Frauen aus dem Schauspiel

Frauen aus dem Schauspiel

Jede Frau erzählt ihre eigene Geschichte – entdecken Sie ihr Vermächtnis.

Friedhof Volksdorf

    Elsa Haensgen-Dingkuhn

    geb. Haensgen

    freischaffende Malerin der Neuen Sachlichkeit

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    7.11.1898
    Flensburg
    -
    7.5.1991
    Hamburg
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    Grablage: Auf Bitten der Familie soll die genaue Grablage nicht veröffentlicht werden, deshalb auch kein Photo von der Grabstelle

    Elsa Haensgen entstammte einer reichen Familie; ihr Vater war ein Flensburger Werftdirektor. "Typisch für eine höhere Tochter ihrer Zeit besuchte sie zunächst ein Mädchen-Lyzeum und dann eine Hauswirtschaftliche Berufsfachschule. Nach Ende des Ersten Welkrieges, begann sie von 1917 bis 1918 (…) an der Kunstgewerblichen Fachschule Flensburg Kunst zu studieren. Von 1919 bis 1922 studierte sie an der Kunstgewerbeschule am Lerchenfeld, (…). Sie gehörte zur ersten Klasse von Frauen, die in der Kunsthochschule als Kunststudentinnen zugelassen wurden."
    1) "Nach anfänglichem Interesse für soziale Themen, wie dem Leben der Kinder in der Großstadt, wandte sie sich am Ende der Zwanzigerjahre unter dem Einfluss von George Grosz und Otto Dix der Neuen Sachlichkeit zu. Ihre Bilder zeigen das Nachtleben im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli, das sie aus eigener Anschauung hautnah schilderte. Daneben malte sie Kinder, Kleinbürgerfamilien und Liebespaare. Mit ihren Selbstporträts machte sie in Hamburg und Berlin auf großen Ausstellungen Furore. Bekannt wurde sie in Hamburg und Schleswig-Holstein für ihre Kinderbilder, Bilder vom Laternelaufen, von Jahrmärkten und von der Kindergilde in Angeln."
    2) "1922 heiratete sie den Maler und späteren Kunsterzieher Fritz A. Dingkuhn und arbeitete ab 1923 als freischaffende Malerin in Hamburg. Das Paar lebte eine emanzipierte Ehe. So führte sie neben dem Ehenamen ihren Geburtsnamen in einem Doppelnamen weiter. Der Ehemann unterstützte die Ambitionen seiner Ehefrau und stellte seine künstlerische Karriere hinter die seiner Frau. So konnte sie an zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen, u. a. an der Hamburgischen Sezession teilnehmen und ihren Erfolg ausbauen. So erwarb z. B. Gustav Pauli, Direktor der Hamburger Kunsthalle Arbeiten der Künstlerin.
    1926 wurde der Sohn Jochen, 1932 die Tochter Wiebke geboren. Die Kinder - überhaupt die Auseinandersetzung mit der Mutterschaft und Frauendasein in dieser Zeit - wurden ab da zeit ihres Lebens Mittelpunkt und Hauptthema ihrer Bilder und Zeichnungen. Wie das Paar zu der Politik und der Ideologie der Nationalsozialisten stand, bleibt unklar. Beide verwandten unpolitische Themen in ihren Bildern - ob sie sich zu dieser künstlerischen ‚Nicht-Positionierung' entschieden, um sich nicht wie andere Künstler in Lebensgefahr zu bringen, ist nicht bekannt. 1933 trat Elsa Haensgen-Dingkuhn der Hamburgischen Künstlerschaft bei, im selben Jahr in welchem aber jüdische Künstler (…) ausgeschlossen wurden. (…)
    1935 zog die Familie in eine Wohnung in die Gartenstadt-Siedlung Hamburg-Farmsen-Berne, wo sie bis zu ihrem Tode ihren Lebensmittelpunkt behalten sollten. (…)
    Von 1936 bis 1939 hielt sich Haensgen-Dingkuhn regelmäßig in Ostpreußen und Angeln zu Studienzwecken auf, viele Bilder mit Landschafts- und Küstenthemen entstanden. Nach Kriegsbeginn wurde Fritz Dingkuhn im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Niederbayern geschickt und so zog die Familie von 1940 bis 1941 nach Vilsbiburg, wo Fritz A. Dingkuhn an der dorthin verlegten Schule Kunsterziehung unterrichtete. (…)
    Kurz nach Kriegsende wurde Fritz A. Dingkuhn wieder nach Hamburg an die Volks- und Realschule Hamburg-Sasel versetzt, so dass die Familie wieder in ihre Heimat zurückkehren konnte. (…) 1959 starb nach langer Krankheit die kleine Enkeltochter, das Kind der Tochter Wiebke, 1964 die Tochter selbst im Kindbett mit dem zweiten Kind.
    Von diesen Schicksalsschlägen erholte sich das Paar nie wieder vollständig. Der Sohn, inzwischen wie der Vater auch Kunstlehrer geworden, arbeitete zu der Zeit für die Entwicklungshilfe in Äthiopen. Das Ehepaar besuchte ihn von 1963 bis 1965, um sich abzulenken. Die Eindrücke der exotischen Umgebung verarbeiteten beide in neuen Werken.
    1979 starb ihr Mann Fritz im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines leichten Schlaganfalls. 1981 fand eine Retrospektive der Werke von Elsa Haensgen-Dingkuhn im damaligen Kunsthaus Hamburg statt. 1991 verstarb die Künstlerin in der langjährigen Wohnung im Alter von 92 Jahren."
    3) Quellen:
    1) Wikipedia: Elsa Haensgen-Dingkuhn, aberufen am 24.12.2017.
    2) Text zur Ausstellung: "Sachlich bleiben! Elsa Haensgen-Dingkuhn, Ausstellung ihrer Bilder vom 9.02.2017 - 01.05.2017 i Museumsberg Flensburg, unter: ttps://www.museumsberg-flensburg.de/de/ausstellungen/details/sachlich-bleiben-elsa-haensgen-dingkuhn.html
    3) Wikipedia, a. a. O.
    Zur Vita von Elsa Haensgen-Dingkuhn, siehe: Gisela Jaacks, in: Hamburgische Biografie. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 1. Hamburg 2001, S. 118.

    Vera Hatz

    geb. Jammer

    Numismatikerin

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    15.8.1923
    Hamburg
    -
    18.10.2010
    Eutin
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    Grablage: Ia 9-11

    Vera Jammer studierte bei Walter Hävernick an der Universität Hamburg. Ihren Schwerpunkt legte sie auf die Numismatik. 1951 schloss sie ihr Studium mit der Promotion zum Thema „die Anfänge des Münzwesens in Sachsen“ ab. Walter Hävernick war Professor für „Deutsche Altertums- und Volkskunde“ sowie Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte.

    Bereits im Studium lernte Vera Jammer ihren späteren Ehemann Gert Hatz (1928-2017) kennen, der sich ebenfalls der Numismatik verschrieben hatte. Er war ab 1950 als studentische Hilfskraft im Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte beschäftigt und promovierte ein Jahr nach Vera Jammer.

    Nach der Promotion arbeitete Vera Jammer ab Juli 1951 als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Museum für Hamburgische Geschichte. Auch ihr zukünftiger Ehemann wurde nach der Promotion im Jahr 1952 am Museum für Hamburgische Geschichte tätig. Dort wurde er Hauptkustos und arbeitete bis 1993 als Leiter des Münzkabinetts.

