur Ärztin. Zu Lebzeiten veröffentlichte sie folgende Publikationen: Ueber Salvarsan in der Milch (Münch. Med. Wschr. 1911, Nr. 3
    3); Über den Einfluß komprimierter Luft auf die Blutbildung. In: Pflügers Archiv 138 (1911), S. 609-616. 3) Die wissenschaftlichen Untersuchungen, die auf der bezahlten und von Arthur Bornstein ausgefüllten Stelle vorgenommen werden sollten, wurden vom Ehepaar Bornstein gemeinsam durchgeführt. Das bedeutete: Adele Bornsteins Forschungstätigkeit wurde nicht entlohnt. Die gemeinsam vom Ehepaar Bornstein durchgeführten Untersuchungen lieferten die "Grundlage für die auch heute noch angewendete Rekompressions- und Sauerstoffüberdrucktherapie der Caissonkrankheit" 4) Adele Bornstein starb 1912 im Alter von 31 Jahren bei der Geburt ihres zweiten Kindes.
    4) Nach ihrem Tod kümmerte sich Jenny Bornstein, damals Mitte 50 Jahre alt, um den Enkel Fritz und den Haushalt des Sohnes, der 1910, nach Abschluss der Bauarbeiten des Elbtunnels, Leiter des neu eingerichteten Chemischen Laboratoriums am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg geworden war. Nach dem Tod seiner Frau teilte Arthur Bornstein die Ergebnisse ihrer Untersuchungen über Plethora mit, die sie in der biologischen Abteilung des ärztlichen Vereins in Hamburg durchgeführt hatte.
    1919 wurde Arthur Bornstein ordentlicher Professor für Pharmakologie an der neu eröffneten Hamburger Universität und 1930/31 Dekan der medizinischen Fakultät. Er widmete sich in seinen Forschungen dem Hormonstoffwechsel und nahm gefährliche Selbstversuche mit Insulinpräparaten vor.
    1931/32 gründete er eine balneologische Forschungseinrichtung in Bad Oeynhausen. Hier erforschte er den Einfluss von Bädern auf den menschlichen Organismus. So verfasste er 1931eine Untersuchung mit dem Titel "Aenderung der sensiblen und motorischen Erregbarkeit in Bädern". 1932 verstarb er.
    Der gemeinsame Sohn des Ehepaares Adele und Arthur Bornstein emigrierte nach 1933 in die USA, wahrscheinlich mit seiner Großmutter Jenny Bornstein, da diese in den USA verstarb.
    5) Quellen:
    1 Ärztinnen im Kaiserreich, Biografie über Jenny Bornstein, unter: http://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00157
    Biographien von A bis Z.
    1) Kai Sammer: Arthur Bornstein. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Bd. 4. Göttingen 2008, S. 61.
    2) Ärztinnen im Kaiserreich, Biographie: Olga Adele Bornstein, unter: https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00893
    3) Kai Sammer, a. a. O., S. 61.
    4) Siehe unter: http://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK0089

    Julie Eichholz

    geb. Levi

    Frauenrechtlerin

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    22.3.1852
    Zweibrücken
    -
    24.12.1918
    Hamburg
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    Grablage: Grabstätte: C9-202

