Maria Pirwitz

    Bildhauerin

    Ornament Image
    29.4.1926
    Hamburg
    -
    19.12.1984
    Hamburg
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    Grablage: Abteilung 2, Lage 24, 5 und 6

    Das Grab ist nicht auffindbar. Der Grabstein war ein heller, breiter Stein mit grauer Schrift und Kreuz in der Mitte sowie einem biblischen Spruch
    Das 1981 von Maria Pirwitz geschaffene bronzener Brahms-Denkmal "zeigt einen strömenden Fluß von Linien, die sich durchdringen, sich dynamisch verbreitern und verengen und wieder sanft ausklingen, die zu vollem dunklen Ton in die Tiefe gehen - wie die Gefühlsschwere in der Musik von Johannes Brahms - und in den senkrecht aufragenden gebündelten Formen und ihrer räumlichen Dimension die ganze Fülle eines Orchesterklanges darstellen. Die senkrechte Gliederung, die den Fluß der Linien durchdringt, taucht als rythmisch skandierende Gegenbewegung im Ablauf der Plastik wieder auf. Und aus der ganzen Fülle löst sich eine gleichsam schwebende, sanfte Melodienlinie. Durch die Musik von Johannes Brahms inspiriert, wurde nach den Raumgesetzen der Skulptur eine Umsetzung von Musik in plastische Form gestaltet, die sich im Grunde nicht beschreiben, sondern nur sehend erfahren läßt. Wie auch Musiker - zum Beispiel Mussorgski in ‚Bilder einer Ausstellung" - Werke der bildenden Kunst und der Literatur in Musik transportiert haben. Hier frei vor der Musikhalle auf dem neuen ruhigen, offenen Platz, aber auch dicht an dem eilig vorbeifließenden Verkehr, möge die Plastik ein Wahrzeichen für die symphonische Musik sein, die in diesem Haus aufgeführt wird: Hommage à Johannes Brahms, einen ihrer größten Komponisten." [1] So beschrieb Maria Pirwitz den Abschluss und Höhepunkt ihres Schaffens, die breitgelagerte, wogenförmige Bronzeplastik auf dem 1981 zur Brahms-Gedenkstätte neu gestalteten oktogonalen Platz vor der Musikhalle. Mit dem Architekten Jörn Rau zusammen hatte sie den ersten Preis eines 1979 von der Körber-Stiftung im Zusammenwirken mit der Freien und Hansestadt Hamburg ausgeschriebenen Wettbewerbs gewonnen. Man wollte dem ganz in der Nähe, in der Speckstraße im Gängeviertel geborenen Johannes Brahms ein Denkmal setzen, da sein Geburtshaus im Krieg zerstört worden war. In einer Gemeinschaftsarbeit mit den Trägern des dritten Preises, dem Bildhauer Thomas Darboven und dem Architekten Rainer Steffen gestalteten Maria Pirwitz und Jörn Rau die Anlage Johannes-Brahms-Platz/ Dragonerstall neu.
    Auch wenn Maria Pirwitz als Schülerin von Edwin Scharff an der Landeskunstschule aus der Tradition der figürlichen Plastik kam und immer wieder dorthin zurück fand, schuf sie auch abstrakte Werke und beschäftigte sich mit Problemen der abstrakten Gestaltung. Zwei Jahre vor ihrem Tod formulierte sie: "Die gestaltete Form ist wichtig, sie ist das Primäre bei der Idee und Durchführung meiner Plastiken. Form und Inhalt müssen eine Einheit bilden. Durch die Form ergibt sich der Ausdruck, der Gehalt eines Werkes. Bei den abstrakten Plastiken wird das am deutlichsten. Das Zueinander der Form, ihre Bewegung, ihre Linien, die Spannkraft des Volumens geben die Einheit und schaffen den geistigen Bezug, die Aussage. Anregungen dazu gaben oft Naturformen, Felsen, Pflanzen, Mondsichel. Daneben interessiert mich der Mensch in seiner einfachen Daseinsweise, als Stehender, Sitzender, Liegender oder in Beziehung zu einem anderen, ‚im Gespräch"". [1] Damit hat Maria Pirwitz ihren Themenkreis selbst benannt. Bei Aufträgen für Kunst am Bau waren ihre Werkstoffe Ton und Wachs für Bronze. Bei kirchlichen Aufträgen verwendete sie Holz, ein Material, das sie sehr faszinierte und das sie so einwandfrei handhabte, dass ein Tischler-Innungsmeister seinen Lehrlingen ihre Arbeiten als vorbildlich pries. Ihre Sehnsucht aber galt der Bearbeitung eines anderen Materials: "Ich wollte / daß meine Hände stark wären / einen Niethammer zu halten / Zeichen zu hämmern / in Stahlplatten. Aber meine Kraft / ist nicht von dieser Art / hin und wieder / gelingt es mir / einen schwarzen Stein zu wandeln / in einen Vogel / der fliegt."
    Text: Brita Reimers
    Zitat:
    1 Zit. nach: Hanns Theodor Flemming: Maria Pierwitz mit bisher unveröffentlichten Gedichten der Künstlerin und einem Beitrag von Tatiana Ahlers-Hestermann . Hamburg 1987.