    Vera Jammer begann „ab dem 1. November 1954 (…) für die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland die Bearbeitung der deutschen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts in den Münzfunden der Wikingerzeit in Schweden.“ 1)

    1956 heiratete Vera Jammer Gert Hatz und fortan widmete sie sich nur noch nebenbei der Numismatik. Als Begründung für diesen Schritt heißt es 2010 (!) im Nachruf der Numismatischen Gesellschaft auf Vera Hatz: Vera Hatz habe sich der Numismatik nur noch „nebenher gewidmet und widmen können, da sie sich in erster Linie in einer heute gerne als altmodisch belächelten Weise ihrer Familie verpflichtet fühlte. Sie sorgte aufopferungsvoll für ihre Eltern und die beiden Söhne und hielt ihrem Mann den Rücken frei für die numismatische Karriere. Wer das Glück hatte, im Hause Hatz zu Gast gewesen zu sein, wird nicht vergessen, welche Herzlichkeit dort unter hanseatischer Kühle verborgen war. Vera Hatz war nicht nur eine besondere Numismatikerin, sie war auch eine Frau, der die Familie wichtiger war als die berufliche Karriere. Selbstlosigkeit dieser Art ist heute selten.“2)

    Vera Hatz‘ wissenschaftliche Leistung ist dennoch beachtlich. Ebenso wie ihr Mann, der hauptberuflich als Numismatiker tätig war, kann sie eine Reihe von Veröffentlichungen aufweisen und war darüber hinaus wegweisend für die Numismatik. Dazu heißt es in dem oben erwähnten Nachruf der Numismatischen Gesellschaft: „Durch Walter Hävernick nicht nur auf das Dissertationsthema, sondern zusammen mit ihrem Ehemann und mit Peter Berghaus auf die reichen wikingerzeitlichen Münzfunden Schwedens gelenkt, ist die Neubearbeitung der deutschen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts in diesen Funden zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Für ihren Fleiß und ihre Begabung bei der Bearbeitung dieser meist schlecht geprägten und noch schlechter erhaltenen Münzen sei nur an ihre Klassifizierung der Otto-Adelheid-Pfennige von 1961 erinnert, mit der sie für diese überaus zahlreiche Münzklasse ein rationelles und zuverlässiges Bestimmungsinstrumentarium geschaffen hat, das heute zum Handwerkszeug jedes Numismatikers gehört.“3)

    Und in Wikipedia steht: „Sie gehört mit ihrem Mann zu den bedeutendsten Mittelalternumismatikern, insbesondere auf dem Gebiet der Münzen und Geldgeschichte des 10. und 11. Jahrhunderts. 1993 wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann als Kommandeurin des schwedischen Nordstern-Ordens ausgezeichnet. 2003 erhielten beide die Medaille der Royal Numismatic Society.“ 4) All diese Auszeichnungen für eine Tätigkeit, die Vera Hatz „nebenbei“ – also neben ihrer Arbeit als Mutter, Hausfrau, Gastgeberin und Ehefrau geleistet hat.

    Quellen:

    1. Seite „Vera Hatz“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Mai 2024, 07:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vera_Hatz&oldid=245049210 (Abgerufen: 10. Dezember 2024, 16:51 UTC)
    2. https://numismatische-gesellschaft-berlin.de/nachricht.php?event_id=274
    3. ebenda.
    4. Seite „Vera Hatz“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Mai 2024, 07:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vera_Hatz&oldid=245049210 (Abgerufen: 10. Dezember 2024, 16:51 UTC)

    Vera Hatz

    geb. Jammer

    Numismatikerin

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    15.8.1923
    Hamburg
    -
    18.10.2010
    Eutin
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    Grablage: Ia 9-11

    Vera Jammer studierte bei Walter Hävernick an der Universität Hamburg. Ihren Schwerpunkt legte sie auf die Numismatik. 1951 schloss sie ihr Studium mit der Promotion zum Thema „die Anfänge des Münzwesens in Sachsen“ ab. Walter Hävernick war Professor für „Deutsche Altertums- und Volkskunde“ sowie Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte.

    Bereits im Studium lernte Vera Jammer ihren späteren Ehemann Gert Hatz (1928-2017) kennen, der sich ebenfalls der Numismatik verschrieben hatte. Er war ab 1950 als studentische Hilfskraft im Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte beschäftigt und promovierte ein Jahr nach Vera Jammer.

    Nach der Promotion arbeitete Vera Jammer ab Juli 1951 als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Museum für Hamburgische Geschichte. Auch ihr zukünftiger Ehemann wurde nach der Promotion im Jahr 1952 am Museum für Hamburgische Geschichte tätig. Dort wurde er Hauptkustos und arbeitete bis 1993 als Leiter des Münzkabinetts.

    Vera Jammer begann „ab dem 1. November 1954 (…) für die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland die Bearbeitung der deutschen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts in den Münzfunden der Wikingerzeit in Schweden.“ 1)

    1956 heiratete Vera Jammer Gert Hatz und fortan widmete sie sich nur noch nebenbei der Numismatik. Als Begründung für diesen Schritt heißt es 2010 (!) im Nachruf der Numismatischen Gesellschaft auf Vera Hatz: Vera Hatz habe sich der Numismatik nur noch „nebenher gewidmet und widmen können, da sie sich in erster Linie in einer heute gerne als altmodisch belächelten Weise ihrer Familie verpflichtet fühlte. Sie sorgte aufopferungsvoll für ihre Eltern und die beiden Söhne und hielt ihrem Mann den Rücken frei für die numismatische Karriere. Wer das Glück hatte, im Hause Hatz zu Gast gewesen zu sein, wird nicht vergessen, welche Herzlichkeit dort unter hanseatischer Kühle verborgen war. Vera Hatz war nicht nur eine besondere Numismatikerin, sie war auch eine Frau, der die Familie wichtiger war als die berufliche Karriere. Selbstlosigkeit dieser Art ist heute selten.“2)

    Vera Hatz‘ wissenschaftliche Leistung ist dennoch beachtlich. Ebenso wie ihr Mann, der hauptberuflich als Numismatiker tätig war, kann sie eine Reihe von Veröffentlichungen aufweisen und war darüber hinaus wegweisend für die Numismatik. Dazu heißt es in dem oben erwähnten Nachruf der Numismatischen Gesellschaft: „Durch Walter Hävernick nicht nur auf das Dissertationsthema, sondern zusammen mit ihrem Ehemann und mit Peter Berghaus auf die reichen wikingerzeitlichen Münzfunden Schwedens gelenkt, ist die Neubearbeitung der deutschen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts in diesen Funden zu ihrer Lebensaufgabe geworden. Für ihren Fleiß und ihre Begabung bei der Bearbeitung dieser meist schlecht geprägten und noch schlechter erhaltenen Münzen sei nur an ihre Klassifizierung der Otto-Adelheid-Pfennige von 1961 erinnert, mit der sie für diese überaus zahlreiche Münzklasse ein rationelles und zuverlässiges Bestimmungsinstrumentarium geschaffen hat, das heute zum Handwerkszeug jedes Numismatikers gehört.“3)

    Und in Wikipedia steht: „Sie gehört mit ihrem Mann zu den bedeutendsten Mittelalternumismatikern, insbesondere auf dem Gebiet der Münzen und Geldgeschichte des 10. und 11. Jahrhunderts. 1993 wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann als Kommandeurin des schwedischen Nordstern-Ordens ausgezeichnet. 2003 erhielten beide die Medaille der Royal Numismatic Society.“ 4) All diese Auszeichnungen für eine Tätigkeit, die Vera Hatz „nebenbei“ – also neben ihrer Arbeit als Mutter, Hausfrau, Gastgeberin und Ehefrau geleistet hat.

