Marie Kroos

    Stifterin, Frauenrechtlerin
    Blohmstraße 20 (Wohnadresse)
    Ehestorfer Weg 148 (Stift) Marie-Kroos-Stift: Altenheim

    Ornament Image
    10.2.1863
    Harburg
    -
    11.6.1955
    Hamburg
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    Grablage: 1117/19f bei Familie Mergell

    Geboren in der Harburger Blohmstraße 20, der Vater Kaufmann, gründete Marie Kroos 1903 den "Deutschen Evangelischen Frauenbund" in Hamburg, der sich u. a. um die Weiterbildung von Frauen aus der Arbeiterschicht, die Betreuung von Kindern werktätiger Mütter und um die Rechte der Frauen kümmerte. So entstanden eine Rechtsschutzstelle für "unbemittelte" Frauen und Weiterbildungskurse für Arbeiterinnen. Auch wurde 1906 das evangelische Kinderheim "Margaretenhort" in der Nöldekestraße erbaut.
    Da Marie Kroos unverheiratet und vermögend war - sie lebte mit ihrer Schwester in der Familienvilla - konnte sie sich ganz ihrem frauenpolitischen und karikativen Engagement widmen. Um die Not der Arbeiterschaft zu lindern, initiierte sie eine "Arbeiterinnenküche". Hier gab es für geringes Geld Frühstück und Mittagessen. Außerdem wurden eine Volks- und Jugendbibliothek, Schularbeitenhilfe und ein Gebrauchtwarenmarkt für Frauen aus der Arbeiterschaft eingerichtet.
    Zwischen 1918 und 1933 war Marie Kroos Abgeordnete der Bürgerschaft. Sie wollte, dass Frauen mehr politischen Einfluss erhielten. "Als Leiterin einer Studienkommission befasste sie sich mit arbeitsrechtlichen Fragen, der Wohnungsreform und der Analyse des Jugendschutzes und der Jugendfürsorge. Um die Multiplikatoren des neuen Bildes einer selbstbewußten und selbstbestimmten Frau zu gewährleisten, setzten sich die Frauen [ des evangelischen Frauenbundes Harburg] für die weibliche Leitung an höheren Mädchenschulen und die bedingte Zulassung von Mädchen an höheren Knabenschulen ein." ( "Der Deutsche Evangelische Frauenbund Harburg" ein Bericht von Frau Ettinger aus dem Jahre 1953).
    Im Alter von 70 Jahren legte Marie Kroos den Vorsitz im Deutschen Evangelischen Frauenbund Harburg nieder. Während der NS-Zeit lebte sie sehr zurückgezogen. Nach Ende des Krieges hatte sie ihr Vermögen verloren, ihr Haus war abgebrannt. Von nun an lebte sie bei ihren Verwandten, der Familie Thörl.
    Zeit ihres Erwachsenen Lebens hatte Marie Kroos davon geträumt, einmal ein Damenstift zu gründen für kulturell und sozial engagierte Frauen des Bürgertums. Doch es standen immer wieder andere dringlichere soziale Aktivitäten auf dem Plan. 1948 beschlossen Frauen des Deutsch Evangelischen Frauenbundes, Marie Kroos ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Es wurde zwar kein Damenstift gegründet, dafür aber ein Altersheim, für das Marie Kroos den Rest ihres Vermögens gab. 1955 wurde das Marie-Kroos-Stift eingeweiht, drei Monate später starb Marie Kroos.
    Text: Rita Bake