    Von 1900 bis 1904 hatte die mit einem Juwelier und Uhrenhändler verheiratete Julie Eichholz den Vorsitz der Ortsgruppe Hamburg des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins" (ADF). So wie Helene Bonfort gehörte auch sie dem gemäßigten Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung an. Ihr Hauptbetätigungsgebiet war der Rechtsschutz. Sie war Erste Vorsitzende der Rechtsberatungsstelle der Ortsgruppe Hamburg des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins". In dieser Eigenschaft mietete sie im Haus Brandsende 5 die Räumlichkeiten für die 1896 vom ADF gegründete Rechtsberatungsstelle. Hier wurde "von Frau zu Frau beraten". "Die beratenden Frauen mußten sich dafür eigenständig und unabhängig von einer Ausbildungseinrichtung in wichtige juristische Fragen einarbeiten, um kompetenten Rat zu erteilen. Bis 1908 durften Frauen in Preußen nur mit Ausnahmegenehmigung studieren, und in Hamburg selbst gab es bis 1919 noch keine Universität. Aufgrund dieser Situation konnten nur wirtschaftlich unabhängige bzw. nicht auf Erwerbsarbeit angewiesene Frauen in der Rechtsberatung tätig werden, da nur sie die entsprechende Zeit für das Selbststudium erübrigen konnten. Die Beratung ‚von Frau zu Frau' korrespondierte daher mit einer Beratung von ‚Bürgerin zu Arbeiterin'." A) In Laura Bromberg (15.12.1852-20.12.1927 Hamburg) hatte Julie Eichholz eine kompetente zweite Vorsitzende. Der "Hamburger Correspondent" schrieb über ihre Tätigkeit in der Rechtsberatung. "Hier tätig zu sein, hier mit jener scharflogischen, und in aller Wirrnis der meist mit bedeutend mehr Breitschweifigkeit als Klarheit von den Klientinnen (aller Gesellschaftsschichten) vorgetragenen Klagen, den Kernpunkt erkennenden Art der Sache auf den Grund zu gehen und ihren Schützlingen mit weitsichtigem, lebenserfahrenem Rat und Tat beizustehen, war ihr selbstverständliche, liebgewordene Pflicht." Julie Eichholz war zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben Laura Bromberg und der Oberin des Allgemeinen Krankenhauses Eppendorf, Hedwig von Schlichting (29.10.1861 Berlin - 14.11.1924 Hamburg) auch im Vorstand der " Stellenvermittlung für weibliches Hauspersonal " mit Sitz in der ABC-Straße 57, welche auf Anregung der Ortsgruppe Hamburg des ADF gegründet worden war, um den damals bestehenden Mangel an Dienstboten zu beheben und eine "Hebung des Dienstbotenstandes" zu erreichen. Um Letzteres voranzutreiben, wies die Stellenvermittlung Arbeitgeberinnen auf ihre Vorbildfunktion hin. Die Mitglieder der Stellenvermittlung waren meist Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber (1907 ca. 4000 Mitglieder). Ihnen war daran gelegen, "ordentliche" Dienstmädchen einzustellen. Deshalb erhielten Dienstbotinnen die Möglichkeit, sonntags zwischen 17 und 22 Uhr die "Sonntäglichen Heimstuben" zu besuchen. Dort gab es eine kleine Bibliothek. Im Winter wurde "gesellige, ernste und heitere Unterhaltung" geboten, im Sommer monatlich einmal ein Ausflug unternommen und jeden Donnerstag zwischen 20 und 22 Uhr ein Gesangsabend veranstaltet. 1902 gründete Julie Eichholz den "Verband Norddeutscher Frauenvereine", dem zunächst siebzehn Frauenvereine angeschlossen waren und dem Julie Eichholz bis 1912 vorstand, sowie 1904 den "Hamburger Hausfrauen Verein" (HHV). Er war aus der "Stellenvermittlung" hervorgegangen und hatte deshalb auch seinen Vereinssitz in der ABC-Straße 57, später dann in der Moorweidenstraße 5. 1904 kam es zwischen Julie Eichholz und Helene Bonfort zu einem schweren Zerwürfnis. U. a. hatte Julie Eichholz versucht, den ADF zum "Sammel- und Mittelpunkt der gemäßigten Frauenbewegung, als Gegenpartei des Fortschrittlichen Verbandes" zu implementieren. "Mit einfach ‚Frauenbewegung treiben' kommen wir nicht mehr aus. (…) Die Radikalen und die Evangelischen treiben auch Frauenbewegung, deshalb müssen wir mit einem festen, von ihnen verschiedenen Programm auf den Plan treten; wir müssen sagen können, dies thun wir und das thun wir nicht, wir können unsere höchsten Ziele nennen, aber dazu auch den von den anderen verschiedenen Weg, die verschiedenen Mittel dazu nicht verschweigen." A). Julie Eichholz widersprach der Auffassung des ADF, er sei das Sprachrohr der einheitlich agierenden bürgerlichen Frauenbewegung. Sie vertrat vielmehr die Meinung, die Frauenbewegung würde von unterschiedlichsten Gruppierungen betrieben, die selbst für sich sprechen wollten.