    Quellen:

    1. Seite „Vera Hatz“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Mai 2024, 07:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vera_Hatz&oldid=245049210 (Abgerufen: 10. Dezember 2024, 16:51 UTC)
    2. https://numismatische-gesellschaft-berlin.de/nachricht.php?event_id=274
    3. ebenda.
    4. Seite „Vera Hatz“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Mai 2024, 07:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Vera_Hatz&oldid=245049210 (Abgerufen: 10. Dezember 2024, 16:51 UTC)

    Marie-Louise Henry

    Evangelische Theologin, erste Frau in Deutschland, die 1956 auf einen Lehrstuhl für Altes Testament berufen wurde

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    15.6.1911
    Brüssel
    -
    29.6.2006
    Hamburg
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    Grablage: Cg 23-24

    Marie-Louise Henry war die älteste Tochter von Marie Auguste, geb. Platz, einer Deutschen und dem französischen Ingenieur Adolphe Henry. Drei Jahre nach ihrer Geburt wurde ihre Schwester Marguerite Constance geboren.
    Im Ersten Weltkrieg zog die Mutter mit ihren beiden Töchtern nach Linz/Rheinland, der Vater starb 1915 als Soldat.
    Ihre Schulzeit verbrachte Marie-Louise in Wismar. 1932 begann sie an der Rostocker Universität ein Theologiestudium. Sie schloss das Studium 1936 ab. "Von 1936 bis 1941 folgte ein Vikariat in Berlin-Spandau. Ein weiteres Studium an der Rostocker Universität in den Fächern Geschichte, Germanistik und Italienisch begann Henry im 1. Trimester 1941, beendete es jedoch im März 1942 wieder aufgrund von Berufstätigkeit."
    1) "Die junge Absolventin wurde 1942-1945 nach Hamburg gerufen und arbeitete wissenschaftlich in der Luther-Gesellschaft."
    2) Während der NS-Zeit engagierte sich Marie-Louise Henry für die Bekennende Kirche. 1948 promovierte sie zum Doktor der Theologie, 1952 habilitierte sie sich. Von 1953 bis 1959 lehrte sie als Dozentin an der Theologischen Fakultät der Rostocker Universität.
    "1959 wurde sie als erste Frau in Deutschland Professorin für Altes Testament an der theologischen Fakultät der Universität Leipzig. In jener Funktion engagierte sie sich 1960 bei der Verhinderung der Sprengung der Marienkirche in Wismar, wobei sich ein unfruchtbarer Schriftwechsel mit der Obrigkeit der DDR entspann."
    1) "Die kleine, zierliche Theologie-Professorin in Leipzig machte sich bei den DDR-Behörden durch unerschrockene Meinungsäußerung verdächtig und unbeliebt. So rieten 1961 Mitarbeiter der belgischen Botschaft ihr als Inhaberin zweier Staatsbürgerschaften, einer Verhaftung zuvorzukommen. An der Leipziger Theologischen Fakultät blieb bis heute, wie erzählt wird, ihre Tabakspfeife zurück. Sie selbst fand Aufnahme als Gastdozentin in Wien."
    2) Nach dem Tod ihrer Mutter verließ sie mit ihrer Schwester am 21. November 1961 die DDR und "kam zunächst in Ahrensburg (…) bei Verwandten unter. 1963 habilitierte sie sich erneut an der, [diesmal an der] Universität Hamburg und wurde dort 1973 ordentliche Professorin für Altes Testament. In dieser Zeit baute sie zahlreiche Verbindungen zu jüdischen Einrichtungen auf. 1976 wurde sie emeritiert, setzte aber ihre Lehrtätigkeit 1986 im Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg, wegen zu geringer Dozentenzahl fort."
    1) Über ihr wissenschaftliches Wirken schrieb 2006 Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz von der Presse- und Kommunikationsstelle der Universität Rostock in seinem Artikel " Eine Maßstäbe setzende Theologin aus Rostock: Marie-Louise Henry": "Kreativität und hohe analytische Intelligenz bewies Marie-Louise Henry auf ihrem wissenschaftlichen Gebiet. Ihr Gespür für wichtige Themen, lange bevor sie in das Bewusstsein der Öffentlichkeit traten, war bemerkenswert. Ihr Buch über Tiere im religiösen Bewusstsein des Menschen erschien lange, bevor es eine ‚grün-ökologische Bewegung' gab. Andererseits ermöglichte es ihr eine umfassende Bildung, begründete Auffassungen auch gegenüber Modetrends in glasklare und einfache Worte zu kleiden. Dabei war ihre Kritik nie verletzend oder herabwürdigend, sondern - bei sachlichem Ernst - eher liebenswürdig und konstruktiv. Als Professorin erlebte sie in Hamburg die 68er Studentenbewegung, ‚unter den Talaren den Muff von 1000 Jahren'. Bei differenzierender Beurteilung und Würdigung der Anliegen der Studenten, aber auch Kritik der anarchischen Auswüchse griff sie das gesellschaftskritische Anliegen konstruktiv durch eine Studie zum Problem ‚Glaube und Gesellschaft' auf.
    In einem Buch stellte sie sich 1990 der Frage nach Verletzungen derer, die z.B. in Konzentrationslagern litten, der Frage ‚Gott im Leiden? Gott in Auschwitz?' und der Frage nach Sinn und Wirkung von Gebet im Umfeld des Unmenschlichen. In ihrem 81. Lebensjahr veröffentlichte sie ‚Alttestamentliche Überlegungen zum Problem der Feministischen Theologie'. Die in der Bibel dargestellte menschliche Gemeinschaft beruhe zwar - wie jede menschliche Gesellschaft - auf Auseinandersetzungen. Aber der in der Bibel bezeugte Wille Gottes schließe eine Unterdrückung des Menschen, natürlich auch der Frau, kategorisch aus. Nur so könne eine demokratische Rechtsgemeinschaft wachsen und gedeihen."
    2) Text: Rita Bake
    Quelle:
    4) wikipedia: Marie-Louise Henry, abgerufen: 15.11.2017
    5) https://idw-online.de/de/news168739

    Erika Krauß

    Deutschlands dienstälteste aktive Pressefotografin mit Meisterbrief; 63 Jahre freie Fotoreporterin für die "Hamburger Morgenpost" Namensgeberin für Erika-Krauß-Twiete, benannt 2016 in Altona-Nord

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    6.2.1917
    Karski/Polen
    -
    26.6.2013
    Hamburg
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    Grablage: Fd 128-129

    "Die Grande Dame der MOPO ist tot", titelte die Hamburger Morgenpost am 27. Juni 2013.
    Auf ihrem Titelaufmacher trug die MOPO Trauer. "Unsere legendäre Fotografin Erika Krauß (96) ist tot. Vor ihr verneigen sich in Hamburg die Stars - und 13 Bürgermeister". (1) Doch im Leben wie danach schien die zierliche, willensstarke Ikone ihre letzten Geheimnisse zu wahren. Ob sie nun im Alter von 95 oder 96 Jahren im Bundeswehr Krankenhaus "friedlich eingeschlafen" sei, darüber waren sich selbst die großen Tageszeitungen nicht recht einig. Das Magazin Der Spiegel, Hamburger Morgenpost und Bild ließen ihr 96 Jahre, Abendblatt und Die Welt billigten ihr 95 Erdenjahre zu. "Mit ihrem Alter hatte Erika Krauß kein Problem, das genaue Geburtsdatum behielt sie aber trotzdem gern für sich. Gewiss nicht aus Eitelkeit, wohl aber aus jenem Eigensinn, der typisch war für Deutschlands dienstälteste Fotografin. ‚Geboren wurde ich am Ende der Ersten Weltkriegs', beantwortete sie hartnäckige Nachfragen. Das musste reichen", schrieb Matthias Gretzschel in Hamburger Abendblatt. "Die körperlich kleine Frau wirkte wie eine zerbrechliche Person, war aber resolut und voller Energie, eine Persönlichkeit mit enormer Präsenz". (2). Viele Jahrzehnte lang hat Erika Krauß Politiker, Künstlerinnen und Künstler, Prominente, Manager und Monarchen fotografiert, Marlene Dietrich und Romy Schneider, Präsidenten wie Clinton und Gorbatschow ebenso wie Yassir Arafat. So begleitete sie die junge Queen Elizabeth II; später folgten Prinz Charles und Lady Diana. "Selbst hochbetagt hat Erika Krauß noch tagesaktuell gearbeitet, und zwar in ihrem Revier, dem Rathaus" (3).
    Dabei stammte das "Hamburger Original" gar nicht aus der Hansestadt. Geboren wurde sie in Karski, einer zwischen Breslau und Lodz gelegenen Ortschaft. "Erika meisterte ein Leben, das wahrlich nicht durchschnittlich war. Hinein in den Ersten Weltkrieg wird sie 1917 im polnischen Karski geboren - als Tochter eines Reichsbahnbeamten. Sie wächst in Berlin auf und besucht die Höhere Handelsschule" (3). Mit Mitte Zwanzig absolvierte sie zwischen 1940 und 1942 die private Kunst- und Kunstgewerbeschule in Berlin-Schöneberg (4). 1928 erweiterte sich das Lehrangebot dieser Schule um eine Filmabteilung. In den neuen Räumen wurde zusätzlich ein Fotostudio für den Unterricht und die Produktion eingerichtet. In einer Werkstatt widmete man sich dem Trickfilm. Die Ausbildung umfasste sämtliche Berufsfächer des Tonfilms auf technischer und künstlerischer Basis (wikipedia.org/wiki/Schule_Reimann). "Ich habe meinen Eltern gesagt: Ich will filmen, will mit etwas arbeiten, das sich bewegt'." (3) So absolvierte sie ihre Ausbildung mit einem Abschluss als "Kameramann", darauf legte sie besonderen Wert (5).
    Im Anschluss war sie tätig als "Kamerafrau, Cutterin und Regisseurin - zu einer Zeit, in der es Frauen in diesem Beruf noch gar nicht gibt" (3). Ab 1941 war sie Filmkameraassistentin des Chefkameramanns Ansor von Brasy bei der Tobis Film GmbH in Berlin und der Ufa (Dokumentarfilme u.a. Weben und Wirken, Kinder reisen von 1941; Dämmerung im Teufelsmoor, Dorfrichter von Gössl von 1944). Von 1942-44 arbeitete sie im Tobis Star Foto Atelier in Berlin. "Sie erzählte oft, dass sie sich mal mit dem NS-Propagandaminister angelegt habe. Und wann immer ihr später einer dumm kam, sagte sie: ‚Ich habe den Goebbels überlebt. Dann überlebe ich das hier auch.'"(3)
    Zeitweise soll Erika Krauß in Österreich und in der Künstlerkolonie Worpswede gelebt haben (2).
    Im niedersächsischen Verden an der Aller erhielt sie ein Jahr nach Kriegsende den Lehrbrief für das Fotografenhandwerk und legte 1948 in Celle die Meisterprüfung ab. Damit war der künstlerisch-solide Grundstein für eine Karriere als Pressefotografin gelegt. Zunächst fotografierte sie bis 1950 für den "Düsseldorfer Mittag". Seitdem war Erika Krauß als freie Pressefotografin von den ersten Stunden der Zeitung für die "Hamburger Morgenpost" unterwegs. "Nach dem Krieg verschlägt es sie nach Hamburg. Der deutsche Film liegt am Boden. Sie braucht einen neuen Job. Wieder sucht sie sich eine Männerdomäne. Sie wird Fotografin. Im Pressehaus am Speersort stellt sie sich der Reihe nach in sämtlichen Redaktionen vor. Bei Henri Nannen vom ‚Stern', bei Rudolf Augstein vom ‚Spiegel', bei Gerd Bucerius von der ‚Zeit'. Alle sagen: Mit Frauen arbeiten wir nicht! Nur Heinrich Braune, dessen ‚MOPO' damals im ersten Stock residierte, gibt ihr eine Chance. Das war 1950" (3).
    Zu ihrem Privatleben ist nicht viel bekannt: "Erika Krauß bringt sechs Kinder zur Welt, von denen zwei sterben. Sie zieht die Rasselbande allein groß. Sie ist zweimal verheiratet. Der erste Mann stirbt, vom zweiten trennt sie sich" (3, Seite 25).
    "Niemand, der Erika nicht schätzte. Je älter sie wurde, desto unverwechselbarer. Ihre ‚Marke' - immer in Schwarz, langer Rock, breiter Gürtel, nie ohne Hut, so sah man die Fotografin auch an beim großen Empfang im Hamburger Rathaus 2007 zu Ehren des 90. Geburtstags der ‚Rathauskönigin'" (6). Allein 13 Bürgermeister hat "die Legende der Hamburger Presselandschaft" (Henning Voscherau) erlebt und fotografiert. Der erste war Max Brauer; besonders verbunden fühlte sie sich auch mit Helmuth und Loki Schmidt. Es gab kaum Prominente, die sie nicht abgelichtet hätte, und alle kannten und liebten sie in ihrer individuellen Erscheinung. Eine Veranstaltung im Rathaus ohne sie habe praktisch nicht stattgefunden, so erinnerte sich die Fotografin Margit Tabel-Gerster in ihrem 1994 veröffentlichten Porträtband "Hamburger Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Alltag" an ihre große alte Kollegin, die Fotopionierin Erika Kraus (5).
    "Erika Krauß wollte (und musste vielleicht auch) weitermachen, bis ihr die Kamera aus der Hand fiel", schrieb Henning Voscherau (Hamburger Bürgermeister 1988-1997) in seinem Nachruf. "Kein Außenstehender wird ermessen können, wie viel Kraft es sie gekostet hat, mit 80 Jahren und schließlich sogar mit über 90 Jahren einfach weiterzuarbeiten. So blieb sie und fotografierte, wie die anderen kamen und gingen (2).
    "Selten hat eine Journalistin auf so hohem Niveau und über eine so lange Zeit eine Stadt und ihre Politik begleitet und abgebildet und sich dabei eine so hohe menschliche Anerkennung erworben, resümierte die DJV-Vorsitzende Marina Friedt: Rund fünf Jahrzehnte war Krauss Mitglied im Deutschen Journalistenverband. Aus Anlass der 100. Wiederkehr ihres Geburtstages organisierte Marina Friedt, in Zusammenarbeit mit der Familie und der Geschichtswerkstatt St. Georg, am 6. Februar 2017: "Erika Krauß - eine Werkschau der besonderen ART", im Vor-Ort-Büro am Hansaplatz, Zimmerpforte 8, 20099 Hamburg (die Finissage war am 11. März 2017). Diese letzte Ehre für eine Ausnahme-Persönlichkeit wurde ihr erwiesen in unmittelbarer Nähe zu ihrer einstigen Privatwohnung. Mit dabei waren langjährige Weggefährten wie Jürgen Heuer (1968-2018, langjähriger Vorsitzender der Hamburger Landespressekonferenz), Altbürgermeister Hans-Ulrich Klose und seine Gattin. Eine der Festreden hielt Dr. Sabine Sommerkamp-Homann. Wir geben sie im Wortlaut wieder:"Gedanken und Erinnerungen an unsere geliebte Erika. In der Jugend ist man glücklich,
    weil man die Fähigkeit hat,
    das Schöne zu sehen.
    Wer diese Fähigkeit bewahrt,
    wird niemals alt.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Familie Krauß, meinem Glückwunsch an Erika Krauß zu ihrem 90. Geburtstag stellte ich dieses Zitat von Franz Kafka voran. - Erika hat sich diese Fähigkeit bis ins hohe Alter bewahrt, sie ist im Geiste immer jung geblieben, wie ich im Laufe unserer fast vier Jahrzehnte währenden Freundschaft immer wieder bewundernd feststellen konnte.