    Doch dieser Einstellung folgten weder Helene Bonfort in Hamburg noch Helene Lange für Deutschland. Julie Eichholz wurde im Winter 1904 als Vorsitzende der Ortsgruppe Hamburg des ADF abgewählt. Der ADF meinte nach wie vor der Mittelpunkt der Frauenbewegung in Hamburg zu sein. Wegen dieser Differenzen mit ihren Mitstreiterinnen engagierte sich Julie Eichholz bald fast nur noch in den von ihr selbst gegründeten Frauenvereinen. Diese wandten sich entschieden gegen die Ziele und Methoden der radikalen bürgerlichen Frauenbewegung. Gleichzeitig waren sie aber weitaus frauenrechtlerischer in ihrer Vorgehensweise als auch inhaltlichen Ausrichtung als die Vereine des ADF. So wandte sich Julie Eichholz gegen den § 218 und forderte die ersatzlose Streichung dieses Paragraphen. Auch vertrat sie in der Frage der Zulassung von Frauen zum Amt des Armenpflegers einen frauenrechtlerischen Standpunkt - im Gegensatz zu Helene Bonfort, die ihre Mitstreiterinnen aufforderte "jedes Pochen auf den frauenrechtlerischen Standpunkt abzulegen". Julie Eichholz entwickelte sich zu einer gemäßigten Frauenrechtlerin. Nachdem Julie Eichholz den ADF verlassen hatte, löste sie 1911 ihre Vereine von der Ortsgruppe Hamburg des ADF ab. Im selben Jahr gründete sie den " Rechtsschutzverein für Frauen ". Seine Auskunftstelle befand sich im Parterre eines großbürgerlichen Etagenhauses an der Moorweidenstraße 5. Die Sprechzeiten waren: Mi u. Sa. 19-21 Uhr, Fr.: 10-12 Uhr. Rechtsschutz: Di: 7.30 - 9 Uhr.
    Der Verein bot Frauen mit wenig Einkommen Rechtsauskunft besonders in Ehe-, Miet- und Lohnstreitigkeiten, in Erbschaftsangelegenheiten, bei Vertragsabschlüssen und bei der Anfechtung von Schadensersatzansprüchen.
    Bereits 1907 hatte sich Julie Eichholz Hausfrauen Verein vom ADF getrennt. "Der HHV führte eine entschlossene Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie über die ‚richtige' Form der Dienstbotenorganisation und die Rolle der bürgerlichen Hausfrau dabei". A) In der "Hamburger Frauen Zeitung", der kostenlosen Vereinszeitung des HHV, bot die Rubrik "Für unser Hauspersonal" "meistens (…) belehrende Aufsätze über ‚das Wesen des Dienens' oder Tips für Küche und Haushalt. Insgesamt betrachtet waren die Initiativen des HHV darauf ausgerichtet, ein reformiertes, aber an traditionell patriarchalischen Vorstellungen orientiertes Dienstverhältnis zu erhalten - auch um weitergehende Ansprüche der Sozialdemokratie abzuwehren. Im Laufe seiner Tätigkeit wurde der HHV daher immer stärker ein berufspolitischer Verein für Arbeitgeberinnen."
    Als Julie Eichholz starb gab es mehrere Nachrufe in den Hamburger Tageszeitungen. Der "Hamburger Correspondent" schrieb am 29.12.1918: "Mitten aus regem Schaffen hat der Tod Julie Eichholz gerissen. Noch am Tage zuvor, ehe ein Schlaganfall sie dahin raffte, war sie mit Plänen beschäftigt, wie der Hausfrauenverein politisch aufzuklären sei.
    Dieser Verein, aus ihrer Initiative vornehmlich entstanden, war ihr Lieblingskind und machte ihr viel Freude durch seine gedeihliche Entfaltung. Als erfahrene und nachdenkliche Hausfrau war sie von jeher überzeugt, daß die Reform des Dienstbotenwesens mit weitgreifenden kulturellen Aufgaben im Zusammenhang stehe, an deren Lösung die gebildeten Frauen regen Anteil nehmen müßten. Die Frauen wurden daher durch rege Werbearbeit und energisch Werbekraft fortgesetzt zur Mitarbeit an dem gemeinnützigen Werke herangezogen, dem sich allmählich schätzenswerte Einrichtungen zur sozialen und geistigen Hebung und eine vortreffliche Fachschule zur Ausbildung von Hausmädchen angliederten.
    (…) Es ist bezeichnend für die tüchtige und umgängliche Frauenrechtlerin Frau Eichholz , daß ihr durch viele Jahre hindurch eine Gruppe von treuen Helferinnen zur Seite gestanden hat, denen die Fortführung ihrer Bestrebungen gemäß den Forderungen einer neuen Zeit, sicher am Herzen liegen wird."
    Text: Rita Bake
    Anmerkungen:
    A: Kirsten Heinsohn: Politik und Geschlecht. Zur politischen Kultur bürgerlicher Frauenvereine in Hamburg, Hamburg 1997.