    Was uns verband, war zunächst ein literarisches Interesse. Erika interessierte sich u. a. für meine Haiku-Dichtung, besuchte Lesungen und organisierte dann später selber Lesungen, z. B. mit dem Stormarner Schriftstellerkreis im " Rosengarten", wo ich aus meinem Haiku-Märchen "Die Sonnensuche" las. Fasziniert war Erika von dieser japanischen Form von Kürzest-Lyrik zum einen wegen ihres Japan-Interesses - sie selbst reiste nach Japan, um dort ihre Tochter Christin zu besuchen, die sich beruflich mehrere Jahre dort aufhielt -, zum anderen, weil das kurze Bild-Gedicht des Haiku einer gedanklichen Momentaufnahme gleicht, einem tiefgründigen Foto-Moment. - Die Fotografin Erika als literarische Freundin.
    Erika war reich an Erfahrungen und Lebensweisheit, nicht zuletzt aufgrund ihres oft beschwerlichen, entbehrungsreichen Lebensweges. Als Freundin, die mir auch dadurch eine wertvolle Ratgeberin wurde, erlebte ich sie beruflich und familiär. Mitte der 80er Jahre hatte ich es in meiner damaligen Position als Stellvertretende Konzernsprecherin der Beiersdorf AG nicht immer leicht, mich als junge Frau in einer "Männer-Domäne" zu behaupten. Erika besuchte mich mehrmals in meinem Büro in der Unnastraße und ermutigte mich; es sei klar, dass ich als Frau mehr leisten müsse, um die Anerkennung der "Männer-Welt" zu erlangen, die gutes Aussehen nicht unbedingt mit Tüchtigkeit und Intelligenz gleichsetze. - Ihr Rat tat gut, wie später dann auch familiär. Es ergab sich, dass Erika, die meinen Vater schätzte, gleichsam meinen Mann und meine Mutter verehrte, mich auch zu Hause besuchte; anfangs ab und zu, dann immer häufiger, gern Gast unserer Familienfeiern und Veranstaltungen war, denn, wie sie sagte, sie fühlte sich bei uns zu Hause. Hier könne sie sich ausruhen.
    Das bedeutete aber nicht, dass sie ihre Kamera aus der Hand legte. Auf Veranstaltungen war sie nicht davon abzubringen, zu fotografieren, von Anfang bis Ende. Großzügig überließ sie mir ihre Fotos samt Negativen, Aufnahmen teils von bekannten Persönlichkeiten und Künstlern. Ihr Geschenk.
    Und sie beschenkte uns überreichlich. Jedes Mal, wenn sie zu uns kam, die kleine, zarte Frau in Schwarz mit Hut, die lange Auffahrt zum Haus, bepackt und im Laufe der letzten Jahre immer etwas gebeugter, auch unter der Last der Kameras um ihren Hals. Sie ließ es sich nicht nehmen, trotz ‚Verbots', jedes Mal Blumen mitzubringen, zwei wunderschöne Rosen für meine Mutter, zwei für mich und immer eine kleine Pflanze für unseren Sohn Alexander, den sie seit seiner Geburt 1990 wie eine gute Fee und Ratgeberin begleitete. Kein Kindergeburtstag verging ohne sie, kein ‚Jugend forscht'-Wettbewerb, ohne dass auch sie den Stand von Alexander besuchte und fotografierte. Und die ihm bei einem ihrer letzten Besuche wie ein Geheimnis ein kommendes Weltproblem nahelegte: ‚Alexander, Du hast mit 13 Jahren das erste Brennstoffzellen betriebene Modellboot der Welt gebaut, Du hast auch das Zeug, das große Problem, das die Zukunft bringt - Wasserknappheit - zu lösen. Du musst eine Tablette erfinden, die Wasser erzeugt. Geh` in die Forschung.'
    Erika wirkte inspirierend auch auf die Jugend in unserem Hause. Junge Menschen versammelten sich bei Geburtstagen um den Sessel, auf dem sie gerne saß, gegenüber vom Kamin, und hörten ihr zu. Sie spürten, dass diese ungewöhnliche Frau Wesentliches zu sagen hatte. - Ratgeberin.
    Erika kam bis auf die letzte Zeit mit ihrem Golf zu uns, den sie aber immer vor dem Eingangstor parkte. Wenn ich sie hinaus begleitete, sah ich jedes Mal, wie beladen ihr Wagen war, vollgepackt, und es berührte mich, einmal zu sehen, dass obenauf, auf der Rückbank, die Bibel lag. -‚ In Glaubensfragen war sie nicht sehr gesprächig, wir diskutierten über das eine oder andere Thema, wortlos schenkte sie mir einen Schutzengel. Wir stellten fest, dass wir beide täglich in den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde lasen. Erika war tief religiös, sie sprach nicht, sie handelte danach. - Vielleicht schöpfte sie aus ihrem Glauben einen Teil der enormen Kraft, der Unbeirrbarkeit und ihres Willens, der ihr eigen war. Vieles mehr ließe sich aus persönlichen Erinnerungen über Erika sagen, von ihrem lebhaften Interesse an den Themen der Familie: Lettland, Reisen, meine Malerei und Musik, besonders für gemeinsame Studioaufnahmen mit Alexander, seinem Klavierspiel; auch von Gesprächen und Besuchen bei ihrer Tochter Christin und Enkelin Lila-Zoe, für die sie beeindruckend sorgte. Als Lila ihr Abitur bestanden hatte, war ein wichtiges Lebenskapitel erfüllt, Erika schloss in Frieden für immer ihre klugen, wachen Augen. Erika - literarische Freundin, Ratgeberin, Freundin der Familie, große Künstlerin, einzigartiger Mensch. - Das Bild von ihrem 90. Geburtstag, als eine Schar von Fotografen-Kollegen sie auf einem Stuhl thronend wie eine Königin durch den Rathaus-Saal trug, wo Bürgermeister von Beust einen Empfang für sie gab, kennzeichnet ihre Größe und ihre Beliebtheit. - Oder auch das Bild des Dalai Lama, der, 2007, eingeladen ins Hamburger Rathaus, unprotokollarisch ausscherte, als er Erika erblickte, und sich zum Gruß vor ihr verneigte. Der weise Mann hatte ihre große Persönlichkeit intuitiv gespürt.
    Erika, wenn Du uns im Himmel hören kannst: Sei herzlich gegrüßt und umarmt zu Deinem 100. Geburtstag!
    Deine Sabine und Familie" (7).
    Erika Krauß hatte sechs Enkelkinder. (de.wikipedia.org/wiki/Erika_Krauß).
    Ausstellungen (Auszug):
    Arbeiten von ihr wurden ausgestellt im Bauzentrum Hamburg 1970, in der Galerie Latin1976 ("aktu-ell/fish-eye-ell"), im Studio Wandsbek 1982, im Kunsthaus Hamburg und auf der ART Hamburg 1991 ("Hamburger Fotografinnen"); 1996: Eine Ausstellung in der Messe Du und Deine Welt für die dienstälteste Fotografin Hamburgs, ausgerichtet von einer Reihe von Fotografen; "Erika Krauß - eine Werkschau der besonderen ART", im Vor-Ort-Büro am Hansaplatz, Zimmerpforte 8, 20099 Hamburg (die Finissage war am 11. März 2017).
    Auszeichnungen:
    1990 erhielt sie die "Goldene Filmrolle" der Internationalen Kunstmesse ART Hamburg.
    1999 Alexander-Zinn-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
    2004 Goldene Ehrennadel des Deutschen Journalisten-Verbandes DJV
    2016 Benennung einer Straße im Neubau-Gebiet Altona Nord als " Erika-Krauß-Twiete"
    Text: Dr. Cornelia Göksu
    Anmerkungen und zitierte Quellen:
    (1) Hamburger Morgenpost v. 27. Juni 2013, S.1: Grande Dame der Fotografie ist tot.
    (2) Matthias Gretzschel in: Hamburger Abendblatt v. 27.6.2013, Seite 16
    (3) Hamburger Morgenpost v. 27. Juni 2013, S.24-25
    (4) Margit Tabel-Gerster: Hamburger Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Alltag. Photographien von Margit Tabel-Gerster. Gedanken der Portraitierten zur Stadt. Biographische Notizen. Hamburg 1994, S. 263, eigener Text von Erika Krauß auf S. 202, Fotoporträt auf S. 203.
    (5) Marina Friedt: Erika Krauß - die Fotografin der Herzen. In: DJV NORDSPITZE. Das Magazin der Norddeutschen Landesverbände. 2. Jg., April 2017, S.6
    (6) Dienstälteste Bildjournalistin. Pressefotografin Erika Krauß ist tot. In: Der Spiegel v. 26.6.2013, online unter spiegel.de/kultur/gesellschaft/hamburger-pressefotografin-erika-krauss-mit-96-gestorben-a-908055.html
    (7) Text von Dr. Sabine Sommerkamp-Homann mit freundlicher Abdruck-Erlaubnis für diese Biografie in E-Mail vom 29. Mai 2017 an die Autorin CG. Weitere Quelle:
    - Sonderteil in der Hamburger Morgenpost v. 4.2.2017 von Olaf Wunder: Grande Dame der MOPO. Erika Krauss wäre heute 100 Jahre alt geworden. Online unter mopo.de/hamburg/grande-dame-der-mopo-erika-krauss-waere-heute-100-jahre-alt-geworden-25676834

    Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Els Oksaar

    geb. Järv

    Estnisch-schwedisch-deutsche Linguistin; Professorin für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft

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    1.10.1926
    Pärnu/heute Estland,
    ehemals Pernau/Livland
    -
    9.12. 2015
    Hamburg
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    Grablage: Af 75

    Els Oksaars sprachwissenschaftliche (linguistische) Forschung war stark vom eigenen Lebensweg geprägt. Als Kind estnischer Eltern wuchs sie in Schweden auf, begann aber ihre wissenschaftliche Karriere in Deutschland. An der Universität Stockholm studierte sie Germanistik, Anglistik und Slavistik; an der Universität Bonn ergänzte sie ihre wissenschaftliche Ausbildung durch die Fächer Allgemeine Sprachwissenschaft, Phonetik und Kommunikationswissenschaft. 1953 promovierte sie in Bonn, ihre Habilitation erfolgte 1958 in Stockholm. Dort war sie auch zunächst als Privatdozentin und außerordentliche Professorin für Deutsche Sprache und Literatur sowie als Leiterin der Abteilung für Sprachsoziologie und Politische Linguistik tätig, bevor sie 1967 nach Hamburg kam.
    An der Universität Hamburg wurde sie Professorin für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft. Sie begründete und leitete die Forschungsstelle für Sprachkontakte und Mehrsprachigkeit und wurde deren erste Direktorin. Später gründete und leitete sie das "Zentrum für Interkulturelle Kommunikation". "1992 entschied der Hamburger Senat, den Lehrstuhl von Els Oksaar nach ihrer Emeritierung nicht mehr neu zu besetzen, um die Mittel der Technischen Universität Hamburg-Harburg zukommen zu lassen" (zit. Wiki-Artikel Els Oksaar).
    Els Oksaar war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Institutionen des In- und Auslandes. Die Universitäten Helsinki (1986), Linköping (1987) und Tartu/Estland (1996) haben ihr Ehrendoktorwürden verliehen.
    Els Oksaar kam schon früh mit vielen Sprachen und Kulturen in Kontakt. Wissenschaftlich steht sie in der linguistischen Tradition von Roman Ossipowitsch Jakobson. Dieser russische Philologe, Linguist und Semiotiker beschäftigte sich besonders mit der Sprache von Kindern und in ihrer verbalen Ausdrucksweise eingeschränkten Menschen, den sogenannten Aphasikern.
    Prof. Dr. Els Oksaar kennzeichnete ihre Arbeit als Pädolinguistik, die Untersuchung des Spracherwerbs bei Kindern, und zwar dort vor allem der kindlichen Mehrsprachigkeit. Ihr Hauptwerk stützt sich im Wesentlichen auf die Beobachtung der Sprachentwicklung ihres eigenen Sohnes (dort kommt er als ein "Hamburger Kind im Alter von drei Jahren" vor), den sie mit gleichzeitig fünf Muttersprachen (Estnisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch und Französisch) großzog. Ihr Sohn ist heute Anwalt in Hamburg.
    Außerdem etablierte Oksaar die "Kulturem"-Theorie, die besagt, dass ähnlich wie verschiedene Sprachen den gleichen Gedanken auf verschiedene Weise ausdrücken, auch verschiedene Kulturen gleiche Kommunikationsformen auf verschiedene Weise zum Ausdruck bringen, und zwar als Kultureme (dieser Begriff wurde 1976 geprägt durch den spanischen Linguisten Fernando Poyatos. Gemeint sind z. B. die je nach Kultur unterschiedlichen Begrüßungsformen wie Händeschütteln oder Verbeugung).
    Veröffentlichte Schriften von Els Oksaar sind beispielsweise:
    - Els Oksaar: Spracherwerb - Sprachkontakt - Sprachkonflikt. Berlin 1984
    - Els Oksaar: Kulturemtheorie. Ein Beitrag zur Sprachverwendungsforschung. Göttingen 1988. (= Berichte aus den Sitzungen der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften e. V. Hamburg 6,3 (1988).
    - Els Oksaar: Zweitspracherwerb. Wege zur Mehrsprachigkeit und zur interkulturellen Verständigung. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2003.
    In ihrer Rezension würdigte die Kölner Professorin Cristina Allemann-Ghionda die Bedeutung dieses Grundlagenwerks: "Das vorliegende Buch präsentiert sich als Einführung in eine Thematik, die in Zeiten der Migration, der Mobilität und der europäischen Integration in den Bildungsinstitutionen möglicherweise mehr Aufmerksamkeit findet als vor zwei oder drei Jahrzehnten. Laut der Autorin, einer international profilierten und vielfach ausgezeichneten Forscherin über Mehrsprachigkeit, Sprachkontakt, interkulturelle Kommunikation sowie Fragen der Psycho-, Sozio- und Pädolinguistik, ist das aktuelle und vielschichtige Thema Zweitspracherwerb bisher ‚noch keineswegs allseitig thematisiert worden' (S. 5). Um die vielfältigen Aspekte und Hintergründe annähernd adäquat darstellen zu können, sei es erforderlich, psychologische, soziokulturelle und gesellschaftliche Faktoren zu berücksichtigen. In der Tat ist das Phänomen der Mehrsprachigkeit in der heutigen Zeit mitnichten marginal, sondern es wird davon ausgegangen, dass rund 70% der Menschen zwei- oder mehrsprachig sind. Über Zweitspracherwerb und Zweisprachigkeit, insbesondere über frühkindliche Zweisprachigkeit, wird seit den 1950er-Jahren im heutigen Sinne wissenschaftlich geforscht; vorher gab es vor allem Tiraden gegen die für Charakter und Intelligenz angeblich verheerenden Auswirkungen der Zweisprachigkeit. (...) Vielleicht ist dies mit ein Grund, weshalb mehrsprachige Kinder in ihrer schulischen Laufbahn oft missverstanden, vernachlässigt und selten angemessen gefördert werden. Vorurteile beherrschen die kollektiven Repräsentationen der Zweisprachigkeit. Eine systematische Einführung, die nicht nur für SpezialistInnen im engen Sinne gedacht ist und auch für die Lehre und die Lehrerbildung fruchtbar gemacht werden kann, hat im deutschsprachigen (nicht aber im angelsächsischen) Raum gefehlt, und in dieser Situation ist das Buch von Els Oksaar als ein willkommenes Ereignis zu begrüßen" (Zitat aus: Zeitschrift für Pädagogik 50 (2004), S. 437-439; online unter
    www.pedocs.de/volltexte/2011/4898/pdf/ZfPaed_2004_3_AllemannGhionda_Rezension_ Oksaar_Zweitspracherwerb_Wege_zur_Mehrsprachigkeit_D_A.pdf; abgerufen am 16. Januar 2016)
    Diese Kurzbiografie stellte Dr. Cornelia Göksu zusammen.