    Lore (Eleonore) Feldberg-Eber

    Lore Feldberg-Eber, verheiratete Eber

    Malerin; Porträtistin

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    4.5.1895
    Hamburg, auf Grabstein
    1894
    -
    27.9.1966
    London
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    Schenefelder Landstraße 5 in Dockenhuden bei Hamburg (Wohnadresse) Am Bismarckstein 2 (Wohnadresse), Mörikestraße 24 in Dockenhuden (Atelier), Glockengießerwall 23, Malschule für Damen (Ausbildung), Platz der Republik, Altonaer Museum (Werke), Erinnerung an Lore Feldberg-Eber an der Familien-Grabwand "Feldberg", Grablage: A 10-725

    Lore Feldberg-Eber, Tochter aus großbürgerlichem Hause, besuchte ab ihrem Alter von 19 Jahren die Hamburger Malschule von Gerda Koppel. 1917 ging sie nach München an die Schule für Freie und angewandte Kunst und dann für zwei Jahre nach Berlin. Nach der Rückkehr nach Hamburg ab 1919/1920 arbeitete Lore Feldberg-Eber als freischaffende Malerin. Sie war Mitglied der Hamburgischen Sezession, des Deutschen Künstlerbundes und des Altonaer Künstlervereins. Außerdem wurde sie Ende der 1920-er Jahre Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnen).
    1921 heiratete sie den Hamburger Exportkaufmann Moritz Eber. Er betrieb im Thaliahof in der Mönckebergstraße die Firma A., Eber & Sohn, die mit Rohgummi und Afrikaartikeln handelte Lore feldberg-Eber bekam zwischen 1922 und 1927 drei Kinder. Hauspersonal versorgte den Haushalt und die Kinder, so dass die Künstlerin von morgens bis abends ungestört arbeiten konnte. 1927 zog Lore feldberg-Eber mit ihrem Mann und den Kindern in ein umgebautes Bauernhaus in die Schenefelder Landstraße. In der Mörikestraße 24, wo der Architekt Karl Schneider ein modernes Atelierhaus erbauen ließ, hatte Lore Feldberg-Eber ihr Atelier und lud dort viele Künstlerfreunde ein.
    Die Kunsthistorikerin Maike Bruhns schreibt in ihrem Porträt über Lore Feldberg-Eber: "Lore Feldberg-Eber bekam mehrere Aufträge und stellte häufig in Hamburg und Berlin aus. Ihre Bilder zeigen eigenständige Malerei, orientiert an Paul Cézanne, Auguste Renoir und den Kubisten. Sie porträtierte bekannte Persönlichkeiten (…). Außerdem beschäftigte sie sich mit religiösen Themen, schuf Stillleben, Blumen- und Reisebilder. Besonders qualitätvoll fielen die Bilder vom Leben am Strand in Blankenese aus."
    1) Wegen der Verfolgung der Familie auf Grund ihrer jüdischen Herkunft waren Lore Feldberg-Ebers Ausstellungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. So konnte sie nur noch im Jüdischen Kulturbund, der seinen Sitz in der Hamburger Hartungstraße hatte, ausstellen. Nachdem auch ihr Besitz.enteignet worden war, emigrierte Lore Feldberg-Eber 1938 mit ihren Töchtern nach England; ihr Mann folgte der Familie. Maike Bruhns schreibt: "Im September 1940 wurde die Familie ausgebürgert, 1943 das malerische Werk der Künstlerin im Atelierhaus in Dockenhuden durch die Gestapo vernichtet, ihre Grafiksammlung und das Mobiliar wurden versteigert."