    Valesca Röver

    Malerin, Leiterin einer Malschule für Damen

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    6.2.1849
    Hamburg
    -
    31.3.1931
    Hamburg
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    Grablage: Grab F 1325, Urne versandt nach Kappeln an der Schlei

    Gegenüber der Kunsthalle stand an der Ecke Glockengießerwall/Ferdinandstraße das Haus mit der Hausnummer 23, in dem 1891 Valesca Röver im zweiten Stockwerk ihre Malschule für Damen eröffnete. "Wir alle lächelten über Valescas Dilettantismus und schwärmten für die jungen Eitner und Illies, (...) deren farbige helle Bilder mich entzückten" (Gretchen Wohlwill: Lebenserinnerungen einer Hamburger Malerin. Bearb. Von Hans-Dieter Loose. Hamburg 1984. Ihr Grabstein steht im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof), schrieb die Malerin Gretchen Wohlwill. Auch wenn die bei Franz Skarbina in Berlin und an der Akademie Julian in Paris ausgebildete Malerin und Kunstgewerblerin, die vor allem Fruchtstillleben und Blumenstücke malte, selbst vielleicht keine große Künstlerin war, so erwarb sie sich doch dadurch große Verdienste, dass sie 1891, als die Hamburger Gewerbeschule und die Akademie noch keine Frauen aufnahmen, eine private Malschule für Damen gründete und avantgardistische Maler wie Ernst Eitner und Arthur Illies als Lehrer an ihre Schule holte. Illies führte den Bereich des Kunstgewerbes und verschiedene Drucktechniken in den Unterricht ein und gab Korrektur beim bildhauerischen Modellieren. Vor allem aber lernten die jungen Frauen Kopf-, Akt-, Stillleben- und Wandmalerei. Um nach der Natur zu malen wechselte die Schule im September alljährlich für drei Wochen aufs Land. Unterstützung erfuhr Valesca Röver auch durch den Direktor der Kunsthalle Alfred Lichtwark, der das Unterrichtsprogramm betreute. 1904 übergab Valesca Röver die Malschule der Landschafts-, Portrait- und Stilllebenmalerin und Kunstgewerblerin Gerda Koppel und widmete sich der Tätigkeit für den Hamburger Heimatschutz-Verein.
    Text: Brita Reimers

    Maria Rowohlt

    geb. Pierenkämper, gesch. Rupp

    Schauspielerin. Ehefrau des Verlegers Ernst Rowohlt (1887-1960), Mutter des Übersetzers und Schauspielers Harry Rowohlt

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    5.6.1910
    Bochum
    -
    11.4.2005
    Bernkastel-Kues
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    Grablage: AK 110

    Maria Pierenkämper war die Tochter von
    Franz Pierenkämpfer, Redakteur des Bochumer Volksblattes und hatte noch einen Bruder namens Harry, nach dem sie später ihr eigenes Kind benannte. Ihre Mutter war, so ihr Enkel Harry Rowohlt (27.3.1945-15.6.2015): "eine italienische Zigeunerin (…). Sie war oft im Knast, abwechselnd wegen ‚politisch' und Engelmacherei. (…) Im Krieg hat sie sich gut über Wasser gehalten. (…) Sie hat, weil sie Zigeunerin war und das offenbar konnte, den Bauern die Karten gelegt und ihnen geweissagt."
    1) Über seinen Großvater Franz Pierenkämper schreibt Harry Rowohlt, er "war Sitzredakteur beim Bochumer Volksblatt, das heißt, er war verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes. Wenn im Bochumer Volksblatt irgendwas erschienen war, was der Obrigkeit nicht passte, ging er dafür in den Kahn. Sobald er im Kahn war, fing er an, Lyrik zu schreiben. (…) Fränzken Pierenkämper war 1917 einer der führenden Köpfe im Arbeiter- und Soldatenrat von Wilna, und das als Goi. (…) Später war er einer der ersten Minister der jungen Sowjetmacht. Da hat er sich aber nach einer Woche wieder abgeseilt - mit der Begründung: ‚Sind mir zu links, die Brüder'. Er hat aber später die USPD mitgegründet."
    2) Tochter Maria Pierenkämper begann nach dem Realschulabschluss eine Schauspielausbildung bei Saladin Schmitt in Bochum. Ab 1930 war sie dann bis in die 1950er Jahre als Schauspielerin tätig. So hatte sie z. B. Engagements an den Theatern "in Bochum, Gera, Essen, Berlin, Darmstadt, Wiesbaden, Frankfurt/M. und Hamburg in Rollen der heiligen Johanna, Emilia Galotti, Maria Stuart, Elektra, Medea. Im Film wirkte sie u. a. in ‚Drei wunderschöne Tage' mit."
    3) "In dritter Ehe war sie mit dem Maler Max Rupp verheiratet, als sie 1945 vom Verleger und Verlagsbuchhändler Ernst Rowohlt ihren Sohn Harry Rowohlt bekam. Erst Mitte der 1950er Jahre ließ sie sich von Rupp scheiden und heiratete 1957 den über 20 Jahre älteren Rowohlt, der bereits 1960 starb."
    4) Ihr Sohn Harry Rowohlt äußerte sich über seine Mutter und seine Geburt in seinem Buch "In Schlucken - zwei - Spechte" wie folgt: "Geboren wurde ich als Harry Rupp, weil meine Mutter damals in dritter und vorletzter Ehe mit dem Kunstmaler Max Rupp aus Idar-Oberstein verheiratet war. (…) Als sich meine Mutter scheiden ließ, hieß ich Harry Pierenkämper-Rupp (…). Heute behauptet meine Mutter, sie hätte Max Rupp nur geheiratet, um ihm zwei Wochen Heimaturlaub verpassen zu können. Während der fraglichen Zeit, als ich gezeugt wurde, war er bereits in sowjetischem Gewahrsam, vulgo Kriegsgefangenschaft, weshalb er als Vater rundherum nicht in Frage kam."
    5) Die Geburt fand im Luftschutzkeller des Hauses Hochallee 1 statt. Maria Rupp arbeitete weiter als Schauspielerin. So wuchs Harry Rowohlt in Wiesbaden auf, wo er zwischen seinem zweiten und sechsten Lebensjahr mit seiner Mutter wohnte. "Wir hatten einen wunderbaren Kindergarten. Lauter Schauspielerinnen und Künstlerinnen - also das, was man heutzutage als alleinerziehende Mütter bezeichnen würde - haben zusammengelegt und eine Kindergärtnerin bezahlt, die wir alle sehr liebten."
    6) Später erhielt Maria Rupp ein Engagement am Zürcher Schauspielhaus und Sohn Harry kam laut eigener Aussage in die Nähe Zürichs in eine "Kleinkinderbewahranstalt".
    7) Maria Rupp nahm ihren Sohn zu ihren Engagements immer mit. Dazu Harry Rowohlt: "Ich war insgesamt auf sechzehn oder achtzehn verschiedenen Schulen, weil meine Mutter von Engagement zu Engagement eilte. Und als meine Eltern geheiratet hatten, war mein Vater auf der Flucht vor dem Rowohlt Verlag. Er musste angeblich im Allgäu wohnen, wegen der Höhenluft. Alles Quatsch. Er hat sich im neuen Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg nicht zurechtgefunden. Aber er hat ohnehin nichts getan, weil der Laden inzwischen von meinem Brüderchen, Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, geschmissen wurde, der das sehr viel besser konnte."
    8) Zur Heirat von Ernst Rowohlt mit Maria Pierenkämper äußerte Harry Rowohlt: "Er war viermal verheiratet, hauptsächlich mit Schauspielerinnen. Er hatte den Ehrgeiz, sie aus ihrem Beruf zu entfernen, damit sie sich nur noch um ihn kümmerten. Wenn er das mit Straßenbahnschaffnerinnen gemacht hätte, wären die vielleicht sogar froh gewesen."
    9) Quellen
    1) Harry Rowohlt: In Schlucke - zwei -Spechte. Harry Rowohlt erzählt Ralf Sotscheck sein Leben von der Wiege bis zur Biege. Berlin 2004, S. 17ff.
    2) Harry Rowohlt, a. a. O., S. 20f.
    3) http://www.whoswho.de/bio/maria-rowohlt.html
    4) Wikipedia: Maria Rowohlt
    5) Harry Rowohlt, a. a. O., S. 16f.
    6) Harry Rowohlt, a. a. O., S. 27.
    7) Harry Rowohlt, a. a. O., S. 31.
    8) Harry Rowohlt, a. a. O., S. 33.
    9) Harry Rowohlt, a. a. O., S. 36.