    2) Um sich in England finanziell über Wasser zu halten, gab Lore Feldberg-Eber Deutsch- und Kunstunterricht und porträtierte Studierende. Ihr Mann war drei Jahre lang interniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm sie ihre künstlerische Tätigkeit wieder auf, fuhr auch jährlich nach Hamburg und setzte sich für die Versöhnung ein.
    Quellen:
    1)Maike Bruhns: Feldberg-Eber, in: Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 5. Hamburg 2010, S. 114.
    2) Maike Bruhns, a. a. O., S. 115.
    Vgl.: Wikipedia: Lore Feldberg-Eber, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Lore_Feldberg-Eber (abgerufen. 14.10.2024)

    Klara Gordon

    Oberin des Israelitischen Krankenhauses.

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    20.11.1866
    -
    20.12.1937
    Hamburg
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    Grablage: Grab: M 2-203

    Namensgeberin für: Gordonkehre Am 1. März 1898 kam Klara Gordon als ausgebildete Krankenschwester an das Israelitische Krankenhaus in Hamburg. 1908 wurde sie dort Oberin und leitete die krankenhauseigene Krankenpflegeschule und das Schwesternheim, das seit 1902 als unabhängige Stiftung geführt wurde. Klara Gordons Ziel war es, "eine Pflegerinnenschule in Anlehnung an das Krankenhaus zu errichten, um jüdische Mädchen und Frauen zu tüchtigen Krankenpflegerinnen heranzubilden, die in der Schule übernommenen Krankenpflegerinnen (Schwestern) sowohl in Kranken- und Siechenanstalten zu beschäftigen als auch der Pflege von Kranken aller Konfessionen in Familien (gegen ein der Stiftung zu entrichtendes Honorar) und in die Armenpflege unentgeltlich zu entsenden, den Schwestern in Krankheitsfällen bei Erwerbsunfähigkeit und im Alter eine auskömmliche Versorgung zu sichern." Für alte Schwestern war durch einen Pensionsfond gesorgt. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Israelitische Krankenhaus zum Reservelazarett. Nach 1933 war das Krankenhauspersonal starken Repressalien ausgeliefert. Klara Gordon verhielt sich in all diesen Zeiten vorbildlich und aufopfernd gegenüber ihren Kranken. Bei ihrer Verabschiedung sagte der Kuratoriumsvorsitzende Dr. Fritz Warburg: "Sie war eine aufrechte Jüdin, allgemein anerkannt als vorzügliche Vertreterin ihres Berufes, die voll tiefem Mitgefühl für alle körperlichen und seelischen Schmerzen ihrer Glaubensgenossen für sie sorgte und doch auch gern Liebestätigkeit den Nichtjuden zuwandte, damit jeder den Segen unseres Krankenhauses empfinde. (...). Stolz und bescheiden, aufrecht und anspruchslos, überlegt und zurückhaltend, streng gegen sich selbst und andere, aber voll Nachsicht und Verständnis für die Schwächen und Fehler ihrer Mitmenschen, trat uns Clara Gordon entgegen. Indem sie mit ihrer Würde und unermüdlichen Willenskraft das innere Leben im Krankenhaus leitete, straffte sie auch den Willen der Kranken und war allen eine Quelle des Trostes und des Lebensmutes. (...) Wir wollen uns ihre wundervolle Hingabe an unser Krankenhaus, dessen wahre Mutter sie war, die Charakterstärke und Energie, in der sie eine schöne Tradition aufrecht erhielt, zum Muster nehmen." (Mary Lindemann (Hrsg.): 140 Jahre Israelitisches Krankenhaus in Hamburg, Hamburg 1981.)
    Seit 1985 gibt es im Hamburger Stadtteil Alsterdorf die Gordonkehre .
    Text: Rita Bake