    Anne-Marie Tausch

    geb. Habeck

    Psychologieprofessorin

    Ornament Image
    7.5.1925
    Berlin
    -
    27.7.1983
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    Grablage: Dh83,84

    Über sich als Kind sagte Dr. Anne-Marie Tausch einmal: „Ich war ein überlebhaftes Kind: Wild, übermütig, ausgelassen, lebendig, aktiv, viele Streiche. Mich zu leben war, Streiche zu machen, intensiv Sport zu treiben, besonders Tennissport.'' 1)

    Auf der Seite der berufsbildenden Schulen Anne-Marie Tausch steht über den Lebensweg der Namensgeberin der Schule u. a. : „Besonders prägend für sie waren die Kriegserfahrungen (1939 - 1945). Als der Krieg ausbrach, wurde ihr Vater eingezogen, Anne-Marie war damals 14 Jahre alt. Während der Bombennächte litt sie unter Angst und Hunger. Herr Tausch schrieb über Anne: ‚Beeindruckt wurde sie durch eine jüdische Mitschülerin, Manuela, bei der sie großen Schmerz miterlebte. ''Der Vater von Anne-Marie starb 1944 in einem Luftschutzkeller in Berlin, in dem sie häufig Nachtwachen hielt. Dort erlebte sie auch, wie ihr Vater in Ruhe sterben konnte.‘“ 2)

    Nach dem Abitur absolvierte Anne-Marie Tausch eine zweijährige Ausbildung zur Lehrerin an der Pädagogischen Hochschule in Hannover. Doch dies reichte ihr nicht aus und so studierte sie anschließend Psychologie an der Universität Göttingen und schloss ihr Studium mit der Promotion ab. Danach arbeitete sie als Lehrerin an der pädagogischen Hochschule Braunschweig, ging aber wenig später an das psychologische Institut der Uni Marburg zu Reinhard Tausch (1921-2013), der ihr diese Stelle angeboten hatte. “Ein halbes Jahr nach Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit heirateten die beiden“3) 954. Das Paar hatte drei Töchter. Das erste Kind wurde ein Jahr nach der Hochzeit geboren.

    „Um weiterhin genug Zeit für Forschungen zu haben, suchten die beiden nach guten Betreuungspersonen für die Kinder, die sie auch fanden. Anne-Marie arbeitete an der Universität Marburg, an den Pädagogischen Hochschulen Weilburg/Lahn und Kettwig/Duisburg. Ab 1965 arbeitete sie in der Arbeitsgruppe ihres Mannes. Um keine Diskussion unter den Kollegen zu provozieren, arbeitete sie, ohne eine Bezahlung für ihre Arbeit zu erhalten.“ 4)

    Anne-Marie und Reinhard Tausch waren am Psychologischen Institut III der Universität Hamburg tätig; sie von 1965 bis 1975 als unbezahlte Forschungsmitarbeiterin; von 1975 bis 1983 als Honorarprofessorin.

    Gemeinsam mit ihrem Ehemann erforschte und verbreitete sie die Gesprächspsychotherapie im deutschsprachigen Raum. „Auch in der DDR stieß ihre Arbeit auf großes Interesse. Zu Kontakten kam es ab Ende der 1960er Jahre. Um die ostdeutschen Forscher Johannes Helm und Inge Frohburg zu unterstützen, wurden Tonbandaufnahmen von Psychotherapiesitzungen in die DDR geschmuggelt. Auf einem internationalen Psychologen-Kongress musste ein Film über Gruppenpsychotherapie erzwungenermaßen zweimal gezeigt werden, das zweite Mal in Leipzigs vollbesetztem größtem Kino morgens um 6 Uhr.“ 5)

    Das Ehepaar Tausch beschäftigte sich auch intensiv mit der Pädagogischen Psychologie. „Sie konnten zeigen, dass der Schulunterricht in den 1960er und 1970er Jahren stark von autokratischen Lehrerverhalten geprägt war.“ Wiki Herr Tausch. Dem Ehepaar Tausch war es wichtig und dafür setzte es sich ein, „die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen partnerschaftlich mit Wertschätzung und Empathie zu fördern. Ihr damals weit verbreitetes Buch ‚Erziehungspsychologie‘ hatte großen Einfluss auf die Schulpädagogik und die Lehrerbildung.“ 6)

    Zwischen 1976 bis 1980 waren Anne-Marie und Reinhard Tausch im dritten Fernsehprogramm des Südwest-Fernsehens vier Mal im Jahr in der Sendung „Psycho-Treff“ zu sehen. „Etwa 12 Personen und das Ehepaar Tausch als Psychotherapeuten trafen sich über ein Wochenende zu Gruppengesprächen. Gesendet wurde ein zweistündiger Zusammenschnitt des Gesprächsverlaufs mit anschließender Live-Diskussion. Die 15 Sendungen wurden mehrfach ausgestrahlt, die Publikumsresonanz war enorm.“ 7)

    1978 begann das Ehepaar Tausch mit einer Untersuchung von Gesprächen mit Krebskranken. Ein Jahr später wurde bei Anne-Marie Tausch selbst Krebs diagnostiziert. „Ich hatte einen Untersuchungsplan bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht. Mein Ziel war zu klären, wie hilfreich es für Krebspatienten, Angehörige und Ärzte ist, wenn sie eine Zeitlang an einer psychologischen Gesprächsgruppe teilnehmen. Ich hatte gerade mit dieser Arbeit begonnen, als ein Arzt mir mitteilte, daß ich selbst an Krebs erkrankt sei,“ heißt es in ihrem Buch „Gespräche gegen die Angst“. Und weiter äußerte sie: „Es hat mich bereichert, dass sich die Angst vor der Krankheit zuließ und sie sich dann umwandelte in Gelassenheit.“

    Noch in ihrem Todesjahr verfasste sie mit ihrem Ehemann das Buch „Wege zu uns“, in dem auch viele persönlichen Erfahrungen wiedergegeben werden. Das Buch „zeigt die Möglichkeit eines personenzentrierten Lebensstils im Alltag. 1985 erschien ‚Sanftes Sterben‘, dass die Erfahrungen [der] Familie mit dem Sterben“ 8) Anne-Marie Tauschs beschreibt.

    Anne-Marie Tausch starb mit 58 Jahren an Krebs. Nach ihr wurde die Berufsschule für Pflegberufe, Sozialpädagogik in Wolfsburg benannt.

    Quellen:

    1. zit. nach: https://www.bbs-anne-marie-tausch.de/biografie-tausch
    2. ebenda.
    3. Ebenda.
    4. Ebenda.
    5. Seite „Anne-Marie Tausch“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. Juni 2024, 21:20 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anne-Marie_Tausch&oldid=245973385 (Abgerufen: 10. Dezember 2024, 11:43 UTC)
    6. Seite „Reinhard Tausch“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. März 2022, 23:12 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Reinhard_Tausch&oldid=221438278 (Abgerufen: 10. Dezember 2024, 11:43 UTC)
    7. Ebenda.
    8. Ebenda.