    Betty Heine

    geb. Goldschmidt

    Ehefrau des Bankiers Salomon Heine Jungfernstieg 34 (Bank- und Wohnhaus) Elbchaussee 31, 31a und Nr. 43 (Villa stand dort bis 1880) Betty-Heine-Stieg, St. Pauli seit 2019

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    25.9.1777
    -
    15.1.1837
    Hamburg
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    Grablage: O3

    Betty Goldschmidt entstammte einer wohlhabenen Hamburger jüdischen Familie. Im Alter von 17 Jahren, im Jahr 1794, wurde sie von dem zehn Jahre älteren Bankier Salomon Heine (1767-1844) geheiratet. Damals war Salomon Heine im Bankhaus von Meyer Wolf Popert, einem Verwandten seiner Mutter, beschäftigt. Drei Jahre nach seiner Vermählung mit Betty gründete er 1797 zusammen mit Marcus Abraham Heckscher (1770-1823) die Privatbank Heckscher & Co. Weitere zwanzig Jahre später war er alleiniger Geschäftsführer der Bank geworden und hatte die Firma in Bankhaus Salomon Heine umbenannt.
    Salomon Heine soll sich sehr dem weiblichen Geschlecht hingezogen gefühlt haben. Besonders, wenn junge Damen bei ihm um Spenden baten, bedachte er diese sehr großzügig aus seiner Geldschatulle. Die Autorin Susanne Wiburg schreibt in ihrem sehr lesenswerten Buch über Salomon Heine: "Über Wohltaten dieser Art wurde in der Stadt um so mehr getratscht, als Salomon Heine, zumindest in jungen Jahren, ein recht gutaussehender Mann gewesen sein muß."[1] Eine andere Charakterseite Salomon Heines war sein Jähzorn. Er "neigte zu plötzlichen wilden Wutanfällen und konnte dann recht ausfallend werden. Darunter litt besonders seine geduldige Ehefrau Betty."[2] Betty und Salomon Heine bekamen im Laufe ihrer Ehe neun Kinder, von denen drei im Kindesalter verstarben.
    Das Wohn- und Bankhaus befand sich am Jungfernstieg 34. In den Sommermonaten lebte die Familie im 1808 erworbenen Haus an der Elbchaussee 31, 31a und 43. Die Villa wurde 1880 abgerissen. Erhalten blieb nur das Gärtnerhäuschen, welches heute als Gedenkstätte und Sitz des Vereins "Heine-Haus" dient. Ein Portrait von Betty Heine befindet sich seit 2015 im Heine-Haus. Die Jüdische Gemeinde Hamburg hatte dem Verein Heine-Haus e. V. das Gemälde als Dauerleihgabe übergeben. Das Gemälde selbst wurde zehn Jahre zuvor im Keller der Synagoge Hohe Weide wiedergefunden
    "Heinrich Heine war oft zu Besuch im Landhaus des Onkels in Ottensen. Bei manchen Unterredungen mit seinem Onkel soll es oftmals sehr hitzig zugegangen sein, wobei die liebenswürdige Tante Betty vieles wieder beschwichtigt haben soll. Dieser Tante widmete Heinrich Heine zum 48. Geburtstag am 25. September 1825 das Gedicht ,Sonnenaufgang'
    Hochgeehret fühlt sich die Sonne,
    Die purpurgeborene,
    Sie schmückt sich hastig,
    Und hastig eilt sie über das Wasser,
    Eilt in die Mündung der Elbe,
    Stromaufwärts, Blankenes entlang,
    Und sputet sich eifrig, und kommt noch zeitig
    Nach Onkels Villa zu Ottensen,
    Und findet noch, frühstückversammelt,
    Alldort die schöne Tante
    Und den Oheim, den fürstlichen Mann,
    Und die lieben Mädchen,
    Und Carl, den göttlichen Jungen,
    Dem die Welt gehört,
    Und den vornehmherrlichen Herrmann,
    Der jüngst aus Italien gekommen,
    Und vieles gesehn und erfahren, [....]'"[3]
    Als Betty Heine im Alter von 59 Jahren unerwartet verstarb, war ihr Ehemann sehr bestürzt darüber: "Noch zwei Jahre nach diesem traurigen Ereignis schrieb er seinem Neffen Heinrich nach Paris: ‚Den 15. Jan. wird es Zwey Jahr, daß mein Glück zur Erde gegangen, meine Nächte sind fürchterlich genug, was helft schreiben und klagen, der Mann mus allein tragen können.'"[4] Nach dem Tod seiner Frau machte sich Salomon Heine einige Jahre darüber Gedanken, wie er ihrer gedenken könne. So entstand die Idee, ein Krankenhaus zu stiften: das Israelitische Krankenhaus und dieses nach seiner verstorbenen Frau zu benennen. Für den Bau dieses Krankenhauses an der Simon-von-Utrecht-Straße 2 im Jahre 1839 gab Salomon Heine 80 000 Mark Banco. Weil seine Schenkung zu Ehren seiner 1837 verstorbenen Ehefrau Betty geschehe, machte er zur Bedingung, dass dies deutlich als Inschrift an der Fassade des Hauses sichtbar werden müsse. So wurde die Inschrift angebracht: "Krankenhaus der israelitischen Gemeinde der sel. Betty Heine zum Andenken erbaut von ihrem Gatten Salomon Heine Ao. 1841." Das Krankenhaus war damals das modernste Krankenhaus der Stadt und nahm PatientInnen ohne Ansehen der Konfession auf. Als sich das Krankenhaus schon bald als zu klein erwies und neue Gebäude errichtet werden mussten, spendete Salomon Heine wieder eine große Geldsumme, diesmal 30 000 Mark. Auch diese Spende war mit der Auflage verbunden, seiner verstorbenen Ehefrau Betty zu gedenken. Deshalb sollte nun in der Krankenhaussynagoge eine ewige Lampe brennen und "für die wenige Zeit jedes Jahr an ihrem Todestag auf ihrem Grabe durch zehn arme Israeliten die in solchem Falle üblichen Gebete verrich[tet werden]".
    5) Quellen:
    1) 1) Susanne Wiborg: Salomon Heine. Hamburgs Rothschild Heinrichs Onkel. Hamburg 1994, S. 44.
    2) 2) Susanne Wiborg, a. a. O., S. 45.
    3) 3) www.heine-haus-hamburg.de/Salomon-Heine/
    4) 4) zit. nach: Sylvia Steckmest: Drei Stifter für Hamburg. Salomon Heine und das Israelitische Krankenhaus - Carl Heine und die Kunsthalle - Therese Halle geb. Heine und das Wohnstift. In: Liskor - Erinnern. Magazin der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie e. V., 1. Jg. Juni 2016.
    5) 5) Joseph Mendelssohn: Salomon Heine. Blätter der Würdigung und Erinnerung für seine Freunde und Verehrer. 2. vervollständigte Aufl. Hamburg 1845, S. 31.